Endlich habe ich mal wieder einen Film gesehen, der mich so angesprochen hat, dass ich etwas dazu schreiben möchte. Dabei ist es ganz besonders schwer, zu diesem Streifen die richtigen Worte zu finden. Worte wie Melancholie, Ruhe und Poesie beschreiben den Film ebenso gut wie Unglück, Schmerz und Rastlosigkeit. Es geht um große Gefühle und die Taten zu denen sie einen bringen können. Ausweglosigkeit, das Leben als Einbahnstraße, aber dennoch voller Kreuzungen an denen sich Richtungen ändern und Wege zusammentreffen, sich aber auch ebenso wieder trennen. Es ist eine Mischung aus Roadmovie und Drama und durch und durch ungewöhnlich. Getragen wird die Geschichte von Vater und Sohn durch großartiges Schauspiel, wie man es kaum eindrucksvoller dargeboten bekommen kann. Hugo Weaving hat mich mit seiner Leistung ebenso überrascht wie auch beeindruckt. Wirklich erwähnenswerte Ereignisse oder gar Action sind hier totale Fehlanzeige, stattdessen werden auf ausgesprochen sensible Art und Weise mit größtenteils phänomenaler Bildsprache und untermalt von tragenden aber leisen Tönen Stationen einer Flucht und ebenso einer Vater-Sohn-Beziehung wiedergegeben. Viele Worte werden hier nicht verloren, sind aber auch nicht nötig. Alles steht einzig und allein im Dienst der Sache. Und das ist das Erzählen einer Geschichte auf die ehrlichste und wahrhaftigste Art und Weise und das heisst hier vor allem ohne Effekthascherei. Von der Art her kann man den Film meiner Meinung nach nicht ohne weiteres mit einem anderen Film vergleichen, da der Mut für solche Filme leider eine sehr seltene Sache ist. Die Figuren quälen sich selbst und einander durch diesen Film, aber sie haben nahezu immer das volle Verständnis des Zuschauers auf ihrer Seite. In meinen Augen ist er ein deutlich weniger optimistisches und weniger gutmütiges Gegenstück zu David Lynchs A Straight Story. Gemeinsam ist den beiden Filmen, dass sie sehr starke Emotionen und Eindrücke erschaffen und dabei ganz ungewöhnlich unspektakulär vorgehen. Fernab von jeglichem Mainstream ist dieser kleine Film für mich ein kleines Meisterwerk, dessen Inszenierung ich nicht genug loben kann. Wäre Last Ride auch nur ein wenig unterhaltsamer ausgefallen oder hätte eine außergewöhnlichere Geschichte erzählt, der Film wäre ein absoluter Volltreffer. So wird er wahrscheinlich unbekannt bleiben und das ist sehr, sehr schade.
Wer A Straight Story mochte, sollte sich auch dieses Kleinod nicht entgehen lassen. Das gleiche gilt für Leute, die eine Erzählung nach ihrer Kunstfertigkeit beurteilen. Die Erzählung ist hochgradig emotional und dennoch durch und durch reduziert. Kurzweil ist nicht in Sicht. Aber der geneigte Zuschauer wird dennoch mit einem tollen Filmerlebnis belohnt. Eine eindeutige Empfehlung meinerseits und dicke, fette acht Punkte mit Tendenz nach oben. Aber die meisten werden wahrscheinlich bei meiner Rezi genauso weggedämmert sein, wie sie es wohl auch bei dem Film tun würden. Ein großes Danke an die Macher für ihren Mut, heut zutage einen solchen Film in unsere schnelllebige, oberflächliche Welt zu setzen. Sie können wirklich sehr stolz auf ihr Baby sein!