Sacha Baron Cohen, ein britischer Cambridge-Absolvent sowie Komiker, hat es nun wieder getan. Er hat einer seiner Figuren einen abendfüllenden Film gegönnt. Zuletzt war es der kasachische Reporter Borat, der auf skandalöse, aber auch (für westliche Verhältnisse) sehr amüsante Weise unterhielt. Diesen Skandal wollte Cohen mit dem selben Regisseur, Larry Charles, nun mit der fiktiven Persönlichkeit Brüno wiederholen. Es war schon von vorne rein klar, dass es eine Steigerung zu Borat werden sollte. Und diese Steigerung ist ihnen durchaus gelungen...
Brüno ist ein schwuler Österreicher, der in den USA zur Berühmtheit werden will. Soweit der extrem flache Plot. Aber Borat war auch kein Shakespeare. Auch in dem Film führt er Interviews durch, jedoch enden diese alle auf die gleiche Weise. Cohen macht seine Gäste sexuell an - zieht sich im Extremfall sogar aus. Das das zum Verärgernis der Interviewten führen kann, ist ja absehbar. Dieser Film konzentriert sich leider sehr auf die Sexualität - auf eine sehr pubertäre sowie flache Art und Weise. Während Borat noch anhand von satirischen Spitzen noch ziemlich gemeine Äußerungen zur amerikanischen Politik machte, handelt es sich bei Brüno immer nur um das selbe. Er will hetero werden, da er dann glaubt, berühmt zu werden. Doch sein Drang zum selben Geschlecht ist zu groß. Selbst auf einer Swinger-Party macht er einen Mann an, der gerade Geschlechtsverkehr mit einer Frau hat. Ab diesem Punkt muss man sich fragen, wieso tue ich mir das überhaupt an? Das ist eine absolut grenzwertige, geschmacksverirrte Aktion, die mehrmals unter die Gürtellinie zielt. Klar, es gibt sicher Leute, die diese Art von Humor ansprechen mag, aber das der ganze Film nur auf dieses "Tabuthema" aufbaut, ist sehr mager.
Man darf hier keineswegs eine boshafte Entlarvung wie bei Borat erwarten. Entlarvt wird gar nichts, außer vielleicht Cohens derber Humor. Der Film ist sicherlich viel unlustiger als Borat, aber keineswegs weniger skandalös. Im Gegenteil. In dieser Hinsicht haben sich die Produzenten "gesteigert". Den absoluten Höhepunkt des Skandals erreicht der Film, als Cohen in einer Talkshow auftritt, sich als alleinerziehender Vater outet und Bilder seines adoptieren Kindes präsentiert. Das ist mit Sicherheit ungemein böse und ziemlich makaber, aber gerade deshalb sehr lustig. Das ist der Höhepunkt des Films - aber auch der einzige. Hätte sich der Film mehr auf diese Schiene getraut, wäre sicher ein böses Filmchen daraus geworden. Jedoch kennt auch der gute Mr. Cohen seine Grenzen und hat wohl gerade aus diesem Grund jenen Schritt nicht gewagt.
Seine persönliche Zielgruppe sind wahrscheinlich die pubertierende Teenager gewesen. Wer sonst lacht sich schlapp, wenn 2 Schwule auf eine Polizeistation gebracht werden, nur weil sie nicht den Schlüssel finden, um sich von ihr "Sexmaschine" zu befreien? Die Devise lautet hier ganz klar: Hirn aus, Schwanz an. Und das nicht nur für Frauen. Wer sich hier kaputt lachen will, darf keineswegs prüde sein und sollte die sexuelle Freizügigkeit der Produzenten einfach mal spielen lassen. Ob man sie genießen sollte, ist wieder eine andere Frage. Aber eines steht fest: als kasachischer Reporter war Sacha Baron Cohen 100mal lustiger und boshafter. Der schwule Modereporter Brüno sollte wieder ganz schnell ins verschlafene Österreich zurück!
Der Film schimpft sich als Mix einer Komödie sowie einer Dokumentation. Der Wahrheitsgehalt der "Realszenen" ist wieder sehr skeptisch. Viele Kritiker sind er Ansicht, das der Großteil der realen Szenen gestellt sind - den Anschein hatte es jedenfalls. Aber der Anschein war auch schon bei Borat.
Ob gestellt oder nicht, Brüno ist ein geschmackloser, extrem sexistischer Streifen, der sich ganz auf die feuchten, pubertären Fantasien der Teenager konzentriert. Ob ein Junge nun den Verdacht in Erwägung ziehen muss, schwul zu sein, weil er Cohens Aktionen "geil" fand, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Sacha Baron Cohen gibt im übrigen keinerlei Auskunft zum Realitätsgehalt des Films.