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Mit dem Geisterschocker "Drag me to Hell" begibt sich Regisseur Sam Raimi (Spiderman, Darkman) zurück zu den Wurzeln seiner Karriere. Und die begann mit "Tanz der Teufel", seinem bis heute immer noch besten Film. Blutiger und spannender Horror um Dämonen, ungefähr so könnte man sein neuestes Werk auch betiteln. Mit seinem Bruder Ivan Raimi schrieb er das Drehbuch, finanziert wurde der Streifen von seiner Produktionsfirma Ghost House, in die auch Stammproduzent Robert Tapert involviert ist. Es war wirklich an der Zeit, dass sich Raimi mal wieder dem einfachen gestrickten, aber harten und altmodischen Horror widmet. Zu Beginn erscheint das Universal Logo der 80er Jahre und überhaupt erinnert "Drag me to Hell" nicht an die jetztige Zeit. Allerdings sollte man diesen Film im Kino gesehen haben, denn die extrem lauten Sounds blasen einem fast aus dem Kinosessel. Christopher Youngs brachialer instrumentaler Score untermalt das Geschehen nicht nur laut, sondern immer spannungsfördernd und passend. Und genau diesen Sound in Verbindung mit Schockeffekten sollte man im Kino gesehen haben, ich denke "Drag me to Hell" wird sich auf dem normalen Fernseher nicht so furchteinflößend auswirken.
Es geht um den Posten des stellvertretenden Bankdirektors. Christine Brown (Alison Lohman) oder ihr Kollege Stu Rubin (Reggie Lee) sollen den Posten erhalten. Doch Christines Leben ändert sich, als die alte Zigeunerin Mrs Ganush (Lorna Raver) um eine Kreditverlängerung für ihr Haus bettelt. Christine weist die alte Dame ab, die ihr abends im Parkhaus auflauert und einen Fluch über Christine legt. Ab sofort wird Christine vom Dämonen Lamia verfolgt, der sie erst drei Tage nur peinigt, um sie dann in die Hölle zu holen. Christine und ihr Freund Clay Dalton (Justin Long) suchen Hilfe bei einem Medium (Shaun San Dena). Doch der Lamia ist nicht so einfach auszutreiben.

Die Story war noch nie die Stärke eines derartigen Films. Wenn Mrs. Ganush so eine Macht hat, fragt man sich warum sie um einen Kredit betteln muss. Auch warum sich der Geist ein so langes Vorspiel gönnt, bevor er sein Opfer in die Hölle zieht. Hinzu kommt ein spanisches Medium, welches einen kleinen Jungen, der vom Lamia besetzt war, nicht retten konnte und nun auf eine weitere Chance wartet. So startet "Drag me to Hell", in den späten 60er Jahren, als der Lamia sich den kleinen Jungen holt. Raimi hat die atmosphärische Inszenierung nicht verlernt. Dunkle Parkhäuser, uralte Häuser oder der Friedhof sind die idealen Orte. Auch die üblich lange Einführung beschränkt sich hier auf das nötigste. Die Charaktere wirken trotzdem nicht vernachlässigt, aber der Plot bleibt größtenteils vorhersehbar. Aber Raimi macht ordentlich Tempo, bietet nicht nur Hochspannung, sondern einige fiese Schocks auf die man nicht vorbereitet ist. Wirklich heftig ist der Überfall von Mrs. Ganush auf Christine im Parkhaus. Warum die Zigeunerin Christine nicht einfach mit Fluch belegt, sondern vorher noch mit ihr kämpfen muss, bleibt fraglich.
Da es sich hier um die PG-13 Fassung handelt, Raimi legte zwei Fassungen vor, müssen wir auf Goreeffekte natürlich verzichten. Trotzdem ist "Drag me to Hell" für diese niedrige Freigabe ganz schön heftig. Da wird ein Auge zugetackert, ein Lineal in den Mund gerammt und einige Ekel und Schleimeffekte sind auch vorhanden. Oder wenn bei der Seance der Lamia auftaucht und Besitz von einigen Menschen ergreift, erinnert das ganz entfernt an "Tanz der Teufel". Natürlich nicht so drastisch und blutig, aber dennoch unheimlich, mit guter Maske. Raimi versucht mit CGI sparsam umzugehen, aber vermeiden ließ es sich natürlich nicht. Die CGI-Effekte sind nicht immer auf dem höchsten Stand, aber passabel. Dafür wird man mit einer lückenlosen Inszenierung belohnt. Ständig wird Christine vom Lamia heimgesucht, sie hat Halluzinationen und Alpträume. Das Auge im Kuchen ist so eine typische Raimi-Idee und desweiteren gestalten sich die Halluzinationen als sehr kreativ und oft eklig. Und wenn man schon denkt es sei vorbei, wartet Raimi nochmal mit einem garstigen Schock.
Die Darstellerriege ist sehr erfreulich. Die zwei Jungdarsteller Alison Lohman und Justin Long meistern ihre Rollen locker und geben zwei glaubwürdige Charaktere ab, in die man sich auch hineinversetzen kann. Extrem unheimlich ist Lorna Raver als Mrs. Ganush, ihr Anglitz bleibt einem mehrere Tage im Gedächtnis. David Paymer als Bankchef ist auch eine gute Wahl, so wie Reggie Lee als unsympatischer Stu Rubin.

Genau das, was das Genre Horror mal wieder gebraucht hat. Altmodisch, schnörkellos und spannend kehrt Raimi auf die Leinwand zurück. "Drag me to Hell" erinnert an alte Zeiten und bietet trotz niedriger Freigabe einige heftige Schocks. Mit guten Darstellern, einem brachialen und lauten Score, nebst unheimlicher Sets kann man bedenkenlos in die Lichtspielhäuser gehen. Man bekommt genau das, was man sehen will. Aber vorsicht, wer sonst schon Angst im Dunkeln hat, sollte Raimis neuesten Schocker meiden.

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