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Verfilmungen von Charles Dickens' Klassiker „A Christmas Carol“ gibt es so einige. Eine Modernisierung des Stoffs ist kein risikofreies Unterfangen, Richard Donner inszenierte mit „Scrooged“ eine solche Variante. Und diese ist spürbar in den späten 1980er Jahren verwurzelt. Scrooge heißt hier Frank Cross und ist Produzent beim TV-Sender IBC. Früh lässt das Skript etwas Mediensatire durchscheinen, Franks Welt besteht aus Effekthascherei und Gewalt, selbst die anstehende Produktion einer Liveübertragung von Dickens' Weihnachtsgeschichte wird entsprechend beworben und aufgemotzt. Laut und grell, wie die 80er eben auch sein konnten und hierin generell überzogen präsentiert sich „Scrooge“ als eben Parodie auf seine eigene Fernsehlandschaft, andererseits aber auch als moderne Erzählung der bekannten Geschichte einer (eventuellen) Läuterung.

Die Parallelen zur Vorlage sind dabei im Ablauf ausreichend erkennbar. Nur eben lauter, schriller und medialer. Was nicht immer von Vorteil ist, mitunter ist „Scrooged“ etwas anstrengend und brüllt einem seine Erzählung um die Ohren. Das damals moderne Drumherum mit manch politischer Botschaft und der Transformation der Figuren in zeitgenössische Rollen funktioniert annehmbar, die drei Geister sind von schwankendem Unterhaltungswert. Natürlich wird es zum Ende so richtig happy, das tut schon etwas weh. Irgendwo ist da im Kern die Kunde der ursprünglichen Erzählung, sie liegt nur unter einigem Krach aus dem Gewehr mit munterer Geiselnahme im Regieraum begraben. 

Mit Bill Murray in der Hauptrolle ist das passend besetzt, er darf gewohnt grummelig sein, später dann freidrehen. Karen Allen als Claire ist herzig, von den Geistern bleibt am ehesten Carol Kane im Mittelteil in Erinnerung. Der Cast ordnet sich der Geschichte und Murray unter, die meisten Leute wirken eher nötig denn gewollt in der Inszenierung, die sich voll auf seinen Hauptdarsteller verlässt. Und dieser ist zwar der Scrooge hier, aber im Gegensatz zu Dickens' Figur nicht verbittert, sondern einfach ein Yuppie-Arschloch. Bei dem fraglich ist, ob er am Ende wirklich was gelernt hat, wenn er sich doch wieder nur medienwirksam ins Zentrum stellt und eine Tänzerin knutscht, um dann zu sagen, dass seine Herzdame doch besser ist?! Vielleicht zieht der Streifen deswegen auf der emotionalen Ebene einfach nicht so, wie er sollte. 

„That was a lousy thing to do.“

Mit Getöse modernisierte Version von Charles Dickens' Klassiker, tonal völlig in den 1980ern verankert und somit laut und nach vorne gehend. Auch wenn er sich daran versucht, Donners Film trifft nicht die besinnlichen Töne der Vorlage und liefert eine teils gelungene und teils fragwürdige Transformation in die (damalige) Gegenwart. Irgendwo schleicht hier auch eine Mediensatire herum, am Ende ist es aber eine Show für Bill Murray. Nette Variante der bekannten Geschichte, die aber auch anstrengend sein kann und am Ende dann das liefert, was sie zu Beginn noch angeprangert hat. 

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