Harold Ramis ist, ohne Frage, jener Regisseur, der die wohl beste Komödie der letzten 20 Jahre aufs Parkett gelegt hat: "Und täglich grüßt das Murmeltier". Über keinen Film haben mehr Generationen gelacht, als über diesen Film. Vom Kind bis zum Großvater, vom intellektuellen Zuschauer bis zum Popcorn-Liebhaber, vom Amerikaner bis zum Afghanen. Ramis cleverer Geniestreich ist als Komödienmeisterstück, neben Filmen wie "Der rosarothe Panther" (1964) oder "Manche mögens heiß", nicht mehr wegzudenken. Klar, dass sich seine späteren Filme daran messen müssen und klar, dass es danach auch kein Ramis-Film mehr geschafft hat, auch nur in die Nähe des Murray-Klassikers zu gelangen. Auch nicht "Year One", bei dem sich der Regisseur nun mit Judd Apatow zusammentut, der für viele als der Komödienspezialist der Neuzeit gilt. Jedoch besser als Ramis (vor-)letztes Werk, das völlig verschenkte "The Ice Harvest", ist die Steinzeitklamotte allemal.
Denn "Year One" ist vor allem eins: eine Blödelfilm wie er im Buche steht. Ohne Tiefgang, ohne Innovationen oder moralischem Überhang. Einfach nur eine 90 minütige Blödelei am Stück. Die Story passt dazu wunderbar: Es geht um die beiden Freunde Zed und Oh, die im (aus fiktiver, nicht christlicher Sicht gesehenem) Jahr Eins leben, dem Jahr als wohl alles begann. Der Eine ist draufgängerisch, der Andere schüchtern, also genau die richtige Mischung für zwei Freunde, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Als sie eines Tages einen mächtigen Fehler begehen, werden sie von ihrem Stamm verstoßen und müssen nun sehen, wie sie sich in der Welt zurecht finden. Doch diese sieht hinter dem nächsten Berg, wo die Welt eigentlich zu Ende sein müsste, ganz anders aus als gedacht und das Abenteuer beginnt... Ohne Frage, wie schon am Anfang erwähnt, ist die Geschichte alles andere als innovationsvoll, geschweige denn tiefsinnig oder sonst etwas, was den Freund von anspruchsvollerer Comedy wichtig sein kann. Es läuft alles auf recht vorhersehbaren Bahnen ab, die Charaktere sind nicht selten Klischeebehaftet und nahezu keine Tat, die hier von den Hauptfiguren begangen wird, ist irgendwo sonderlich sinnvoll. Doch wer all das nicht groß erwartet, sondern einfach nur mal wieder richtig ablachen will, dem wird die Story durchaus schmecken, denn auch am Anfang der Zeit kann es durchaus komisch zugehen.
Und da Ramis durchaus einen Sinn für gelungene Komik hat, funktioniert "Year One" aus Blödelsicht auch wirklich gut. Von Anfang an macht sich eine nicht unbrauchbare Atmosphäre von Heiterkeit breit, die sich fast durch den ganzen Film zieht. Egal ob die beiden Freunde im Dorf über das andere Geschlecht schwadronieren, sich daran amüsieren, wenn sich Kain und Abel gegenseitig die Köpfe einschlagen oder später in Rom, als nicht wirklich brauchbare Sklaven, ihren Treibern eher auf die Nerven gehen, als ihnen wirklich zu helfen. Stetig kann über das Treiben geschmunzelt werden, ab und an sogar wirklich ausgiebig gelacht, wenn die Beiden z. Bsp. Gefühle wie in einer Achterbahn bekommen, wenn sie ihre erste Fahrt auf einem, von Ochsen gezogenen, Gefährt machen. Oder wenn Oh als Goldstatur sein Bestes versucht oder Zed nicht selten in das nächst größere Fettnäpfchen tritt. Ramis weiß einfach oft genug, wo er die Pointen setzen muss, damit der Zuschauer auch wirklich lacht.
