Seit einigen Jahren ist Judd Apatow einer der ganz großen des Comedygeschäfts, vor allem als Produzent und Autor, doch seltsamerweise ging „Funny People“, seine erste Regiearbeit seit dem „Knocked Up“-Durchbruch, unter.
George Simmons (Adam Sandler) begann als Stand-Up-Comedian, ist mittlerweile extrem beliebt und hat mit infantilen Filmen Millionen gemacht. Ira Wright (Seth Rogen) hingegen steht am Anfang seiner Karriere, arbeitet an der Essenstheke und tritt gelegentlich in kleinen Clubs auf. George ist ein Idol für ihn, da er sich aus ähnlichen Verhältnissen hochgearbeitet hat – so wie man es von vielen Komikerlaufbahnen kennt.
Durch einen Zufall stößt George, dem kürzlich eine Form von Leukämie diagnostiziert wurde, auf Ira und macht ihn aus einer Laune heraus zu seinem Assistenten. Das Ganze wird für beide Männer zu keiner einfachen Sache…
Apatow dominiert aktuell das Comedygenre, im Stil seiner Produktionen werden Filme wie „Role Models“ und „Trauzeuge gesucht“ gedreht, in denen Apatow-Entdeckungen die Hauptrollen spielen. Ergo hatte carte blanche für „Funny People“ und das hat er ausgenutzt. Selbst für Apatow-Verhältnisse mit einer Länge von 152 Minuten massiv (in der extended Version), das erlauben sich sonst nur Epen, und über weite Strecken ohne eine echte Geschichte, denn gute zwei Drittel des Films schaut man bloß der eigenwilligen Männergemeinschaft beim Tagesgeschäft zu.
Doch in dieser Zeit funktioniert „Funny People“ überraschend gut, wobei Apatow keine Trennlinie zwischen Komödie und Drama zieht. Bewegend erzählt er von Georges Krankheit und wie der Star seinen Panzer aus Spott und Zurückgezogenheit ablegt, wie unter seinen Beleidigungsarien eine Verletzlichkeit durchscheint. Gleichzeitig gibt es erstklassige Wortgefechte, bei denen die derben Sprüche tief fliegen – gerne auch mal unterhalb der Gürtellinie. Bei den Stand-Up-Nummern werden natürlich reichlich Peniswitze gerissen, aber das kennt man aus dem Hause ja.
Doch gleichzeitig thematisiert Apatow das Komikersein. Es geht hier um den Druck Gags zu liefern, um die Arbeit an einem Programm oder auch nur einzelnen Witzen – als wollte der Mann der Zuschauerschaft mal zeigen wie hart sein Metier ist. Dementsprechend treten Unmengen von Comedians mit Cameos auf, überall zitiert man mehr oder weniger direkt frühere Sandler- und Apatowfilme. Außerdem gibt es Seitenhiebe gen Tagesgeschehen (z.B. die Obama-Kanye-West-Sache), die allerdings kaum weit ausholen. Wenn mit „Stirb langsam“ dann mal ein rund 20 Jahre alter Film zitiert wird, dann ist dies die Ausnahme.
Probleme bekommt „Funny People“ vor allem dann, wenn er im letzten Drittel dann doch noch eine Geschichte erzählen will, nämlich Georges Kampf um seine neu verheiratete Ex-Freundin Laura (Leslie Mann). Hier sind diverse Szenen einfach viel zu lang, denn man will eigentlich nicht zum gefühlten fünfzigsten Male sehen, wie Ira und George mit Lauras Kindern spielen, während das ganze Gehampel um Liebe, Treue und Familie auf der Stelle tritt und man bis zum Erbrechen durchexerziert, was auf welche Weise verwerflich wäre.
Schade, denn die Besetzung gibt wirklich alles. Adam Sandler hält sich zurück und ist so gut wie zuletzt in „Reign Over Me“, während Seth Rogen gut mithalten. Der Supportcast ist purer Zucker, egal ob Leslie Mann als starke Frau in der Männerrunde, Jonah Hill und Jason Schwartzman als eigenwillige Mitbewohner Iras oder Eric Bana als akzentgeschädigter Gatte Lauras.
„Funny People“ ist eigenwillig, sogar irgendwie sehenswert, aber doch alles andere als perfekt. Zu lang geraten mit zu vielen unnötigen Szenen, aber gleichzeitig meisterlich im Spagat zwischen Komödie und Drama, zumindest in den ersten zwei Dritteln. Ein etwas gescheiterter Apatow, aber dafür mit Ideenreichtum gescheitert.