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Es ist schon etwas verwunderlich, dass es "The Salton Sea" nicht in unsere Kinos geschafft hat. Dabei haben wir es hier mit einem mehr als sehenswerten Thriller zu tun. Ein Eingangsmonolog führt uns zunächst in die Weltgeschichte, mit einem besonderen Blick auf die Entwicklung des Drogenmilieus, denn dort ist auch Danny Parker (Val Kilmer) beheimatet. Einst war er Musiker, heute wird sein Leben von Drogen regiert, auch wenn er in erster Linie zwei korrupten Polizisten nur als Spitzel dient, damit diese erfolgreich Dealer hochnehmen können.

Danny ist keineswegs dumm; er bleibt rational und realistisch und versteht es, in dieser Welt zu überleben. Durch ihn kommen auch die Gedanken des Gesamtwerks, mitunter durchaus philosophischer Natur, zum Ausdruck, ohne dass Danny dabei ihm aber als Werkzeug dient. Denn er hat eben seine eigene Betrachtungsweise und zudem noch eine eigene Vergangenheitsgeschichte zu erzählen, die jedoch bruchstückartig aufgerollt wird. Am Ende scheint der Plot leicht verworren, ist anderseits aber doch so klar; man glaubt die Botschaft so offensichtlich vor Augen zu haben und doch ist sie in Wirklichkeit noch sehr weit entfernt. Fest steht wohl nur, dass "The Salton Sea" unterschiedliche Konflikte auf verschiedenen Ebenen abspielen lässt und dabei den einen, der eine mehr oder weniger konventionelle Thrillergeschichte erzählt, schließt und den anderen offen lässt, weil dieser eigentlich gar nicht in so kurzer Zeit abzuschließen ist und stattdessen auf die Auseinandersetzung mit dem Zuschauer zielt und setzt.

Dieser offen bleibende Konflikt ist kaum mit Worten zu beschreiben, mehr durch die Bilder und gerade zum Ende hin sehr berührenden Klänge zu fühlen. Ruhig, sinnlich, nicht selten auch melancholisch ist dazu die Stimmung; leicht depressiv die Bildkompositionen, bei denen farbenunfrohe Töne vorwiegend dominieren. Dagegen wirkt mit einigen humorvollen, viel Coolness ausstrahlenden Dialogen der Optimismus entgegen, der mit den depressiven Komponenten erstaunlicherweise nicht konkurriert, sondern bestens harmoniert. Zwar dürfte das passende Sprichwort hierzu allseits bekannt sein, aber in der Praxis verhalten sich die Gegensätze oftmals dann doch nicht so anziehend. Ebenfalls sehr überzeugend ist die Zusammenarbeit der Darsteller untereinander, sodass sich hier ein zusammengewachsenes, sicheres Gefüge zeigt. In jedem Falle besonders hervorzuheben ist aber Val Kilmer, der mit seinem Danny Parker keine Wünsche offen lässt und ja, wirkliche eine der besten Vorstellungen seiner bisherigen Schauspielerkarriere abliefert.

"The Salton Sea" ist vielschichtiger, als er auf den ersten Blick scheinen mag. Zwar wird anfangs durchaus der geistige Verfall der Drogenkonsumenten unverblümt offen gelegt sowie eine sich den Rauschzuständen stellenweise anpassende, aber auch ansonsten genüssliche Optik geboten, doch die Drogenproblematik ist es nicht, die im Mittelpunkt steht. Vielmehr geht es um sehr verborgen und sinnlich dargestellte Werte wie Freundschaft, Selbstfindung oder Persönlichkeit. Danny erklärt uns am Ende, dass "irgendein Typ" - der gute Mann war übrigens Protagoras - die Bedeutung unseres Wesens schon ziemlich genau auf den Punkt gebracht hätte: Der Mensch nämlich, der sei das Maß aller Dinge.

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