„Liberty Stands Still – Im Visier des Mörders“ ist zwar ein eher kleiner Film, kann aber dennoch mit vielen hoch budgetierten Blockbustern mithalten.
Liberty Wallace (Linda Fiorentino) ist die Frau des größten Waffenherstellers der USA, Victor Wallace (Oliver Platt), und stellvertretende Chefin des Unternehmens. Als sie gerade von Geschäftsreise wiederkommt, vertröstet sie ihren Mann auf später – erst will sie ihre Rückkehr mit ihrem Lover feiern. Als dieser ihr am Telefon anvertraut, er liebe sie, ist sie nicht gerade glücklich mit dem Verlauf ihrer Affäre. Nach dem genial designten Vorspann lernt der Zuschauer die weibliche Hauptrolle richtig zu hassen.
Doch dann erst kommt der wahre Clou: Neben Libertys Lover steht ein Unbekannter (Wesley Snipes), der ihm eine Waffe an den Kopf hält. Er verlässt den total verängstigten Schauspieler – aber nicht ohne ihn mit einer raffinierten Bombe in seiner Garderobe einzuschließen. Währenddessen besucht Liberty ihren Dealer vor dem Theater, der als Tarnung einen Hot Dog Stand betreibt, und genehmigt sich erst mal eine Ladung Drogen. Währenddessen fiebert der Zuschauer, wie der Plan des Unbekannten, der Liberty zweifellos mit einschließt, wohl im weiteren aussieht.
Er richtet von einem weit entfernten Fenster ein Scharfschützengewehr auf Liberty und zwingt sie via Anruf auf ihrem Handy und Demonstration seiner Zielgenauigkeit, sich an den Hot Dog Stand zu ketten. In diesem befindet sich zudem noch eine Bombe, die hochgeht, sobald Liberty den Handykontakt mit ihm abbricht. Während die beiden miteinander kommunizieren, erzählt der Scharfschütze, den sie Joe nennt, das seine Tochter mit einer Waffe aus ihrer Firma getötet wurde. Doch sein Plan geht weit über pure Rache hinaus...
Wer bei dem Namen Wesley Snipes an knüppelharte Action denkt, der sitzt bei „Liberty Stands Still“ im falschen Film. Denn auch wenn Snipes ein wenig seine Scharfschützenfähigkeiten unter Beweis stellt, so gibt es dennoch keine wirklichen Actionsequenzen. Stattdessen handelt es sich hierbei um einen astreinen Thriller, der beinahe in Echtzeit abläuft, ähnlich wie z.B. „Gegen die Zeit“ mit Johnny Depp oder ein paar Werke von Großmeister Hitchcock.
Die Story bleibt immer spannend und besitzt zudem ein paar sehr raffinierte Wendungen, die wirklich überraschen. Zudem ist der Plan von Scharfschütze Snipes und damit auch der Plot, minutiös durchdacht von Autorin und Regisseurin Kari Skogland. Vor allem die Tatsache, dass beide Hauptfiguren sowohl jede Menge negative als auch positive Züge tragen (wobei beide zum Ende des Films hin immer positiver erscheinen), macht den Reiz aus. Allerdings hat der Film durchaus ein paar kleine Hänger, wenn die Gespräche zwischen Snipes und Fiorentino ein wenig in Belanglosigkeit versanden (z.B. über den Vater von Liberty Wallace).
Auch der Hintergrund des Films ist sehr ambitioniert, nämlich auf das allzu lasche amerikanische Waffengesetz hinzuweisen. Denn immer wieder diskutieren Liberty und der Scharfschütze darüber und auch der Plan des Scharfschützen ist teilweise darauf ausgelegt, auf diesen Missstand hinzuweisen. So gibt es auch einen ziemlich direkten Verweis auf das Massaker in Littleton, wenn der Scharfschütze vom Tod seiner Tochter erzählt. Doch leider ist der Film nicht ganz konsequent, denn neben dieser Diskussion wird die Waffenlobby noch als korrupt und kriminell dargestellt (indem man über die fiktiven Geschäftspraktiken der Firma Wallace erfährt); ein billiger Schachzug, den der brisante Film nicht nötig hätte.
Snipes und Fiorentino spielen dermaßen fantastisch, dass es eine wahre Freude ist und man wirklich mit ihren Filmfiguren mitfühlt. Das ist auch gut so, da der Film sich fast ausschließlich auf seine beiden Hauptdarsteller fokussiert. Trotzdem sind die Leistungen der Nebendarsteller immer noch sehr überzeugend.
Trotz des niedrigen Budget ein spannender und brisanter Thriller; allerdings verhindern die angesprochenen Schwachpunkte den wirklich großen Wurf.