Review

Inhalt:

Japan inmitten der Edo-Periode des Tokugawa-Shogunats (1603-1867). Oichi (Yoko Matsuyama) ist erst 7 Jahre alt, als sie von ihrer Mutter kaltherzig im Wald ausgesetzt wird, um sie für einen Mann zu verlassen. Das Mädchen irrt umher, als ein Sturm mit Gewitter losbricht, sie wird von einem in einen Baum einschlagenden Blitz geblendet und verliert dabei für immer ihr Augenlicht. Ein ehemaliger Bandit, Yasuke (Akitake Kono), nimmt sie auf, und zieht sie groß, er wird ihr Vater-Ersatz und sie nennt ihn liebevoll "Großvater". Die Jahre vergehen, aus Oichi ist eine junge, schöne Frau geworden. Doch wird Yasuke von einem ehemaligen Gefährten, Denzo "der Teufel" (Bin Amatsu), der in ihm eine Gefahr für sich sieht, brutal getötet. Bevor die Schergen Denzos auch Oichi ermorden, wird sie von einem Ronin (Isamu Nagato), einem herrenlosen Samurai, gerettet. Dieser Ronin erkennt das Potenzial Oichis, und bildet sie in der Kunst des Schwertkampfes aus. Aus Oichi wird eine herausragende Schwertkämpferin, die blinde, schwertschwingende Frau! Oichi will den Tod ihres Ziehvaters rächen. Sie versucht aber auch den Schwachen und Wehrlosen zu helfen. Das Mädchen Oyone (Misako Tominaga) wird zu Prostitution gezwungen, im Bordell der Dame Kamizan (Shin´ichi Yanagisawa), da ihr Vater bei der Dame seine Schulden nicht abbezahlen kann. Oichi versucht Oyone auszulösen, und Kamizan scheint ein furchtbares Geheimnis hinsichtlich ihrer Identität zu beherbergen. Indes macht sich Oichi im Casino Feinde, als sie einen Betrug aufdeckt, die schöne Amazone Ogun (Chizuko Arai) stellt Oichi zum Kampf, doch die weiß sich zu wehren! Schließlich kommt es zum Show-Down..., zum gnadenlosen Kampf auf Leben oder Tod, wird Oichi für den Tod ihre Ziehvaters blutige Rache nehmen können?

Fazit:

Im Jahre 1969 drehte Regisseur Sadatsugu Matsuda diesen melodramatischen Chanbara-Eastern, der als Klassiker dieses Genres gilt. In für japanische Filme typisch gemächlicher Erzähl-Art und in virtuos-betörenden Bildern festgehalten, konzipierte Matsuda eine Rache-Story um eine junge, vom Schicksal gebeutelte, blinde Frau, die überaus tapfer ihr schweres Los annimmt. Es entstand so ein zumindest kleines Meisterwerk, bildkompositorisch auf hohem Niveau, eine düstere Atmosphäre -und doch in einer gewissen Farbsättigung- in rau wirkender Natur oder fast surreal im Studio, eine spannende wenngleich gemächlich vorangetriebene Story, melodramatische und auch gefühlvolle Szenen, blutige kurze Kämpfe und brillante Darstellungen der Akteure, dies alles kennzeichnet dieses Werk Sadatsugu Matsudas! Ein schöner Film, melodramatisch, gefühlvoll, mal traurig, mal rasant, man fühlt mit der Anti-Heldin, man ist als Betrachter voll und ganz auf diesen Streifen focussiert, voll auf dem Bildschirm. Mankos sind kaum auszumachen, dass Yoko Matsuyama -obwohl blind- stets wie eine Geisha mit perfektem Make-Up wie aus dem Ei gepellt ausschaut, oder das der Endfight in der letzten Sequenz etwas hektisch geschnitten ist, das sieht man nach der Betrachtung den Machern dieses Films nach, so ging es mir jedenfalls. Yoko Matsuyama spielt hier die Hauptrolle, geradezu brillant verkörpert sie die vom Schicksal auf eine harte Probe gestellt, blinde Schönheit. Tapfer, voller Selbstbehauptungswillen, und auch Rachsucht, so agiert diese Figur, und Matsuyama spielt das mit der benötigten Inbrunst. An ihrer Seite, als Ronin, Isamu Nagato, der den herrenlosen Samurai und Ausbilder der Heldin fast trocken distanziert interpretiert. Das war hier aber auch angesagt, nach der Ausbildung der Heldin hält Nagato ihr fast im Hintergrund agierend den Rücken frei, auch dies ein durchaus geschickter Schachzug der Regie und der Drehbuchautoren. Dazu sorgt er natürlich auch dafür, dass die Action nicht zu kurz kommt, er nimmt die Heldin unter seine Fittiche, damit diese zur technisch ausgereiften Schwertkämpferin wird. Bin Amatsu bleibt indes als Villain wenig ausgeleuchtet, so wie seine Schergen, verbirgt er sich unter dem Hut, schwarz gewandet, eine anonyme Killer-Gang. Shin´ichi Yanagisawa hat als Puffmutter, die ein furchtbares Geheimnis in sich trägt, cool und doch verletzlich, eine besondere Performance hier, auch sie spielt dies nahezu brillant. Bemerkenswert ist hier noch die Kampf-Amazone "Ogun", saucool und knallhart, und doch auch bildschön, die überaus attraktive Chizuko Arai agiert hier durchaus eindrucksvoll, bringt überraschend Härte und Coolness in dieses Chanbara-Melodram. Und ich würde sie nur dann von der Bettkante schubsen, wenn ich mit "Austrian Angel" Fusi-Beauty Verena Aschauer liiert wäre. In einem -wenn auch melodramatischen- Chanbara darf die Swordplay-Action natürlich nicht zu kurz kommen. Für das Baujahr war die Action sehr gut, jeder Schwertstreich sitzt und trifft den Gegner, wie immer ist die Schwert-Action in einem japanischen Kampf-Film etwas hastig, was der Tödlichkeit des Katanas geschuldet ist. Manches ist -leider- etwas unterschnitten und nicht so klar erkennbar, doch ist die Action blutig, die Kämpfe überzeugen, und untermalen die Story, treiben die Handlung mit voran. Der Endfight hätte noch gedehnter sein können, doch in diesem Film war die Action nicht das Wichtigste, das muss man bei der Betrachtung berücksichtigen. "Die blinde schwertschwingende Frau" ist ein kleines Meisterwerk des Jidai Geki, des japanischen Historien-Films, ein melodramatischer Chanbara, ein sehenswerter Streifen mit vielen Highlights und Stärken. Lohnt sich! 9/10.

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