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„Scream“ ließ die Slasherwelle ausbrechen, „The Sixth Sense“ kurbelte einige Zeit später den Mysterytrend an und so verbindet „Long Time Dead“ seinen Slasherplot mit einer Geistergeschichte.
Die Clique, die es hier zu dezimieren gilt, ist allerdings typisch für den Slasherfilm: Eine bunt gemischte Truppe von Freunden, von denen einige sogar eine WG zusammen haben. Das kleine Häufchen erfüllt natürlich diverse Klischees, denn die Mädels gehen strebsam zur Uni, während die Jungs lieber blaumachen und rumhängen. Doch abends geht man zusammen auf eine Party, wo dann auch gesoffen, gepimpert und was die Hausapotheke an Drogen hergibt eingeworfen wird. Da sinkt dann der Sympathiewert des Films, denn das erinnert doch an formelhafte und mäßige 80er Jahre Slasher.
Mitten auf der Party kommt dem Jungvolk die Idee, doch den Kick beim Gläserrücken zu suchen. Zuerst ist man noch heiter und macht Witze, aber dann scheint sich tatsächlich ein Djinn zu melden. Als dieser ihnen prophezeit, dass sie alle sterben werden, gerät die Clique in Panik und begeht den Fehler das Glas loszulassen, bevor Djinn in seine Welt zurückgekehrt ist. Böse Dämonen zu stören ist natürlich immer eine doofe Sache, wie man spätestens seit „Tanz der Teufel“ weiß, denn die Biester können den Lebenden ganz schön effektiv ans Leder gehen.

Die jungen Leute sind erstmal eingeschüchtert, teilweise sogar leicht panisch, auch wenn keiner noch so recht glauben mag, dass sie tatsächlich einen Djinn beschworen haben. Doch dann gibt es den ersten Todesfall und die Anzeichen deuten darauf hin, dass der Mörder in der Gespensterwelt beheimatet ist…
Das übernatürliche Element in „Long Time Dead“ gibt dem Film den richtigen Anstrich, um sich etwas aus dem Einerlei der Slasherfilme abzuheben. Zwar fehlt dem Djinn ein echtes Motiv außer scheiße drauf zu sein, aber in „Tanz der Teufel“ und Co. hatten die Biester auch kein echtes Motiv. Das Djinn-Motiv sorgt zudem für Spannung, da man bald durch die Information verunsichert wird, dass der Djinn alleine wandeln oder von einem Menschen Besitz ergreifen kann. Da man den/die/das Böse aber nie in den Mordszene sieht, bleibt die Frage spannend, ob einer aus der Gruppe besessen ist. Außerdem hat der Djinn noch einen Background, der im Verlaufe der Handlung erst langsam aufgedeckt wird, was für zusätzliche Spannung sorgt.
Leider braucht „Long Time Dead“ viel Zeit, um in Fahrt zu kommen und spannend wird es an sich erst in der zweiten Hälfte. So zieht sich der Film anfangs, ehe dann das bekannte, aber gut umgesetzte Dezimieren der Clique nach dem bekanntem Slashermuster losgeht. Auch die Charaktere könnten etwas mehr Tiefgang vertragen, denn man erfährt kaum was über ihren Hintergrund, auch wenn sie schon etwas lebendiger wirken als die flachen Teenie-Abziehbilder, die immer am Camp Crystal Lake Party machen.

Die Mordszenen sind meist recht spannend gemacht, auch wenn „Long Time Dead“ bekannte Schockeffekte einsetzt: Momente, in denen der Djinn scheinbar zuschlägt und doch nichts passiert, unheimliche Omen, düstere Schatten usw. Nur Gorehounds kommen hier weniger auf ihre Kosten, denn die Mordszenen sind recht zahm und bieten auch kein kreatives Killen. Doch dafür stimmt die Atmosphäre in den meist sehr düsteren Sets und wie gesagt: Handwerklich sind die Mordszenen spannend gemacht.
Auch die allesamt recht unbekannten Darsteller sind für Horrorverhältnisse ganz gut und nerven nicht. Einzig und allein Lukas Haas ist innerhalb der Riege ein wenig bekannter als die anderen, aber er spielt an sich auf dem gleichen Niveau wie jeder andere hier auch.

So bleibt zwar kein Genrehighlight, aber spannende Unterhaltung mit originellem Background kann „Long Time Dead“ dann doch bieten, auch wenn der Film etwas lange braucht, um in Fahrt zu kommen.

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