Junge, Junge - wer hätte das für möglich gehalten? Da geschehen doch auf Steven Seagals alten Tage noch Zeichen und Wunder und der in Ehren aufgedunsene Kugelblitz kämpft sich leicht träge durch ein actionreiches, launiges B-Movie und entschädigt die letzten treu gebliebenen Fans seiner minimalistischen Schauspielkunst mit einem rasanten Actionthriller, der gegen Gurken wie "Attack Force" wie ein Oscar-Anwärter wirkt.
"The Sweeper" ähnelt in der Anfangssequenz minimal seinem 90ies-Hit "Hard To Kill": Seagal alias Drogencop Rolland Sallinger kommt seinem korrupten Kollegen in die Quere und fängt sich ein paar Kugeln ein. Nach wochenlanger Rehabilitation ist er zwar wieder fast der alte, doch von den Vorgesetzten zum Rentnerdasein verdammt.
Der Anruf eines alten Freundes und Ex-Kollegen kommt wie gerufen: Sallinger soll als Leibwächter die Tochter seines Freundes beschützen, die kurz zuvor beinahe das Opfer einer Entführung geworden wäre. Schon bald lässt es der Ex-Cop in Texas ordentlich krachen.
Mit doppelten Kampfgewicht kehrt Steven Seagal zurück: sichtlich gealtert und weiser, wirkt er in den ruhigen Momenten um einiges glaubwürdiger als noch in seinen früheren Werken - zumindest nimmt man ihm die sentimentalen und melancholischen Seiten eher ab als damals in "Deadly Revenge".
Ja, Steven Seagal ist in die Jahre gekommen und glaubwürdiger als jemals zuvor: er trägt eine Brille um seine Waffe zu reinigen und schluckt Pillen gegen seine Schmerzen - kein Hokupokus mehr wie Räucherstäbchen und buddhistische Weisheiten. Eine Entwicklung, die seiner Filmfigur, die sich ansonsten kaum von seinen anderen Rollen unterscheidet, Substanz verleiht und ihn menschlicher macht.
Weg vom Image des unverletzlichen, stets siegreichen Draufgänger - hin zum nachdenklichen, in die Jahre gekommenen und gereiften Mann, der es noch immer drauf hat.
Die Handlung von "The Keeper" ist nun wirklich keine Offenbarung - es ist alles schon einmal dagewesen und eine Entführung als Dreh- und Angelpunkt der Story ist nun wirklich etwas mager. Da hätte das Drehbuch von Paul A. Birkett bei aller Routine durchaus etwas raffinierter gestaltet sein können.
Es ist zu einfach gestrickt, es mangelt an überraschenden Wendungen und einem charismatischen Bösewicht.
Dafür glänzt Keoni Waxmans Film durch eine souveräne Inszenierung. "The Keeper" ist flott und temporeich in Szene gesetzt, der Score ist streckenweise sehr gelungen und die zahlreichen Actioneinlagen mitsamt blutigen Shoot Outs sind über jeden Zweifel erhaben.
Man merkt dem Film in jeder Einstellung an, dass es sich hier nicht um eine NU IMAGE-Produktion handelt, denn obwohl "The Keeper" "Direct-To-DVD"-konzipiert ist, stand offensichtlich ein akzeptables Budget zur Verfügung.
Es ist wirklich eine willkommene Abwechslung und eine Wohltat, mal wieder einen Film solchen Kalibers an Originalschauplätzen zu sehen: keine Ostblock-Kulissen, keine rumänischen Statisten und vor allem keine billige Atmosphäre. "The Keeper" könnte Seagals Aufstieg in die A-Liga des B-Movies bedeuten und macht zumindest Lust, seinen weiteren Output genauer unter die Lupe zu nehmen.
7,75/10