Review

Mit “Electric Dragon 80.000 Volt” schafft Regisseur Sogo Ishii einen schrillen und rasanten Kurzfilm, der wohl als ehestes an einen Comic erinnert. Ich weiß leider nicht ob dem ganzen nicht eventuell sogar einer Zugrunde lag, wundern würde es mich jedenfalls nicht, denn das Comichafte ist im Film immer präsent. Am deutlichsten wird das bei den immer mal wieder erfolgenden Schrifteinblendungen. Aber auch so ist das ganze einfach total überdreht und „out of this world“. Wenn Dragon Eye wie wild auf seiner Gitarre rumschrammelt und Thunderbolt in seinem seltsamen „Geheimversteck“ sitzt und am PC arbeitet, dann sieht das aus wie frisch vom Panel geholt.
Und auch sonst wird so einiges geboten und vor allem gern mal experimentiert.
So begleiten wir Dragon bei seiner Suchen nach verschwundenen Reptilien meist aus der Froschperspektive einer sehr tief geführten Kamera, die quasi wie eine Eidechse durch die Straßen und Gassen zu kriechen scheint. Oder wir sehen Thunderbolt auf irgend welchen Dächern stehen während die Kamera scheinbar schwerelos um in kreist.
Dazwischen gibt es immer wieder Aufnahmen von Antennen, Sendemasten, Leuchtreklamen und Kabeln. Strom und Wellen in der ganzen Stadt.
Zum finale hin wird es dann richtig wild. Die schon vorher immer mal wieder eingesetzten, recht guten Effekte, werden hier aufgefahren wie Perlen an einer Schnur. Überladen wie eine Gewitterwolke lässt der Film sie dann in einem großen Feuerwerk auf den Zuschauer los.
Erwähnenswert ist auf jeden Fall auch noch die Sequenz am Anfang, die einen kurzen Abriss über die Entwicklung von der einfachen Faust, über primitive Schlagwerkzeuge, bis hin zur modernen Handfeuerwaffe gibt. Sehr nice.
Allerdings muss ich auch sagen, dass der Film sich zur Mitte hin, trotzt seiner kurzen Laufzeit, doch etwas in die Länge zog. So richtig rasant wurde es eigentlich erst wieder als Dragon und Thunder sich das erste mal begegneten. Und auch die Musik dürfte den Film für viele eher ungenießbar machen. Wildes Gitarrengeschrammel ist nun wirklich nicht jedermanns Sache und wer schon bei Jimmy Hendrix Ohrenschmerzen bekommt, der ist bei Electric Dragon völlig falsch. Da hilft dann eventuell nur noch Ton abdrehen. ^^’
Auch die Story darf sich nicht wirklich rühmen. Erklärt wird eigentlich gar nichts. Motivation sucht man bei den Charakteren vergebens. Warum will Thunder eigentlich gegen Dragon kämpfen? Eine der vielen Fragen auf die der film sich nicht gemüßigt sieht eine Antwort zu geben. Hier regiert deutlich die coole Optik und die rasante Darstellung über den Inhalt.
Dennoch bleibt Electric Dragon für mich ein sehenswerter Film, der mit seiner stylischen Inszenierung und jeder Menge cooler Bilder aufwartet. Sicher nichts zum immer und immer wieder sehen, aber zumindest einmal kann man sich schon dran wagen. Den auch wenn er kein Meisterwerk ist, steckt doch einiges an gelungener Arbeit darin.

Details
Ähnliche Filme