Schade nur, dass es nicht bis zum Schluss klappt. Denn vor allem im hinteren Teil des Streifens verrennt sich Ramis dann doch das ein oder andere Mal und man merkt zudem nur allzu deutlich, dass auch Apatow seine Finger im Spiel hat, was mal mehr mal weniger gut ist. Der erste Fäkalwitz, bei dem Zed das Spurenlesen ein wenig zuuu weit treibt und beherzt in ein Stück braunes Irgendwas beisst, ist, aufgrund der Umgebung und der Zeit in der der Film spielt, durchaus witzig. Wenn dann aber Oh an den Füßen aufgehängt wird, pinkeln muss und es dann irgendwann laufen lässt und dies im Film bis aufs letzte ausgekostet wird ("bahh nicht in die Nase"), dann ist das einfach nur noch eklig. Genauso wie komplette Auswahl der vorhanden homophoben Witze, die hier durch die Bank weg nur peinlich sind. Dann merkt man doch, dass Ramis von seinem Murmeltier mittlerweile weit entfernt ist.
Die Inszenierung selbst kann sich dafür wieder sehen lassen. Die Steinzeit, die Römerzeit und all die anderen vergangenen Zeiten, welche Ramis in seinen Film eingebaut hat, kommen gut zur Geltung, was vor allem der gelungenen Kulissenauswahl, sowie den Kostümen zu verdanken sind. Auch wenn man sich sicher beherzt darüber streiten kann, ob das Aufgefahrene hier authentisch ist, für ein gewisses Steinzeit-Feeling reicht das Vorhandene mehr als aus und auch die Musik passt.
Dazu das nette Darsteller-Duo Jack Black und Michael Cera, welches hier einfach nur wie die Faust aufs Auge zusammenpasst. Beide spielen für sie typische Rollen, was für Black den üblich durchgeknallten Draufgänger bedeutet und für Cera den bemitleidenswerten und schüchternen, dafür aber auch hochintelligenten Streber. Beide machen ihre Sache wirklich hervorragend, so dass sich alleine schon für die Beiden der Eintritt lohnt. Dazu noch so manch übliches Gesicht der Apatow-Gang wie Christopher Mintz-Plasse oder Paul Rudd, sowie ein herrlicher David Cross und Vinnie Jones. Einzig und allein der sonst so wunderbare Oliver Platt enttäuscht enorm, da die Rolle des tuntigen Hohenpriesters ihm so überhaupt nicht steht und er diesen auch wirklich extrem unter seinem Niveau darstellt. Kurzum, total verschenkt. Schade!
Fazit: "Year One" ist eine Blödeklamotte in jedweder Hinsicht, nicht mehr und nicht weniger. Wer hier auch nur einen Anflug von intelligenterem Humor sucht ist falsch, hier wird geblödelt, dass sich die Balken biegen. Und es funktioniert! Es funktioniert, weil Ramis immer noch weiß, wann man die Pointen zu setzen hat, weil Black und Cera ein wunderbar eingespieltes Team sind und weil verlogene Moralkeulen oder unterschwellige Versuche von "ich will doch mehr sein als ich bin" absolut außen vor bleiben. "Year One" steht dazu nur leicht verdauliche Comedy zu sein und genau das macht ihn im Endeffekt sympathischer, als so manch anderer Comedystreifen der letzten Tage. Auch wenn dem Ganzen zum Schluss die Puste ausgeht und dann auch mal nicht jeder Gag sitzt, wirklich Böse kann man dem Treiben eigentlich nie sein. Wer also mal wieder nach leichter Kost Ausschau hält und sich daran nicht stört, dass zumindest der Mann auf dem Regiestuhl auch schon mal Besseres zu Tage gebracht hat, der kann sich mit "Year One" einen luftigen Abend machen.
Wertung: 6,5+/10 Punkte