Review

Kriegsfilme scheinen in letzter Zeit wieder stark im kommen zu sein. Gerade erst ist John Woo’s „Windtalkers“ mit Nicolas Cage in den deutschen Kinos angelaufen, Mel Gibson tummelt sich in „Wir waren Helden“ schon seit 5 Wochen auf den Schlachtfelder Vietnams. Harrison Ford wird demnächst in „K19:The Widowmaker“ als russischer U-Boot-Kommandant auf Tauchfahrt gehen und Ridley Scotts „Black Hawk Down“ wartet immer noch auf einen deutschen Kinostart.
Wie alle die oben genannten Film, fährt auch U-571 im Kielwasser eines „Der Soldat James Ryan“ und „Der Schmale Grat“. Erlebt man mit Spielberg und Malick noch historisches und gutgemachtes Kino, so entpuppt sich U-571 lediglich als pures Popcorn-Kino, dass allerdings zu unterhalten weiß (wenn man bei Kriegsfilmen überhaupt von Unterhaltung sprechen kann bzw. darf).

Story:
Nachdem im Jahre 1942 das deutsche U-Boot U-571 von einem feindlichen Zerstörer getroffen wird, treibt es manövrierunfähig im Nordatlantik.
Die Alliierten fangen das Notrufsignal dieses Schiffes auf und starten eine waghalsige Mission. Noch bevor das deutsche Rettungsschiff vor Ort eintreffen kann, soll ein amerikanisches U-Boot, als deutsche Rettungsmannschaft verkleidet, die U-571 entern und die sich an Bord befindliche Enigma erbeuten, die deutsche „Wunder-Kodiermaschine“, deren Funksprüche bisher noch kein Kryptograph entschlüsseln konnte. Durch den Besitz der Enigma erhofft sich die Führungsriege der Alliierten endlich Aufklärung und verbessertes taktisches Handeln und die Wende im Krieg gegen Hitler.
Diese strenggeheime Mission soll Lt. Commander Dahlgren mit seiner Crew der S-33, darunter sein 1. Offizier Andrew Taylor übernehmen. Ihnen zur Seite gestellt werden Lieutenant Hirsch vom Geheimdienst und Major Coonan von den US Marine Corps, die die Sicherstellung der Enigma überwachen soll.

Das Entern des feindlichen U-Boots verläuft, wie die bisherige Mission, genau nach Plan, bis unerwartet das deutsche Versorgungsschiff auftaucht und die S-33 samt sich an Bord befindendlicher Mannschaft in die Luft sprengt. Eher durch Glück als durch taktisches Handeln gelingt es den wenigen überlebenden Amerikaner das deutsche Schiff mit der U-571 zu zerstören.
Die einzige Chance, die Taylor und seine handvolle Männer jetzt noch bleibt, liegt in der U-571. So wird das Schiff wieder einigermaßen seetauglich gemacht und mit der Enigma an Bord Richtung England geschickt. Jedoch sind die Differenzen zwischen den Mitglieder und der gefangengenommene, deutsche U-Boot-Kapitän nicht das einzige Problem der Amerikaner. Der Weg zur rettenden Küste Englands führt sie geradewegs durch feindliches Gewässer...

