Mit „Ice Age“ wandelt 20th Century Fox zwischen den Pfaden, die „Shrek“ und Walt Disney einschlugen.
Der Anfang, welcher auch gleichzeitig der erste Trailer war, ist göttlicher Slapstick: Scrat, eine absolut verblödete Mischung aus Ratten und Eichhörnchen, will eine Nuss verstecken, löst dabei aber eine Lawine sondergleichen aus. Allein mit der Animation des Rattenhörnchens und dessen absurden Kreischlauten haben die Macher von „Ice Age“ einen echten Brüller an den Anfang gesetzt.
Nachdem Scrat nach seiner etwas hektischen Flucht von den Eismassen im Tal ankommt, kommt er sofort unter die Füße einer gewaltigen Tierkarawane, die nach Süden zieht um vor der Eiszeit zu fliehen. Lediglich Manni, ein Mammut, marschiert in die andere Richtung.
Sid, das Faultier, wurde hingegen von seiner Verwandtschaft zurückgelassen. Der trottelige Sid verscherzt es sich auch prompt mit zwei Nashörnern, wird aber durch Manni gerettet. Sid beschließt seinem Beschützer in den Norden zu folgen – was dieser aufgrund von Sids großem Plappermaul gar nicht gut findet.
Ein paar Säbelzahntiger wollen sich hingegen an einem menschlichen Jäger rächen, indem sie sein Baby entführen und fressen. Doch das Baby landet nach einem Angriff der Raubtiere bei Manni und Sid. Diese wollen das Kind zurück zu seinen Eltern bringen, also wird ihnen Säbelzahntiger Diego hinterhergeschickt. Dieser versucht mit List an das Baby zu kommen, da er vor Mannis Kräften Respekt hat und erbietet sich als Spurenleser...
„Ice Age“ versucht den Anarchohumor von „Shrek“ mit dem Familienidyll von Disney zu verbinden und ist dabei ausgesprochen gut. Denn Regisseur Chris Wedge setzt total auf gutes Timing und eine Bandbreite an Gags, die für jeden etwas bieten.
Zuerst einmal gibt es den groben Slapstick, der wunderbar funktioniert, egal ob Scrat mal wieder ein heilloses Chaos anrichtet (die Scharade mit Diego, Sid und Manni ist genial; aber eigentlich trift das auf jeden seiner Auftritte zu) oder Sid für seine dummdreiste Art ordentlich eins auf den Deckel bekommt. Das Timing ist super und der Slapstick für jedermann geeignet.
Ganz anders sind die subtilen Anspielungen, z.B. wenn „Ice Age“ eine Theorie vorschlägt, warum die Dodos ausstarben. Auch wenn ich nicht zuviel verraten möchte: Dies wird eher nebenbei präsentiert und richtet sich an ältere Semester; die Kiddies im Publikum dürften den Witz eher nicht verstehen. So steckt der Teufel teilweise im Detail.
Gleichzeitig wird auch noch ein wenig auf die heutige Zeit angespielt, z.B. das erste Footballspiel der Geschichte oder jener weltbekannte Funkspruch „Captain, Eisberg vorraus“, der in James Camerons „Titanic“ noch zelebriert wurde. Diese Anspielungen sind auch für jüngere verständlich.
Für das „Shrek“-verwöhnte Publikum gibt es sogar richtig erwachsenen Humor, z.B. das „Es gibt kein Uns!“. In dieser Hinsicht wird zwar nicht so viel geboten, aber genug um bei Laune zu halten.
Zum Ende hin wird „Ice Age“ auch recht sentimental, was allerdings kein Kritikpunkt sein soll: Denn z.B. die Höhlenmalereiszene ist auf eine schöne Weise traurig und unterscheidet sich wohltuend von dem oberflächlichen Heile-Welt-Kram, den viele Animationsfilme vermitteln wollen. Allerdings ist der Schluss recht arg auf Happy End getrimmt. Aber zum Glück werden allzu dämliche Ideen, wie friedliches Zusammenleben zwischen Mensch und Tier, nicht eingebracht und schlimme Befürchtungen des Zuschauers werden nicht wahr.
Die Synchro ist klasse, auch wenn mir die im Trailer verwendeten Stimmen noch etwas besser gefielen. Trotzdem gibt es hier nichts zu meckern, auch Otto verhunzt Sid nicht. Denn dies hatte ich persönlich gefürchtet, da mit dem Starstatus der Sprechers geworben wurde. Aber Otto stellt sein Stimmtalent ganz ins Zeichen des Drehbuchs und bleibt eine gute Synchronstimme unter vielen.
Was fehlt „Ice Age“ dann? Trotz aller gelungen Momente ist „Ice Age“ nicht unbedingt ein Film, der einen wahrhaft bleibenden Eindruck hinterlässt. Denn man lacht schön und fühlt mit den Figuren mit, aber seit „Shrek“ ist diese neue Art von Animationsfilm nicht mehr so revolutionär. So bleibt „Ice Age“ am nächsten Morgen nach dem Kinobesuch eine schöne, aber wenig detaillierte Erinnerung.
„Ice Age“ ist eine solide Animations-Comedy mit familientauglichen Elementen, die zwar überzeugt, aber leider das große Klassenziel verfehlt.