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Eine aufblasbare Sexpuppe, von ihrem Besitzer Nozomi getauft, erwacht eines Tages zum Leben. Mit dem Körper einer Frau und dem Geist eines Kleinkindes macht sie sich neugierig und naiv auf, die Welt zu erkunden und lernt etwas über das Menschsein -- zumeist nichts Gutes, versteht sich, weshalb die Anfangs lebensfrohe Frau zusehends verbittert.

Der Film erzählt somit aus einer ungewohnten Perspektive über die Entfremdung in einer modernen Großstadt, über mangelnde Bereitschaft, sich auf andere Menschen emotional einzulassen; sprich: über den Verfall von menschlichen Werten. Auch sexuelle Ausbeutung und Objektisierung von Frauen werden thematisiert. Ebenso Minderwertigkeitsgefühle, die Akzeptanz der eigenen Stellung in einem System, aber auch die Hinterfragung dessen.

Vor allem bildet das Begleiten der Puppe/Frau angefangen bei ihrem Erwachen, über ihren kontinuierlichen Lernprozess und Charakterformung bis hin zum ihrem Ende im Müll eine Parabel auf das menschliche Leben. Und Nozomi betreibt eine Sinnsuche, in deren Verlauf sie sogar Gott (also den Besitzer der F**kpuppen-Fabrik) trifft, der aber auch nur sagen kann, dass alles Sein endlich ist. Mehr sachdienliche Hilfe bei der Suche des Sinns des Lebens bietet der Frau ein alter Philosoph, der die Auffassung vertritt, ohne tiefe zwischenmenschliche Bindungen sei jedes Individuum bloß eine leere Hülle. Wie eine Puppe, halt.

Es ist angenehm, dass "Air Doll" sich trotz seiner Melancholie eine gewisse Leichtigkeit bewahrt. Seine (durchaus diskutablen, weil einseitigen) Ansichten über das menschliche Leben in einer modernen Großstadt verkündet er auf märchenhaft verspielte Weise und spart sich jede Schwere und jedes Fingerwedeln. Lustige oder anrührende Momente gibt es zudem viele.

Es ist ein schöner, kleiner Film geworden, der einen unaufgeregten und ruhigen Fluß besitzt, dabei einen fast schon meditativen Mood schafft. Neben Donna Baes sympathischer und Empathie-schaffender Darstellung der Nozomi ragt besonders Ping Bing Lees schöne Photographie heraus, die im Beton-Dschungel immer wieder spektakulär unspektakuläre und poetische Bider schafft. 

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