Eines kann man Steven Seagal definitiv nicht vorwerfen: Nämlich dass er sich in seinem Frührentner-Alter einfach auf die faule Haut setzen und die Plautze unter der Sonne Floridas grillen würde. Scheinbar braucht der gute Mann kontinuierlich größere Mengen Kohle. Dem Actionfan soll dies durchaus recht sein. Seagals Filmoutput lässt sich mittlerweile in der Tat schon recht treffend mit dem Kommentar "Fließbandarbeit" umschreiben.
Das Erstaunliche aber ist, dass die Qualität der letzten Ergüsse wieder ein relativ ansehliches Niveau erlangt hat.
Nach dem harten wie unterhaltsamen "Driven to Kill" präsentiert sich auch "The Keeper" als rundum gut konsumierbares B-Actionmovie, welches dank Keoni Waxmans überdurchschnittlicher Regieleistung und der lobenswerten Abkehr von billigen Ostblock-Drehorten dann auch gleich teurer aussieht als es eigentlich war.
Waxman ("Sweeper - Landmines") ist defnitiv ein Regisseur, an den sich der gute Steven auch künftig halten sollte. Mit "Dangerous Man" ist das erste Ergebnis weiterer Kooperation auch bereits erhältlich.
Auch für die Action sammelt "The Keeper" Pluspunkte. Geboten werden vorweigend sehr stylisch und blutig inszenierte Schusswechsel, aber auch im Nahkampf darf Seagal ab und an heftig und weitgehend doublefrei zulangen. Spektakuläre Moves sind freilich als Fast-60er nicht mehr drin, aber Armeverdrehen, Messerwerfen und Knochenbrechen geht auch im fortgeschrittenen Alter immer noch gut von der Hand. Auch eine leicht peinliche weil völlig sinnfreie Explosion hat sich in den Film verirrt, aber über diese sehe ich einmal großzügig hinweg.
Nicht überzeugen kann hingegen einmal mehr das Drehbuch: Irgendwo zwischen "Bodyguard" und "Man on Fire" haut sich Seagal durch optisch abwechlsungsreiche Schauplätze, die jedoch nur durch einen haudünnen roten Faden zusammengehalten werden. Spannung will zu keinem Zeitpunkt aufkommen und hier und da macht sich dann doch der Eindruck breit, dass man mit den Dreharbeiten möglichst schnell fertig werden wollte anstatt nochmal über die bestmögliche Inszenierung nachzudenken. Dass darunter auch die Charakterzeichnung zu leiden hat versteht sich quasi von selbst.
Immerhin zeigt sich unser verehrter Hauptdarsteller in recht guter Form und auch Klientel Liezl Carstens überzeugt zumindest mit einigen optischen Reizen.
Fazit: Technisch grundsolider B-Actioner mit harter Action, der jedoch an seiner ideenlosen Story, überflüssigen Nebencarakteren und ab und an etwas actionarmen Passagen krankt. Dennoch: Weiter so Steven! Leidgeprüfte Actionallesfresser können mit "The Keeper" absolut zufrieden nach Hause gehen.