Na Raimi, weich geworden auf deine alten Tage? ;-)
OK, mal im ernst: Wer hier einen Horrofilm im Stil von "Tanz der Teufel" erwartet, der wird enttäuscht. Es ist einfach zu wenig Ekel und Horror in diesem Film enthalten.
Die Handlung ist durchaus interessant: Im Kampf um eine Beförderung im Haifischbecken Kreditabteilung kündigt eine Bankangestellte einer alten Zigeunerin die Hypothek und wird von ihr verflucht. Jetzt ist ein Dämon hinter ihr her. Sie kann den Fluch weitergeben - aber an wen? Je näher der Dämon kommt, desto größer wird die Angst und die Gewissensbisse werden kleiner...
Das klingt komplex und das ist es auch - im Prinzip ein verkopftes ethisches Kammerspiel. So ungefähr hätte es wohl ausgesehen, wenn Fassbinder einen Zombiefilm gedreht hätte.
Das hat Fassbinder aus gutem Grund nicht getan, und es stellt sich die Frage, warum Raimi sich das nicht auch verkneifen konnte. Wollte er einen Horrorfilm drehen und ist nach Jahren des Filmschaffens zu anspruchsvoll geworden für die "Simple Pleasures"? Oder wollte er ein moralisches Dilemma verfilmen und dabei noch einige Splatter-Fans ins Kino locken? Wie auch immer: Der Film kann sich für keine Straßenseite entscheiden und wird in der Mitte überfahren.
Das soll ganz und gar nicht heißen, daß der Film "schlecht" ist. Raimi ist ein so guter Regisseur, daß er vermutlich gar keine schlechten Filme drehen kann. Handwerklich kann Drag Me To Hell überzeugen, darum auch die sechs Punkte. Aber daß in diesem Problem-Film sporadisch völlig überflüssige Ekelhorroreffekte aufgetaucht sind (bzw. daß sich der Horrorfilm durch ellenlange "horror-lose" Handlungsfäden wie Kaugummi zieht), hat zumindest bei mir für einige Irritation gesorgt.