Sascha Baron Cohen spielt den schwulen, österreichischen Modejournalisten Brüno, der nach seiner Entlassung nach Amerika geht, um dort berühmt zu werden, weswegen er sich unter Anderem als Moderator, Friedensstifterin Nahost, Schauspieler und Sänger versucht.
Ali G und Borat waren die ersten beiden Kunstfiguren von Sascha Baron Cohen, der mit den dazugehörigen Filmen "Ali G in da House" und besonders mit "Borat" beträchtliche Einspielergebnisse verzeichnen konnte. Sein dritter Charakter, in dessen Rolle er erneut selbst schlüpft, wurde bereits vor geraumer Zeit in seiner Show "Da Ali G Show" vorgestellt und bereits im Vorfeld sorgte Cohen in dieser neuen Figur, dem schwulen, österreichischen Modejournalisten Brüno, für Furore, man denke nur an seinen fingierten "Angriff" auf Eminem bei den MTV-Awards. Und auch der Film "Brüno" ist absolut typisch für Cohen, sprich respektlos, fäkalhaltig, unter der Gürtellinie, aber unterhaltsam.
Ein rechter Plot führt zwar nicht durch das Geschehen, die Rahmenhandlung ist im Grunde nicht vorhanden, aber die braucht "Brüno" angesichts der enormen Gag-Dichte nicht, um ordentlich unterhalten zu können. Besonders gelungen ist dabei, dass der Humor, der meist die Dimensionen des guten Geschmacks übersteigt, doch relativ ausgewogen und abwechslungsreich daherkommt. So sorgt allein das Auftreten von Brüno, teilweise in engen Latex-Klamotten, oder auch im Klettband- bzw. Plüschanzug stellenweise zumindest für ein Grinsen, während der dreckige Fäkalhumor praktisch omnipräsent ist und derart geschmacklos daherkommt, dass er durchaus zu belustigen versteht, auch wenn der Bogen vielleicht stellenweise ein wenig überspannt wird.
Was man Cohen bei all seinen Geschmacklosigkeiten und Aktionen, die mitunter jenseits der Grenzen des guten Geschmacks liegen, lassen muss, ist, dass auch hintergründiger Humor durchaus gegeben ist. So macht sich Cohen mit blankem Zynismus über Hollywood-Stars wie etwa Madonna lustig, bei denen es ein neuer Trend geworden zu sein scheint, Kinder aus Afrika zu adoptieren, nimmt zahlreiche Amerikaner auf die Schippe, die Vorurteile gegen Schwule haben und auch der ewige Krieg in Nahost wird ins Lächerliche gezogen.
Wie schon bei "Borat" saß auch hier Larry Charles auf dem Regiestuhl, weswegen inszenatorisch keinerlei Neuerungen zu vermelden sind. Erneut wird mit Handkamera gefilmt, hektisch geschnitten und gezoomt, um das Geschehen auch hier, ganz im Stile einer Dokumentation, aus der entsprechenden Situation authentisch und realistisch wirken zu lassen. Damit fährt der Film zwar nicht schlecht, zumal sich durch diese pseudo-dokumentarische Machart erklärt und verzeihen lässt, dass eine übergeordnete Handlung fehlt, allerdings krankt das Konzept mitunter. Zum einen ist dies darauf zurückzuführen, dass man diese Machart bereits 1:1 aus "Borat" kennt, zum anderen sind manche Szenen, wie etwa die beim Karate-Kurs, bei der Anti-Schwulen-Demo und beim Casting potentieller Kinder für einen Spot, derart übertrieben, dass sie nicht mehr realistisch und authentisch wirken wollen.
Wäre noch zu sagen, dass Cohen in seiner Rolle gewohnt amüsant ist und sich auch hier definitiv für Nichts zu schade ist. Cohen spielt den Modejournalisten derart überzogen, dass der Charakter zwangsläufig zu unterhalten vermag und zeigt sich dabei gewohnt spielfreudig. Ähnliches gilt für Gustaf Hammarsten, der die Rolle seines Begleiters Lutz ebenfalls überzeugend auf die Leinwand bringt.
Fazit:
Cohen-Fans sind auch mit "Brüno" gut beraten, da auch hier einige Hemmgrenzen überschritten werden, aber auch für Durchschnitts-Zuschauer wird gelungene Unterhaltung geboten, da der Mix aus zynisch/kritischen und geschmacklos/fäkalhaltigen Gags stimmt, auch wenn das Konzept mit der versteckten Kamera wegen mitunter mangelnder Authentizität nicht ganz aufgeht.
70%