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"U-571" war neben "Breakdown" Jonathan Mostows Sprungbrett in die Oberliga, doch ein guter U-Boot-Film sieht anders aus. Unerreicht steht an erster Stelle immer noch "Das Boot", von dem hier auch reichlich Raubbau begangen wurde. Vielleicht hätte sich Mostow vor dem Verfassen des Screenplays mal etwas über den zweiten Weltkrieg informieren sollen, nicht nur was die Größe der U-Boote angeht, sondern seine gesamte Story ist im Grunde falsch. Aber egal, hauptsache man erzählt die Geschichte mit dem typischen Hurra-Patriotismus und stempelt die Deutschen grundlegend als böse ab, in diesen Punkten hat Mostow seine Mission erfüllt. 55 Millionen Dollar ließen sich Martha und Dino De Laurentis dieses Kriegs-Machwerk kosten, vielleicht auch eine Anleitung wie man einen großen deutschen Zerstörer mit nur einem Torpedo in den Tiefen des Atlantiks versenkt.

1942: Das deutsche U-Boot U-571 ist manövrierunfähig und hat verschlüsselt um Hilfe gebeten. Der Funkspruch konnte abgefangen werden und so macht sich ein amerikanisches U-Boot unter Mike Dahlgren (Bill Paxton) sofort auf den Weg. Schließlich gilt es eine Enigma-Verschlüsselungsmaschine zu erbeuten, um endlich die deutschen U-Boot Codes knacken zu können. Zwar gelingt es Lt. Andrew Taylor (Matthew McConaughey) mit einigen Mannen U-571 zu entern, doch plötzlich wird ihr eigenes Boot von einem feindlichen U-Boot versenkt. Taylor und den restlichen Überlebenden gelingt es mit dem deutschen U-Boot den Gegner auszuschalten, doch um ihre Mission erfolgreich abzuschließen, müssen sie es bis zur englischen Küste schaffen und gerade dort sind die Deutschen sehr aktiv.

Gleich beim Auftakt sind gewisse Parallelen zu Wolfgang Petersons "Das Boot" zu erkennen, der Kaleun sieht Jürgen Prochnow etwas ähnlich, warum er allerdings so schnell die Fassung verliert, bleibt fraglich. Aber "U-571" nimmt es allgemein nicht sehr genau, denn erst im Jahr 1944 gelangten die Amerikaner in den Besitz einer Enigma. Mostows Film spielt im Jahr 1942, wo es den Briten gelang ein deutsches U-Boot zu entern. Doch ungenau oder nicht, bis dorthin ist es ein weiter Weg, zuerst darf sich Taylor darüber aufregen, warum ihm sein Vorgesetzter keine Empfehlung ausgesprochen hat, damit er endlich sein eigenes U-Boot bekommt. Die Mannschaft lernen wir im Schnellverfahren kennen, doch keiner der Figuren will so recht in Erinnerung bleiben und etwaige Verluste stimmen den Zuschauer auch nicht traurig. Dabei darf auch die gewisse Portion Pathos nicht fehlen, besonders die Melodie im Abspann hat es wieder in sich. Aber viel ärgerlicher sind zahlreiche Unwahrscheinlichkeiten und es beginnt gleich nach der überlangen Einleitung. Das Besetzen von U-571 artet in einer Schießerei aus, doch es ist erstaunlich wie schnell sich Taylor und seine Mannen in dem Boot zu recht finden, als sie angegriffen werden. Ihr Funker ist zwar zur Hälfte Deutscher (hat stolz den Kampf gegen den Faschismus aufgenommen), aber die deutsche Technik dürfte sich trotzdem weit von der amerikanischen unterscheiden, so dass U-571 nicht in zwei Minuten blind beherrschbar ist. Außerdem hatte man vorher gerade mal genügend Batterie, um die Beleuchtung aufrecht zu erhalten und plötzlich reicht es für ein Wendemanöver. Eine ganz seltsame Sache ist auch das Feuer im Maschinenraum, welche alle deutschen Mechaniker tötete, wobei der Dieselmotor so gut wie nichts abbekam. Auch bekommt man die Technik immer genau im letzten Moment repariert, auch so ein nerviges Klischee mit dem Mostow hier Spannung erzeugen will.

Und diese Ungereihmtheiten gehen munter weiter, wobei die Angriffe der Zerstörer immerhin einigermaßen spannend geworden sind. Diverse Außenaufnahmen und Explosionen können sich auch sehen lassen, wobei ich mit der U-Boot Kulisse nicht ganz ins Reine komme. "Das Boot" spielte im Jahr 1941 und man staune wie groß die U-Boote hier plötzlich sind. Auch können Zerstörer ihre Bomben in einem Gebiet abwerfen, wo sie sich überhaupt nicht befinden und was haben deutsche Zerstörer überhaupt im Atlantik verloren? Um sich hier unterhalten zu lassen, sollte man das Hinterfragen sein lassen. Aber Mostow macht es uns auch nicht leicht diesen Film ernst nehmen zu können. Man arbeitet fix alle Szenen aus "Das Boot" ab, auch das Sinken in eine kritische Tiefe und nebenbei muss sich Taylor noch zur Führungsperson mausern und hat mit Ungehorsam zu tun, obendrein muss er sich auch beweisen in dem er einen seiner Männer in den Tod schickt. Der Deutsche, den man bergen kann entpuppt sich daneben als kompromissloser Mörder und Saboteur, bis er schließlich von unseren Helden erschlagen wird. Auch bei den Darstellern sieht es nicht rosig aus, Matthew McConaughey (Sahara - Abenteuer in der Wüste, Ein Schatz zum Verlieben) nimmt man die Rolle nur bedingt ab, während Bill Paxton (Aliens - Die Rückkehr, Dämonisch) ganz okay ist, aber ein Charakter wie Chief Henry Klough würde sich niemals so unterordnen, Keitel ist mit dieser Rolle nicht gerade gefordert.

Es ist schon eine Zumutung, was man uns hier als Entertainment verkaufen will. "U-571" ist eine einzige Anhäufung von Klischees und falschen Informationen, da helfen auch die Texttafeln zur Richtigstellung im Abspann nichts mehr. Handwerklich kann man nicht groß meckern, ein gewisser Unterhaltungswert ist vorhanden, allerdings sollte man aufhören das Ganze zu hinterfragen, was wirklich schwierig ist.

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