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Sam Raimi ist ein Name, der jedem Horror-Fan etwas sagen sollte. Mit seiner "Tanz der Teufel"-Trilogie hat er nämlich ganz große Klassiker des Genres geschaffen, vor allem mit dem ersten Teil. Ähnlich wie ein Peter Jackson hat er es mit der Zeit geschafft, im Mainstreamkino anzukommen (u.a. mit Filmen wie "Schneller als der Tod", "Ein einfacher Plan" oder "Aus Liebe zum Spiel"). Zwar hat er sich nicht irgendwelchen Hobbits und Affen gewidmet, aber dass gerade er Regie bei den "Spiderman"-Filmen geführt hat war für den geneigten Genre-Fan mindestens genau so eine Überraschung (denn die sind schon eine andere Kategorie als ein moderner Western, ein schwarzhumoriger Thriller oder eine Sport-Schnulze). Ja, Horror/Splatter Regiesseure, die die großen Blockbuster des neuen Jahrtausends drehen... irgendwo schon urig. Nun während Peter Jackson anscheinend gerade versucht, sich etwas tiefergehenden mit den Hobbits zu beschäftigen, hat Raimi ein Film gedreht, der etwas mher "back to the roots" ist.

Dieser heisst "Drag me to Hell" und der Titel hat durchaus seinen Sinn. Losgehen tut es 1969. Der Sohn mexikanischer Einwanderer hört seit drei Tagen seltsame Stimmen und sieht komische Dinge. Seine Eltern bringen ihn panisch zu einem Medium, das ihm helfen soll. Allerdings vergebens, denn der Junge wird kurze Zeit später von einem Dämon in die Hölle hinabgezogen. Dann folgt ein Zeitsprung und wir sind in der heutigen zeit angelangt. Christine Brown arbeitet für eine Bank und will stellvertretende Fillialleiterin werden. Aber der Chef mag den Neuling lieber, wohl weil er ein Mann ist. Er sagt, Christina müsse auch einmal harte Entscheidungen treffen können. Als dann die Zigeunerin Sylvia Ganusch kommt, um darum zu bitten, ihr Haus noch nicht zu pfänden, versucht Christine beim Chef nochmal alles, aber der überlässt ihr die Entscheidung. Sie will sich beweisen und sagt nein. Das führt dann zu einer peinlichen Szene und dazu, dass die alte Frau Ganusch hier Haus verliert. Nach einer Auseinandersetzung mi ihr Abends in der Tiefgarage beschleicht Christine ein seltsames Gefühl: Sie wurde verflucht.

Das wurde sie dann auch in der Tat. Und Raimi versucht mit "Drag me to Hell" etwas ähnliches abzuziehen wie mit "Evil Dead II" und noch mehr "Armee der Finsternis": Eine abstruse Horrorkomödie mit viel Humor, kuriosen Einfällen und einigen ekligen Einlagen. Eins vorweg: Leider schafft Raimi es nicht ganz an seine beiden selbstgedrehten Vorbilder heranzukommen. Woran es genau liegt kann man schwer erklären. Denn es gibt viele Szenen, die wirklich vor Raimis eigenem, abstrusen Witz sprudeln, es gibt darüber hinaus sogar noch weitere Anspielungen gerade auf die "Tanz der Teufel"-Reihe. Seine Handschrift ist unverkennbar. Sei es bei dem urkomischen Kampf in der Tiefgarage, der Trauerfeier, der Sceance oder auch ganz am Ende beim "Showdown". Überall erkennt man zweifelsfrei, wer hier Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hat. Vieles wirkt einfach übertrieben, comichaft. So zum Beispiel auch eine Szene in der Bank, in der Christine fontänenartiges Nasenbluten bekommt. Alles ist, wenn man angesprochene Vorbilder, komisch und zeigt auch, dass Raimi immer noch er seine eigene Art Humor hat.

Und dennoch überzeugt "Drag me to Hell" nicht ganz. Denn so gut Raimis Humor (wenn man ihn, wie ich, mag) rüberkommt, irgendwie fehlt irgendetwas. Oder sagen wir es so: Es ist auch etwas zu viel da. Denn "Drag me to Hell" hat durchaus eine ganz interessante (wenn auch nicht direkt neue) Geschichte. Wo "Evil Dead II" und "Armee der Finsternis" handlungstechnisch ziemlich simpel gestrickt waren (ohne sagen zu wollen, "Drag me to Hell" sei komplex), hat "Drag me to Hell" schon etwas mehr Handlung. Dort, wo die beiden älteren Raimi-Vehikel mit "Ash" (Bruce Campbell) einen mit Plattitüden um sich werfenden Tollpatsch hatten, hat "Drag me to Hell" durchaus eine glaubwürdigere Hauptfigur. Und durch das Mehr an Handlung und das Fehlen des komplett durchgedrehten Protagonisten wird dem Wahnsinn Einhalt geboten. Es blitzt oft genug durch, aber wirkt etwas eingeschränkter. Deshalb kommt "Drag me to Hell" auch nicht ganz an die anderen beiden Achterbahnfahrten heran.

Dennoch ist und bleibt "Drag me to Hell" ein hoch amüsanter Film. Die Spannungskurve stimmt, es gibt vereinzelte Schockeffekte und eine Handlung, die durchaus interessant ist. Dazu holt wohldosierter Wahnwitz in Sachen Raimis Humor und Darsteller, die zwar nicht direkt glänzen, aber für diesen Film vollkommen ausreichen. Das einzige, was bei Zeiten kritisiert werdne könnte wären manche CGI-FX, die doch reichlich seltsam anmuten. Im Großen und Ganzen sehen aber auch die Effekte ansprechend genug aus. Jedenfalls lässt dieser Film durchaus auf das angekündigte "Evil Dead" Remake hoffen, denn wenn Raimi sich da etwas weniger zügelt, dann könnte es ein wahrliches Feuerwerk an Abstrusitäten und schlechtem Geschmack werden.

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