Drei verschiedene Geschichten mit unterschiedlichen Charakteren und alle steigen sie im selben billigen Hotel in Memphis ab.
Die erste Geschichte "Far from Yokohama" erzählt von einem jugendlichen Pärchen aus Japan, das eine Sight-Seeing-Tour zu den grössten Rock 'n' Roll-Schauplätzen in Memphis macht.
Gefolgt von "The Ghost", in der eine Italienerin ihren Anschlusszug verpasst und in Memphis festsitzt. Ein seltsamer Fremder erzählt ihr, er habe eine Erscheinung des "Kings" gehabt, die ihm einen Kamm gab und ihm befahl diesen ihr, wenn er sie treffen werde, zu übergeben. Sie schenkt dem Fremden natürlich keinen Glauben, aber in der darauffolgenden Nacht erscheint ihr der Geist von Elvis selbst.
Die dritte und letzte Story "Lost in Space" erzählt von drei abgehalfterten Trunkenbolden, die nachdem sie einen Schnapsladen überfallen haben, ebenfalls in besagtem Hotel nächtigen.
Jarmusch's "Mystery Train" kommt auf den ersten Blick eher unspektakulär daher, da er, wie eigentlich jeder Film des Kult-Regisseurs, weder auf Effekthascherei, noch auf sonderliche Action aufbaut.
Der Film besticht vielmehr durch seine feingezeichneten, sympathischen Charaktere, seine ruhige Erzählweise mit langen langsamen Kamerafahrten und seine tiefsinnigen, poetischen Momente.
Zitate wie "Wenn man tot ist, kann man nie mehr schlafen" lassen hinter den Fassaden der (auf den ersten Blick) "armen Schlucker" wahre Philosophen vermuten.
"Mystery Train" ist außerdem voller Wortwitz und Situationskomik.
Der Film ist "Pulp Fiction"-artig aufgebaut. Viele Szenen oder Geschichten überschneiden oder wiederholen sich, wobei z.B. am Ende der ersten beiden Erzählungen jeweils ein Schuss zu hören ist, dessen Ursache aber erst in der letzten Episode aufgeklärt wird.
Alle Schauspieler, allen voran die beiden "Japaner" und ein umwerfend trotteliger Steve Buscemi, liefern fabelhafte Arbeit ab.
Jarmush präsentiert uns ein Memphis fern ab von seinem Markenzeichen Graceland und zeigt die heruntergekommenen Gassen, Häuser und Menschen, wobei aber jeder Loser trotzdem ein Held ist, solange er sein Leben irgendwie meistert.
Der Film ist keineswegs depressiv, aber durchaus melancholisch angehaucht.
Wie bei "Night on Earth" und "Dead Man" schildert Jarmusch die Geschichten von Personen auf einer Reise, wobei Memphis hier als Zwischenstop und Treffpunkt dient. "Fortbewegung" ist das Stichwort, das das Pfeiffen des Zuges den ganzen Film hindurch andeutet und am Schluss verlassen tatsächlich alle Hauptcharaktere den Schauplatz und die Stadt.
Fazit :
Umwerfend kultig und ruhig in Szene gesetzt. Tolle Charaktere mit netten Geschichten. Absolutes Kult-Kino.
Ein heimliches Meisterwerk.