Review

Martino goes a lil' mad… 

Eine attraktive Frau hat vor Kurzem ihr Baby bei einem Autounfall verloren und leidet nun unter surrealen Träumen über stechend blaue Männeraugen und noch stechendere Messer in ihrem Bauch… Was bietet sich da besser an als eine schwarze Messe, um diese Misere zu „lösen“?! 

Fenech's Baby

Sergio Martinos Giallos kamen mir meist bodenständig und geradeaus vor. Einigermaßen. Zumindest im Vergleich zu ganz anderen Kalibern an Styleergüssen in dem Genre. Sein „All The Colours of the Dark“ kokettiert aber auffällig und ganz wunderbar mit den okkulten Zeiterscheinungen der 70er - und ich liebe diese Kombi! Für mich funktioniert „Tutti i colori del buio“ nahtlos und faszinierend. Die Fenech ist mal wieder Zunder, Zauber und Erotik in einem. Weitere bekannte Gesichter aus dem Giallozirkus an jeder Ecke. Die übernatürlichen, teuflischen Akzente fügen sich perfekt in das Geschehen ein. Mal psychedelisch, mal creepy, mal nervös, mal wirr. Die Kamera kann man nur als edel beschreiben, die herbstlich-braune Aura hat etwas von einer diabolischen Diashow. Und der jazzige Score sprüht vor Leben ohne allzu viel an Spannung, psychologische Fallstricke und Abgdündigkeit abzugeben. „All the Colours of the Dark“ hat viel von Polanski oder De Palma, zudem ohne Frage Argento maßgeblich beeinflusst. Und das i-Tüpfelchen auf der versierten Sahne sind die Traumsequenzen… Verstörend, abgründig, unterbewusst, wunderschön und bitterböse. Daher toppt sich Martino hier mal wieder selbst, erweitert sein Repertoire und liefert mit „All the Colours of the Dark“ eine Mixtur aus Giallo und Okkulthorror, die den Zahn der Zeit gut überstanden und mich von hinten bis vorne in Beschlag genommen hat. Ich habe mich liebend gerne in seine sicheren Regiearme fallen lassen… 

Fazit: Martino kombiniert sein exzellentes Giallo-Handwerk mit übernatürlichen und psychedelischen Akzenten… Umwerfend! 

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