Filmrezension:
Was macht man, wenn man offensichtlich zu viel Geld in der Tasche hat? Genau, man gibt es einem Hollywoodregisseur, der damit einen großen, mit Effekten und Action vollgestopften Film produziert und hofft das aus dem ohnehin schon vielen Scheinchen noch mehr Scheinchen werden
Einer dieser glücklichen Regisseure war Jonathan Mostow. Die Geschichte zu U-571 geisterte schon Jahre in seinem Kopf und als sie endlich zu Papier gebracht wurde, waren die Scheinchenverdiener in Hollywood sofort Feuer und Flamme. Dieses Stoff musste verfilmt werden. Mit einem ansehnlichen Budget von mehr als 150 Millionen Dollar konnte Mostow, sich so ungefähr jede Schikane leisten, die er zur Wiederbelebung des U-Bootskrieges des 2. Weltkrieges nötig hatte. Da weltweit kein einziges U-Boot mehr aus dieser Zeit existierte, ließ Mostow in 8-monatiger Arbeit einfach zwei detailgetreue Nachbildungen rekonstruieren. Ein ziemlich schwieriges und kostspieliges Unterfangen, des bis auf einige Fotos kaum noch Material über die alten S-Modelle vorhanden war. Immerhin stammen diese Modelle aus den Anfangszeiten der U-Boote.
Gedreht wurde auf Malta und im Mittelmeer, wo die dort ansässigen Cinecittá-Studios ein riesiges Wasserbecken zur Verfügung stellten, in dem die stürmischen Wetterbedingungen auf See perfekt simuliert werden konnten. Um dieses Wasserbecken herum wurde die bis jetzt größte und teuerste Regenmaschine der Filmgeschichte errichtet.
In einer Hinsicht haben sich diese immensen Investitionen gelohnt, tricktechnisch sieht U-571 einfach atemberaubend aus. Besonders gelungen sind die Unterwasseraufnahmen, für die extra 5 Mini-U-Boote konstruiert wurden.
Die restlichen Millionen lassen sich in Form von schönen Explosionen bewundern.

Auch wenn man U-571 nicht gerade als action-arm bezeichnen kann, so wollte Mostow mehr als nur einen stumpfen Knall- und Schießfilm drehen. Er wollte dem Zuschauer die Lebensbedingungen auf einen U-Boot näher bringen. Und das heißt, leben auf engsten Raum mit mehr als 40 Mann Besatzung. Keine sonderlich angenehme Vorstellung für Leute mit Hang zur Klaustrophobie. Dieses Spiel mit klaustrophobischen Enge der U-Boot und die Ängste die sie bei vielen auslöst, ist Mostow gut gelungen. Die beklemmende Atmosphäre oder die Totenstille nach dem Abwurf der Wasserbomben können restlos fesseln und sich durchweg spannend inszeniert, so dass man sich fast gezwungen fühlt mit den Protagonisten die Luft anzuhalten. An Spannung und Action fehlt es U-571 wirklich nicht.

Leider krankt der Film, wie schon Pearl Harbor an einer lachhaften Romantisierung des 2. Weltkrieges. Zwar fehlt zum Glück die kitschige Liebesgeschichte, doch schöne Sonnenuntergänge und rosa-rot gefärbte Himmel, während der Kapitän mit stolzgeschwelter Brust auf dem Turm seines Schiffes steht bleiben dem Zuschauer keineswegs erspart. Dazu gibt es schmalzige, patriotisch-klingende Klänge vom Feinsten.
Auch patriotischen Sätze a la „Wenn du amerikanischer Regierung entscheidet, dass diese „Schreibmaschine“ wichtiger ist als unser alle Leben, dann ist das so“ werden dem Zuschauer selbstverständlich nicht vorenthalten. Eher das Gegenteil ist der Fall, hier gibt es mehr Patriotismus, als das es irgendein Europäer auf die Dauer ertragen könnte.
Hinzu kommt die regelgerechte Glorifizierung der tapfern Mannen aus dieser Zeit. So darf Taylor Sätze wie „Ich würde für jeden an Bord mein Leben opfern.“ äußern und einer der „Helden“ darf diese glorreiche und selbstlose Tat sogar vollbringen.

