"Back to the Roots" war das Erste, was mir zu Sam Raimis aktuellem Kinofilm "Drag me to Hell" einfiel. Endlich gelang dem Schöpfer von "Tanz der Teufel" nach für meinen Geschmack eher zweifelhaften Big Budget-Heulern der Marke "Spiderman" wieder ein klassischer OldSchool-Horrorschinken, der sich einen Teufel um moderne Genretrends schert.
Stattdessen setzt "Drag me to Hell" konsequent auf augenzwinkernden Grusel der alten Schule, der von blutigem (aber nie exzessivem) Gekröse über Humor bis hin zu wohlplazierten Schockszenen alles zu bieten hat, was sich der geneigte Horrorfreund wünscht. Dabei stört die ziemlich simple, nicht gerade innovationspreisverdächtige Story um eine Verfluchung und das Abwenden derselben keineswegs, im Gegenteil: Eine solch althergebrachte Geschichte passt schlicht wunderbar zu einem Film, der immer wieder an die guten alten 80er-Jahre und Raimis Frühwerk erinnert, was natürlich auch in optischer oder akustischer Hinsicht gilt.
Die zurückhaltende Technik erweist als ein erstklassiger Kontrast zu den sonst üblichen Effektorgien der heutigen Zeit. Da mag man sich vor Effekten wie einer bedrohlich vorankrabbelnden Schattenhand geradezu in Ehrfurcht verneigen, einfach herrlich altmodisch! Insbesondere, wenn dann noch effektive wie einfache, nicht nur einmal an "Tanz der Teufel" erinnernde Soundeffekte für zusätzliche Schaueratmosphäre sorgen...
Ganz wie man es von Meister Raimi erwartet, gibts natürlich auch eine Handvoll netter Schleim- und Goreeffekte, die das Horrorprogramm stimmungsvoll abrunden. Vom aktuellen Splattertrend distanziert sich "Drag me to Hell" aver dankenswerterweise und punktet vielmehr durch ironische Untertöne.
Die Schauspielerriege bietet insgesamt wenig Anlass zur Kritik. Justin Long war mir zwar noch nie wirklich sympathisch, aber der ein oder andere nette Spruch beim örtlichen Wahrsager und das den Film durchziehende, raimi'sche Augenzwinkern stimmen mich schließlich milde. Toll besetzt ist schließlich Alison Lohman für die weibliche Hauptrolle, "Prison Break"-Darsteller Reggie Lee macht sich als Unsympath wie stehts sehr gut und last but not least gebührt Lorna Raver im Part des finsteren Großmütterchens ein dickes Extralob: Schlicht herausragend unter anderem die Szenen in Bank und Tiefgarage!
Letztlich ärgere ich mich eigentlich nur darüber, dass wieder einmal der Kinotrailer einfach viel zu viele Highlights preisgegeben hat. Echt eine Schande!
Genrekenner werden zwar auch so die meisten Schockmomente und Handlungskniffe gefühlte Minuten im Vorraus erahnen, aber zumindest genreunerfahrenere Zuschauer werden sich hier bei entsprechendem technischen Kino- bzw Heimkinoequipment nicht nur einmal ganz wunderbar erschrecken können! Im Kino hat es bei einigen weiblichen Zuschauern schlicht sensationell geklappt.
Beim sehr sehr offensichtlichen finalen Twist hätte sich Raimi dann aber doch noch mehr Mühe geben können...
Fazit: Zwar bewusst wenig innovativ, aber dafür technisch wie schauspielerisch toll durchkomponierter Old School-Horror, wie man ihn heute leider viel zu selten findet. Besonders die erste Filmhälfte hat mich wirklich begeistert. Hoffentlich bleibt Sam Raimi dem Genre auch weiterhin treu, seine langjährigen Fans würden es ihm ewig danken! Es darf auch gerne noch eine Schippe Terror zusätzlich draufgelegt werden wenn es nach mir geht!