Ein Mann (Todonobu „Kakihara“ Asano) erleidet als Junge einen Stromschlag durch einen Hochspannungsmast, der den schlummernden „Drachen in ihm“ erweckt und ihn seitdem mit übernatürlichen Kräften, basierend auf Elektrizität ausstattet. Während er sich als Echsendetektiv durchschlägt, wird ein weiterer Mann auf ihn aufmerksam, der über ein ähnliches Schicksal klagen kann. Unweigerlich kommt es zum Kampf zwischen den beiden...
Kommt bekannt vor? Ja. „Electric Dragon 80.000 V“, der mit „Tetsuo zusammen als schickes DVD-Bundle erhältlich ist, versucht, stilistisch an Shinya Tsukamotos Meisterwerk der späten Achtziger anzuknüpfen und legt einen ähnlich fulminanten Bilderrausch aufs Parkett, der definitiv nur für ganz spezielle Geschmäcker taugt! Auch wieder nur in schwarz/weiß gefilmt kommt der Streifen jedoch schon etwas nachvollziehbarer rüber als das große Vorbild – auch wenn das Wort „nachvollziehbar“ immer noch heillos übertrieben ist, denn auch im „Electric Dragon“ reihen sich abenteuerlich eingefangene Flimmerorgien aneinander, die definitiv jenseits von Gut und Böse einzustufen und für Mainstreampublikum eine wahre Gräueltat sind. Eingefleischte Kenner erfreuen sich jedoch am netten Stil der Bebilderung von industriellem Verfall und dem großstädtischen Rausch, der von „Electric Dragon“ ausgeht. Leider kann der Film vom Niveau her nicht ganz an die Klasse eines „Tetsuo“ anknüpfen, doch für Fans des speziellen Experimentalkinos dürfte der Streifen dennoch ´ne Augenweide sein.
Auch „Electric Dragon“ hält eine sehr kompakte Lauflänge ein und zusammen mit dem irren Regiestil brettert der Film nur so an einem vorbei; dennoch sind manche Szenen deutlich zu lange geraten und insgesamt vergeht er leider deutlich zu ereignislos. Klar genügt das Gezeigte für den Liebhaber meistens schon, doch Neueinsteiger und andere könnten durchaus in ihren Erwartungen enttäuscht werden. Der Look hingegen dürfte jedem Neugierigen zusagen: schrille Typen, nett eingefangene Schauplätze und fantastische Kameraarbeit sowie dröhnende E-Mucke verwöhnen die Sinne mit purer Innovation. An filmischem Ideenreichtum fehlt es dem Streifen auch sonst nirgends, was man überdeutlich an abgefahrenen Outfits, coolen Gimmick-Ideen und dem Schuss Ironie merken kann.
Kurzum: leider nicht so stark wie „Tetsuo“, aber auch nicht von schlechten Eltern und jedem Fan des Experimentalfilms nur ans Herz zu legen.