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Der junge Lehrer Akira (Atsuro Watabe) kommt in das abgelegene Bergdorf Ikeno, wo er Miki Bonomiya (Yuki Amami) kennnlernt. Trotz des Altersunterschiedes interessiert er sich für die zurückgezogen lebende Frau, die in ihrer Manufaktur handgeschöpftes Papier herstellt. Dabei stellt er fest, welch Argwohn Miki und ihrer Familie von den anderen Dorfbewohnern eines anderen Clans entgegenschlägt, verständnislos steht er inmitten abergläubischer Patriarchen. Regisseur Masato Harada zeichnet ein wenig hoffnungsvolles Bild eines scheinbar idyllischen Ortes, an dem die japanische Tradition von der modernen Welt eingeholt wird, lässt jedoch lange Zeit im Unklaren, in wie weit sein Drama tatsächlich von unheilvollen Dämonen beeinflusst wird oder im Aberglauben begründet liegt. Mysteriös häufen sich Todesfälle, die für die Dorfbewohner im Zusammenhang mit Mikis Familie, den Bonomiyas, stehen müssen, Sündenböcke oder der Fluch einer Sippe bleibt das geheimnisvolle Rätsel. Dazu bedient er sich einer fantastischen Berglandschaft auf der Insel Shikoku und deren Wälder, überzeugt stets mit einer bewegten, wunderbaren Kamera und zeigt das einfache Landleben in beeindruckenden Bildern auf. Fernab von weiteren "Ring"-Klonen verfolgt dieser ästhetische Film ein anderes Konzept und baut vor allem auf die tragischen und dramatischen Momente auf, Spezialeffekte sind lobenswerter Weise nur vereinzelt eingestreut und wirken dann effektiv. Die Erzählweise wird in Kapitel eingeteilt. 1. "Die sieben Kräuter" führt in die Mysterygeschichte um die Hundegötter ein, die wie ein Fluch auf der Bonomiya-Familie liegen. Miki sammelt sieben Kräuter im Wald, die ihr Büttenpapier färben, und zwar an jenem Ort, der zum Ursprung ihres jugendlichen Dramas führt. 2. "Mutter Erde" Mikis Grundlagen, der Boden unter ihren Füßen, droht ihr entzogen zu werden, geschockt wird auch der Zuschauer von dem sich langsam entblätternden Hintergrund um Inzucht. 3. "Inugami", Mikis Schicksal scheint sich zu wiederholen, nimmt jedoch einen anderen Verlauf als einst. Während sie abgeschieden von der Außenwelt ein beschwerliches Leben führte, blüht sie nun förmlich auf, ihre neue Liebe lässt sie sogar äußerlich immer jünger aussehen. 4. "Einigkeit" die unter den Familien schon lange nicht mehr herrscht führt zu dem Zerfall der Gemeinschaft, auch innerhalb Mikis Familie. Dramaturgisch weiss sich Harada gekonnt zu steigern, von romantisch-poetisch über unheimlich-gruselig bis hin zu kurzen Schocksequenzen. Analog dazu verdichtet sich die Atmosphäre und kommt dabei komplett ohne Actionszenen aus. Der Anteil an Horrorelementen ist eher gering und lässt viel Freiraum für Charakterzeichnung, hierbei macht sich das Gespür Haradas für auch unbekannte Nachwuchstalente bezahlt. Im Großen und Ganzen ist "Inugami" ein Mysterydrama um eine Ödipus-Story und den Zerfall der alten Werte Japans, die von einer patriarchalen Gemeinschaft getragen wurden. Deren rigide Art erinnert in ihren Auswirkungen teils an die europäischen Hexenjagden vergangener Tage. Als Thriller funktioniert das durch die zwar wenig temporeiche, doch niemals langweilige Inszenierung sehr gut und lässt den einen oder anderen Schauer über den Rücken laufen, eine solche Story muss nicht zwangsläufig im öden Kritikerfilm enden. Wer dem modernen japanischem Mysterykino mit seiner humorlosen Darstellung, die nicht auf grafische Gewaltdarstellungen aufbaut, offen gegenüber steht, sollte hier auf jeden Fall einen Blick riskieren. Allein schon die wunderbaren Landschaften sind eine Wohltat für das Auge des Betrachters.

Fazit: Sehr, sehr schönes Mystery-Drama, eine interessante Abwechslung zwischen all den Geistergeschichten aus Japan. 7/10 Punkten

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