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Es ist sicherlich schwierig, eine gute Parodie auf die klassischen Dracula-Filme zu drehen. „Tot, aber glücklich“ hat das eindrucksvoll bewiesen. „Die Herren Dracula“ hingegen funktioniert tadellos, was sicherlich damit zu tun hat, das die perfekte Besetzung für die Rolle (Christopher Lee) mutig genug war, an seiner eigenen Paraderolle zu sägen. Er spielt Dracula, der endlich einen Sohn hat, wie immer hinreißend.

Leider entpuppt sich der Sohn namens Ferdinand (Furchteinflößender Name, oder? Erinnert an Lumpi von „Der kleine Vampir“) als ziemlicher Waschlappen. Als dann noch der Kommunismus die Draculas aus Transsilvanien vertreibt und Vater und Sohn bei ihrer Flucht getrennt werden, ist Ferdinand in Frankreich auf sich selbst gestellt. Er erlebt haarsträubende Abenteuer als Vampir wider Willen, bis er seinen schon wieder erfolgreichen Vater wieder trifft und unter dessen Fittiche kommt. Leider entzweien sich Vater und Sohn über eine Frau.

„Die Herren Dracula“ ist vollgespickt mit herrlichen Szenen, die zum Teil zum Schreien komisch sind, ohne dabei Klamauk zu werden. Die Autoren haben sich größte Mühe gegeben, herauszuarbeiten, auf welche Schwierigkeiten ein Vampir in den 70er Jahren stoßen würde. Es gelingt ihnen wunderbar, den klassischen Vampirstoff durch den Kakao zu ziehen, ohne dem Genre zu schaden. Die Bisse in die Gummipuppe oder die gefroren Leiche sowie der Besuch bei der Prostituierten mit dem Spiegel über dem Bett sind Klassiker. Auch die erkennbare Verwandlung von Ferdinand in einen Menschen während einer U-Bahnfahrt ist von bleibendem Wert. Nett finde ich auch, wie Dracula seine lüsterne Lebensgefährtin los wird. Die Versuche von Ferdinand, seinen Vater am Biss der von beiden geliebten Frau zu hindern sind ebenfalls sehr unterhaltend.

Es ist ein bisschen schade, dass der Film am Ende sein Niveau einbüßt. Man hätte aus der finalen Konfrontation zwischen Dracula und Ferdinand mehr machen können. Aber Schwamm drüber. Der Film ist pure Unterhaltung, die ein liebevolles Licht auf den Vampirfilm wirft und das Lebensgefühl Frankreichs in den 70ern verkörpert.

Die schauspielerischen Leistungen sind durch die Bank hervorragend. Lee spielt wie immer hervorragend, wird aber vom Drehbuch etwas zurück genommen, um dem linkischen Bernard Menez mehr Platz einzuräumen. Er nutzt diese zur Zufriedenheit des Zuschauers.

„Die Herren Dracula“ ist Horrorkomödie vom feinsten, die als Genrebeitrag im Niveau nur mit „Frankenstein Junior“ zu vergleichen wäre. Alle anderen Versuche, klassische Gruselstoffe in eine Komödie zu bringen, sind Welten von diesem Film entfernt. Von mir gibt es 9 von 10 Punkten.

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