Neben all dem Patriotismus und Heldentum darf natürlich eins nicht fehlen: Die besonders bei Amerikaner allzeit beliebten und gerngesehenen Klischees. In diesem Punkt hat sich Co-Autor und Regisseur Jonathan Mostow sehr viel Mühe gegeben. Wie es scheint ist es ihm als erster gelungen sämtliche U-Boot-Klischees in nur einem einzigen Film von weniger als zwei Stunden Länge zu vereinen. Eine eher zweifelhafte Ehre.
So darf das U-Boot z.B. in eine Tiefe hinabtauchen, deren Druckverhältnissen es theoretisch nicht ansatzweise gewachsen ist. Doch anstatt zu einem weiteren Tiefseemärchen zu verkümmern, platzen der U-571 lediglich ein paar Bolzen aus den Wänden, was zur Folge hat, dass unsere armen Helden eine Gratis-Dusche spendiert bekommen.
Selbstverständlich ist das Torpedorohr im einem alles entscheidenden Moment verstopft (das nur noch ein Torpedo übrig geblieben ist, muss ich ja nicht extra erwähnen), doch glücklicherweise ist es im allerletzten Augenblick wieder voll einsatzbereit.
Wo wir gerade bei Torpedorohren sind, neben dem bekannten praktischen Effekt sich damit feindliche Schiffe vom Hals halten zu können, erfüllt dieses Rohr auch noch andere nützliche Aufgaben. So kann man hierdurch z.B. allerhand Müll und praktischerweise gerade vorhandene Leichen an die Wasseroberfläche befördern, um so dem feindlichen Schiff einen Treffer durch Wasserbomben vorzugaukeln. Natürlich muss man hinterher tief genug tauchen, so dass man weder durch Radar oder Sonar erfasst wird, hier tritt wieder Punkt 1 in Kraft.
Last but not Least befindet sich selbstverständlich ein Mann an Bord, der zuvor noch nie mit einem U-Boot auf Tauchstation gegangen ist. Anfangs erweist er sich als absolutes Greenhorn und ist eher ein Klotz am Bein, anstatt eine wertvolle Bereicherung für die Mannschaft. Bis zum Ende des Filmes bleibt ihm jedoch noch genug Zeit um zu beweisen, dass er es doch faustdick hinter den Ohren hat.
Dies seien jetzt nur ein paar Beispiele, alles andere würden jeglichen Rahmen sprengen.
Größter Nachteil dieser Klischees ist wohl das ständige Gefühl alles schon einmal irgendwo und irgendwann gesehen zu haben.
Allerdings muss man Mostow zugestehen, dass es ihm durchaus gelungen ist, diese Klischees spannend und mitreißend umzusetzen.

Das Skript ist jedoch nicht unbedingt fordernd, die Story recht simpel gestrickt und die Dialoge aufs wesentlich reduziert, eine Mittel zum Zweck nichts weiter. Keine gute Vorraussetzungen für hervorragende, schauspielerischen Darbietungen. In dieser Hinsicht hält U-571 jedoch eine Überraschung bereit. Sowohl die „Alten Hasen“, wie Harvey Keitel und Bill Paxton, als auch die Jungschauspieler, wie Matthew McConaughey und Jake Weber können auf der ganzen Linie überzeugen.

Die Queen und ihr kleines Inselvölkchen waren über diesen Film sicherlich nicht besonders amused. Waren es doch die Engländer die am 9. Mai 1941 die Enigma aus der U-100 erbeuteten und nicht die Amerikaner. Uncle Sam gelang es lediglich 1944 die U-505 zu kapern, dummerweise befand sich keine Enigma an Bord.
„Wenn Hollywood je beschließen sollte die Eroberung Berlins zu verfilmen, so werden es wohl die Amerikaner sein, die die rote Flagge am Reichsstags hissen“, schrieb einmal ein russischer Jugendlicher in einem Internetforum. Womit er gar nicht mal zu falsch liegt.
Tatsache ist, dass es den Amerikaner in den letzten Jahren immer wieder „gelungen“ ist geschichtliche Ereignisse so zu drehen und zu verändern, dass sie entweder am Ende als Sieger daraus hervorgehen konnten oder aus einem absoluten Fehltritt eine vermeintliche ruhmreiche Tat fabrizieren konnten. Propaganda der Neuzeit? Vielleicht, hauptsächlicher Grund dieser Geschichtsfälschungen dürften jedoch die Besucherzahlen in den USA seien. Das amerikanischen Publikum sieht viel lieber Filme, in denen ihr Nationalstolz gefeiert wird. Vergleicht man die Zuschauerzahlen hierzulande mit denen aus Übersee scheint sich dieses nur noch zu bestätigten. Lockte es in den USA im Sommer 2002 mehr als 10 Millionen Amis in die Kino, fanden in Deutschland gerade mal 1 Millionen ihren Weg auf die Kinoplätze.

Fazit:
Eine rostige Story ohne viel Tiefgang. Schade eigentlich, denn sowohl Darsteller als auch die packende Atmosphäre wissen durchaus zu unterhalten, wenn da nicht auch noch dieses Phänomen des amerikanischen Patriotismussees und die Glorifizierung seiner Helden mit an Bord wären.

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