Hostel auf Deutsch...
Es sollte meine Premiere im Amateursplatteruniversum von Marcel Walz für mich werden, und danach bin ich mir wohl sicher...dabei bleibt auch...Vielleicht.
Zwar inszeniert Marcel Walz sein Minimum an Storykonstrukt handwerklich ganz solide, bisweilen sogar erhabenes Independentniveau, doch das Notwendige darin, das Leben mit all seinen Charaktären rächt sich nur allsbald.
3 Personen werden in den ersten 25 Minuten eingeführt, eine Blinde, deren Freund und die weibliche Zweitbegleiterin nebenbei, die sich reiselustig, mit guter Laune durch die Strassen bewegen. Charakterzeichnung bleibt dort grösstenteils aus, der Mann zeigt sich zwar öfters effauchiert über die Umstände seiner blinden Freundin, während Dodo (Anna Habeck) ihm Mut macht und bisweilen, nachdem sie von einem Mann in der hintersten und grausten Hinterhofgasse überfallen werden, zum sogenannten Alphatierchen in der Runde mutiert, sodass Simon zum Buh - Mann verkommt.
Walz versucht mit einzelnen Bildschnitten der Stadt Atmosphäre aufzubauen, will ein Bild verschiedener Ansichten und Eindrücken schaffen, diese zwei Seiten einer Stadt, das Schöne und das Hässliche, während diese scheinbar normalen Menschen, gewillt ihren Urlaub des Lebens zu haben, immer mehr in Richtung diesem hässlichen Grauen treten, indem sie die andere Seite, die Tiefen kranker Psyche und Gelüste erfahren. Ihr persönliches Grauen beginnt, als Simon ein schäbiges Hinterhoflokal betritt, doch da ist nichts mit "nur ne Cola" trinken, denn unwissend haben sie einen Fetisch - Club betreten, wo schon bald die Eskalation beginnt.
Auch wenn die Motivation für die Eskalation lächerlicher und unnachvollziehbarer nicht sein könnte, sind sie fernab menschlichen Verstandes, möchte man ja nicht zu vorverurteilend sein, schliesslich will Walz ja bloss, scheinbar auf Teufel komm raus einen realen Fall von verschwundenen und verstümmelten Leichen, die sexuell missbraucht wurden, nacherzählen. Da reicht der anbaggernden Pubmitgehilfin, die sich auf den Schoss des Freundes der blinden Frau sitzt, schon dieser Umstand, um sie als "billige Nutte" zu titulieren, um schnellsbald den Abmarsch antreten zu wollen, mischt die "billige Nutte" plötzlich das ganze Lokal auf, um das brave Grüppchen aufzuhalten.
Ja, Walz schafft es dort tatsächlich den Zuschauer mitzureissen, ist die Szenerie und das Geschehen nur allzu erdrückend und beängstigend, doch den Kopf schütteln wird man trotzdem, ist es einfach zu weit hergeholt. Kein Wunder, dass sich die Protagonisten bald in böser Lage befinden, steckt man sie in Käfige, an Stricken festgeknotet und mit komischen Kugeln im Mund zum Schweigen gebracht. Viel Dialog gibts unterdessen nicht, denn immer mehr forciert sich die Choose zum Konstrukt, dass sich vordergründig als reinste Folter ohne Sinn emporhebt, ohne dabei jegliche Kritik oder Augenzwinkern einzustreuhen. Zwar hat Walz hier seine komische Sexmutter Manoush als Maman parat, die herrscherisch ihre Husch - Husch Foltermädchen kommandieren darf, doch tiefgreifend ist das immer noch nicht. Ein Warum oder Wieso, weshalb sich diese Menschen aufopfern müssen gibt es nur in Form von "wir haben eben diese Gelüste", "Ihr seid verklemmt und sehnt euch doch nur danach, diese tiefen inneren Lüste mal nach draussen zu lassen", "Ihr haltet uns für Freaks, seid vorverurteilend und dumm", doch ist es doch eigentlich ganz normal, dass man sowas so auslebt.
Ein Augenzwinkern gibt es dabei nie, vermeintliche Denkanstösse oder den Versuch tatsächliche Vorurteile gegen solche Fetischclubs aus den Weg zu räumen ohnehin nicht, La Petite mort ist bloss so konzipiert um den darauffolgenden Tortureporn rechtfertigen zu können, um wirkliche kranke Exzesse und Blutorgien zelebrieren zu können.
Und ich will ja nicht meckern, vielleicht erwarte ich einfach zu viel, vielleicht seh ich solchen Kram auch einfach mit falschen Augen, vielleicht denke ich auch zu viel nach,...was? Kann man zuviel denken? Ich denke nicht...
Aber Petite Mort will bloss krank sein, dieses Ziel schafft er perfekt, denn die SFX's von Ittenbach sind tadellos süffig, spritzig, ausufernd und pervers. Da werden Zungen abgeschnitten, Frauenarme mit Nadeln durchpiekst, das männliche Genital durchtrennt, bis aufs Gehirn skalpiert, der Kopf zertrümmert und Hälse aufgeschlitzt. Das Alles natürlich in opfernden und bondagierten Posen, wodran sich ein Perverser, eine scheinbar gebeutelte Seele, DER KOBOLD genannt, mit Branntnarbe im Gesicht, verkörpert von dem unsymphatischen Thomas Kercmar (Ferdinand fährt Ferrari), für Geld aufgeilen kann. Und ja, dieser Effektegaul ist pervers und verfehlt seine Wirkung insofern nicht.
Doch wer wirkliche Dramatik mit überzeugender Story sehen möchte, sollte die Finger davon lassen. Wer jedoch in Tortureporns a la Hostel sein Hauptgewinn sieht, wird hier fündig, bekommt man hier nichts Anderes als effektorientierte Sauereien präsentiert.
Positiv ist noch die gelungene Optik zu erwähnen, verfremdet Walz sein Bild mit dunklen Tönen, sodass die Szenerie durchaus beängstigend wirkt, zumal es auch andere Defizite kaschiert. Das und die guten Effekte muss man ihm zusprechen, denn Walz arbeitet für Amateurverhältnisse echt ordentlich, was handwerklich fast schon die Klasse eines Ittenbachs hat.
Hätte ich mir das Making of danach nicht angesehen, gäbs von mir glatte 2 Punkte, so werdens aber 4. Einfach nicht mein Genre...
No more Torture Porn.
PS: Anna Habeck ist aber echt ne Hübsche (Frau auf dem Cover)
43%