Review
von Leimbacher-Mario
Fingerübung vor den Meisterwerken
Wer The Raid so unglaublich gut fand wie ich, Teil 2 dann sogar noch besser, der wird früher oder später auch über Merantau stolpern. Den inoffiziellen Vorgänger & ersten Film des Regisseurs, der weitaus kleiner, ruhiger, spiritueller & intimer daher kommt als die zwei Actiongranaten, bei dem man aber doch schon einige Ansätze & Parallelen erhaschen kann. Leider ist es hier aber bei Weitem nicht so wie damals bei Ong Bak, wo der erste Teil & Film des Teams um Tony Jaa nie wieder erreicht wurde & der Beste blieb. Merantau ist nett, mehr aber auch nicht. Guckt man sich sicher nur 1x an - The Raid gehört hingegen zu den immer wieder rockenden Actionmeilensteinen.
Merantau - das heißt so viel wie das Verlassen des Heimatdorfes & seinen Weg in der Stadt finden. Und genau diesen Schritt geht der junge, nette, naive Silat-Kämpfer Yuda. Aber anders als gedacht, kann er keine eigene Kampfschule eröffnen, sondern wird in den Rotlichtbezirk gezogen, aus & vor dem er nun eine junge Tänzerin & ihren kleinen Bruder retten will oder muss. Eine einfache Story, die aber leider nicht nur durch exzessive Kampfszenen auf 2 Stunden gesteckt wird.
Kommen wir als erstes mal zum Herzstück des Filmes, das was jeder sehen will: die Martial-Arts-Action. Und die enttäuscht kaum - erst recht nicht wenn man es richtig macht & Merantau vor den zwei in allen Belangen besseren Raid-Filmen guckt. Aber leider wird das bei den wenigsten Leuten so gewesen sein, mir eingeschlossen, was dann doch noch eher zu Enttäuschungen führt. Aber losgelöst von seinen inoffiziellen Nachfolgern ist Merantau ein guter Einstieg, ein tolles Debüt. Der Film dreht immer mehr auf, das Finale ist auf Raid-Niveau & ein Actionleckerbissen mit lebensmüden Könnern am Werk. Die Stunts knallen & Tun schon beim Sehen weh. Richtig schön knallhart, brutal, drastisch - und mit wunderschön konsequentem Ende.
Während die Kampfszenen ruhig noch mehr Filmzeit hätten einnehmen können, ist eigentlich alles andere zu langsam, langatmig & gewollt spirituell & dramatisch. Der ganze Aufbau um den Gutmensch & Helden Yuda, der Retter & Messias, ellenlange Kameraeinstellungen & Gespräche die ins eine Ohr rein, aus dem anderen Ohr raus fliegen. Natürlich können asiatische Menschen mit dieser einschläfernden Art mehr anfangen & die Geschichten sind auch in den Bruce Lee-Klassikern nicht besser - aber trotzdem wirkt das hier doch alles sehr künstlich aufgeblasen & hätte Straffung verdient. Die dann in den Raids umso krasser einschlug & zu Meilensteinen führte. Noch dazu kommen Schauspieler die stets bemüht erscheinen. Gibt also viel zu kritisieren - da gucke ich lieber nochmal Ong Bak. Oder gleich The Raid.
Fazit: tolle Kampfszenen gleichen die einschläfernden, etlichen Längen nur bedingt aus. Eher für Hardcore-Fans der zwei The Raid-Filme.