Review

Story:

Yuda (Iko Uwais) ist ein junger Mann aus einem kleinen Dörfchen in Indonesien.Ihm steht entsprechend der Tradition sein Merantau: bevor, eine lange Wanderschaft in die Stadt, die ihn vom Jungendlichen zum Mann machen soll. Sein eigenes Merantau führt in nach Jakarta, wo er die typische indonesische Kampfsportart Silat unterrichten will. Dort vor Ort entdeckt er aber bald, dass er keine Bleibe und keine Arbeit hat. Als ihn der Strassenjunge Adit ausrauben will, verfolgt er ihn - und rettet zufällig dessen Schwester Astri (Sisca Jessica) vor dem schmierigen Zuhälter Johni. Dadurch legt er sich mit einem mächtigen Ring aus Mädchenhändlern an, die Astri als Prostituierte verkaufen wollen. Yuda will mit ihnen fliehen, doch die ganze Stadt ist voll von Johnis Männern...

Meinung:


Wer sich die Story von „Merantau" durch liest, mag eine Art „Ong Bak" light aus Indonesien erwarten. Und tatsächlich sind die Vergleiche mit Thailands Überkracher von 2003 angebracht, denn was uns der britsche Dokumentarfilmer Gareth Evans anbietet ist genanntem Vorbild nicht unähnlich. Denkt man sich während der Sichtung diese Parallelen weg, kann „Merantau" auf voller Linie als eigenständiger Film überzeugen. Im direkten Duell der beiden zieht er nämlich den Kürzeren...

Bitte nicht missverstehen, „Merantau" ist ein klasse Film und ein Fest für jeden Martial Arts/ Eastern-Fan. Nur kommen gerade jenen bei vielen Szenen Deva-Vu Erlebnisse. „Kenne ich das nicht schon vorher?" „War da nicht schon einmal so ein Film" denkt man sich unwillkürlich, und liegt damit nicht falsch.
Die Geschichte ist nahezu dieselbe, nur das in „Ong Bak" der gestohlene Buddhakopf Anlass für den jungen Dorfkrieger Ting (damals Tony Jaa) war, sich aus der Heimat in die Großstadt Bangkok (hier Jakarta) aufzumachen. Beide landeten alsbald in kriminellen Untergrundkreisen, aus denen der Weg nur über zahlreiche intensive Kämpfe führt.

„Merantau" ist hier noch eine ganze Spur klassischer. Das Grundschema ist simpel: Junge rettet Mädchen. Sie ist in Not, er der Held. Böse Kerle wollen beiden ans Leder, Mädchen wird entführt, Junge geht allein gegen alle.Soweit so gut. Wegen der Story oder den schönen Landschaftsaufnahmen will sich den Film ja eh niemand ansehen. Hauptargument und uneingeschränkter Kaufgrund sind hier eh die Kampfszenen.
Und diese sind... großartig und richtig geil gefilmt. Obwohl im gesamten Drehteam niemand mit Erfahrungen in diesem Genre vorweisen kann, liefern sie erstklassige Arbeit ab. In langen, optimal gefilmten Takes können wir die ausgiebigen Fights genießen. Spielereien wie Zeitlupe, Close-Ups und Schwenks werden auf ein Minimum reduziert. Die meiste Zeit ist die Kamera voll dabei, wenn es zur Sache geht.

Großer Pluspunkt ist hierbei der bisher cineastisch unangetastete Kampfstil Silat, den Hauptdarsteller Iko Uwais seit Kindertagen trainiert. Er ist nicht ganz so roh wie bsp. das Muay Thai, geht aber ordentlich ab und wird in einem wilden Mix mit vielen Tritten und Würfen gut dargestellt. Sein Stil ist kurz, heftig und präzise. Wenn er etwa Astri aus dem Restaurant der Gangster rettet, schlägt er wenig zimperlich die versammelten Handlager zu Brei, schnappt sich sein Girl und rennt mit ihr davon.Das Schema der Fights ist hingegen vollends wie die jüngsten Vertreter gestrickt; sprich meist tritt unser Held allein gegen dutzende Statisten an, die nach 1-2 Angriffen von ihm fachmännisch fertig gemacht werden.

Insgesamt ist die Action von der Härte her auf ähnlichem Niveau wie „Ong Bak", gerade das Finale im Hafen erinnert in seiner 1-gegen-100 Manier arg an „Revenge of the Warrior", Tony Jaas zweiten Geniestreich.
Bis auf die Handkanten-Action gibt es sonst keine großen Schauwerte geboten, akrobatische Kunststückchen, Stunts (bis auf ein paar gewohnt schmerzhafte Stürze der Stuntman-Gegner), Verfolgungsjagden oder Schießerein sind völlige Mangelware.
Dafür entschädigen die Kämpfe vollends, zu Beginn ist mit der Trainingssequenz am Anfang eine gelungene Hommage an die fast identische Szene des jungen Jackie Chan in „Die Schlange im Schatten des Adlers" gegeben.

Zum Schluss noch ein Wort zu Hauptdarsteller Iko Uwais:
Ja, er sieht Tony Jaa ähnlich. In manchen Einstellungen meint man gar keinen Unterschied zwischen beiden ausmachen zu können. Doch in meinen Augen erreicht Iko noch nicht Jaa's Klasse. Warum? Weil ihm die nötige Ausstrahlung fehlt, bei ihm fehlte mir der Wandel vom netten Dorfburschen zu, Krieger am Ende. Er ist nett und lieb, von Anfang bis Ende. Keine aufblitzenden Augen, keine Auferstehung, keine Zornesschreie ala „Wo sind meine Elefanten?"
Dies führt auch dazu, dass seinem Kampfstil die nötige Power, die totale Aggressivität von Tony Jaa fehlt. In einem Szenario wie diesem hätte Jaa seine Gegner vermutlich einhändig in der Luft zerrissen ;-)

Auch kommen keine Stunts von ihm, was dem ganzen dann halt doch etwas Luft nach oben lässt. Ich will hier nicht meckern, schließlich wünsche ich mir dass sich Iko Uwais für seinen zweiten Film noch etwas seine zweifelsohne vorhanden Potenzials aufgehoben hat. So jedenfalls kann er für mich am Denkmal des gottgleichen Tony Jaa (noch) nicht kratzen.

Fazit:


Überaus gelungenes Debut des vielversprechenden Newcomers Iko Uwais, der zwar wie Tony Jaa wirkt, dessen Klasse aber in keinem Moment erreicht. Nach 35 Minuten „Ong Bak" nahezu identischer Einführung geht eine Stunde lang die Post ab, dass es für Martial Arts-Fans eine Freunde ist.

Jeder, der sich dafür begeistern kann ist mit „Merantau" mehr als gut beraten. Ein eindrucksvoller Gruß aus Indonesien an die Konkurrenten aus Korea, Thailand und Hongkong, der Lust auf mehr macht und mit Iko Uwais einen potenziellen neuen Superstar präsentiert, der hier eindrucksvoll sein Können zeigen darf. Wenn sich das ganze im nächsten Anlauf noch etwas steigert, bin ich gerne wieder mit dabei!
8/10

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