Review

Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, dass aus Deutschland irgendwann ein relativ deckungsgleiches Plagiat zu „Hostel“ erscheinen würde und dafür auch am ehesten die jungen Filmemacher von Matador Films in Frage kämen.
Recht vage beruhend auf einem Fall von Leichenfunden an der Schweizer Grenze anno 1996, nimmt sich Jungregisseur Marcel Walz der Geschichte an und verpackt diese in ein äußerst düsteres Szenario, in dem die Splattereffekte von Olaf Ittenbach keineswegs zu kurz kommen.

Drei junge Leute befinden sich in Frankfurt, kurz vor dem Abflug nach Mallorca.
Simon, seine blinde Freundin Nina und die filmende Dodo haben noch ein paar Stunden Zeit und stranden nach einer Weile in einer finsteren Absteige, die sich als Etablissement für zahlungswillige Sadisten entpuppt. Unter der Leitung von Fabienne (Manoush) erwartet die drei eine Folterhölle auf Erden, aus der es kein Entrinnen zu geben scheint…

Von den rund 70 Minuten reiner Spielfilmzeit bleiben der Einführung der Figuren ziemlich genau 25 Minuten, bis es bereits zur Sache geht.
Da kommt es zwar den natürlich agierenden Darstellern zugute, dass man nicht gleich abwinkt, doch außer der fehlenden Empathie Simons gegenüber seiner blinden Freundin werden die drei kaum mit Charaktereigenschaften ausgestattet, was sich im Verlauf und im Zuge des Mitfieberns natürlich rächt.

Der Fokus liegt neben den Folterszenen zunächst noch ein wenig bei der Hausherrin und ihren Husch-Husch-Töchtern, wobei das philosophisch angehauchte Geplapper in einer Mixtur aus Domina-Weißheiten und Selbstbeweihräucherung auf Dauer ein wenig anstrengend ist und erst im finalen Part ein kleines selbstironisches Augenzwinkern erfährt.
Die drei Opfer sind indes ohnehin still, denn die jeweiligen Körper befinden bereits fixiert und irgendetwas, Knebel oder diese S/M-Bälle, verhindern jegliche Form von verbaler Äußerung.
Dann kann es also losgehen mit dem unbarmherzigen Wehtun.

Einzelheiten werden an dieser Stelle natürlich nicht verraten, denn das hieße quasi, den Rest der Handlung vorwegzunehmen. Nur soviel, dass Ittenbach seit jeher gut mit Bluteffekten umzugehen weiß und in nur einer Sequenz ein wenig übertreiben wird, weil der Vorgang aus rein medizinischer Sicht keine Sekunde Überleben zuließe.
Die schummrige Ausleuchtung, die der Lokalität und deren Einrichtung durchaus angemessen erscheint, verhindert zudem stellenweise deutlichere Einblicke, ferner kommen kleinere Verfremdungen hinzu, die der Optik aber durchaus dienlich sind.

Auch punktet die Sounduntermalung im Gesamtbild. Der Score pendelt zwar zwischen unauffällig und solide, dafür wissen kleinere Soundeffekte jederzeit zu überzeugen, die im Zusammenhang mit der effektiven Kamera einen brauchbaren Drive entwickeln.

Das gilt leider nicht für das Storygerüst, dem auffälligsten Knackpunkt der Geschichte.
Denn während bei „Hostel“ immer noch Möglichkeiten zur Flucht der potentiellen Opfer offen standen, werden diese von vornherein als aussichtslos dargestellt, so dass eine Übermacht des Bösen latent über der Szenerie schwebt. Möglich, dass jemandem zum Schluss noch eine Flucht gelingt, aber ein Gleichgewicht zwischen Gut und Böse findet definitiv nicht statt.

Von daher: Handwerklich sauber, stimmungsvoll in Szene gesetzt und mit grundsoliden Splattereffekten ausgestattet, zudem darstellerisch größtenteils brauchbar, bildet der Streifen in der Quintessenz eben doch nur einen weiteren Folterfilm, der in der Kürze der Zeit zwar sein Anliegen auf den Punkt bringt, jedoch keinerlei Überraschungen parat hält, - für geneigte Fans natürlich dennoch sehenswert.
Knapp
6 von 10

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