Review

Nun also der zweite Streich jenes Höhlenhorrors, der den deutschen Kinogängern 2006 einige veritable Seatgrapper-Momente beschert hat. Für den Erfolgsregisseur Neil Marshall stellte The Descent (2005) freilich lediglich eine Durchgangsstation dar, so dass er sich bei Teil 2 auf den Posten des Executive Producer beschränkte während er seinem Cutter Jon Harris das Debüt als Spielfilmregisseur ermöglichte. Skepsis ist also angebracht, doch The Descent Part Two (2009) macht viel richtig ist handwerklich dem Vorgänger ebenbürtig und bietet solides Shocker Entertainment. Gleichwohl lassen sich einige Abnutzungserscheinung gegenüber Teil 1 nicht verleugnen.

The Decent Part Two schließt nahtlos an den Vorgänger an. Sarah (Shauna McDonald) ist soeben aus dem Höhlenlabyrinth entkommen und gerät in den Verdacht, selbst etwas mit dem Verschwinden ihrer Freundinnen zu tun zu haben. Zusammen mit den Polizeibeamten Vaines und Rios (Gavan O'Herlihy, Krysten Cummings) und den drei Höhlenkletterspezialisten Cath, Dan und Greg (Anna Skellern, Douglas Hodge, Joshua Dallas) sollen sie vor Ort das Verschwinden ihrer fünf Freundinnen aufgeklären. Neben den geräuschempfindlichen Fleischfressern warten weitere Überraschungen auf das Team.

Die beste Nachricht nach den genrebedingt etwas zähen Anfangsminuten
lautet: The Descent Part Two tilgt sämtlich Anklänge von Mystery, die Teil 1
unnötigerweise etabliert hatte. Das übliche Kanonenfutter wird in Folge unter
doch eher fadenscheinigen Gründen zurück in die Höhlen geschickt. Zum größten Ärgernis entwickelt sich dabei die Rolle des Dorfsheriffs Vaines, der laut Drehbuch einige äußerst dämliche Fehlentscheidungen treffen muss. Sobald die Gruppe in einigermaßen großer Sicherheit zu schweben droht, stellt einfach der Sheriff irgendetwas Blödes an, um alle in Gefahr zu bringen. An dieser Stelle fällt der Nachfolger dann doch am Deutlichsten vom Original ab, der spannende Momente eben nicht durch die Dämlichkeit eines Protagonisten, sondern aus einer unausweichlichen Situation entwickelte. Trotz alledem hat auch The Descent Part Two seine spannenden Sessel-Drücker-Momente, baut eine gelungenen Atmosphäre auf und bietet -abgesehen von der Dorfsheriffparodie- auch überwiegend glaubhafte Charaktere, denen man  keine Grausamkeiten an den Hals wünscht. Eben jene werden etwa in der gleiches Dosis und Intensität geboten, wie beim Vorgänger. Kompromisslos, deftig und eklig müssen wieder einmal deutlich mehr Kreaturen als Protagonisten dran glauben. Die Anspielung auf Ein Zombie hing am Glockenseil" (1980) fügt sich daher geradezu harmonisch ins Gesamtbild ein. Daneben punktet das Sequel mit einer engen Anbindung an den Vorgänger, nicht nur inhaltlich, sondern auch stilistisch, wobei die Inszenierung den gleichen Level erreicht wie Teil 1. Auch hier überträgt sich die beklemmende Atmosphäre wunderbar auf den Zuschauer, wenn unsere Helden sich durch viel zu kleine Löcher quetschen oder nach den letzten Luftlöchern schnappen. Wie es sich für ein ordentliches Sequel gehört, wird die Geschichte moderat erweitert, und umschifft dabei dankenswerterweise den Fallstrick, zu viel erklären zu wollen. Das Drehbuch rückt „The Descent Part Two" final leider vom reinen Monsterhorror teilweise in die Richtung des Backwood-Slashers - darüber mag man angesichts der Schwemme an ähnlichen Produktion innerhalb der jüngsten Zeit geteilter Meinung sein.

Insgesamt ist „The Descent Part Two" sehr solide geraten. Der Mangel an frischen Ideen wird mit einer spannenden Inszenierung weitestgehend kaschiert, wobei sich das ganz große Glücksgefühl für den Horrorfan dann doch nicht ganz einstellen will - zu sehr gleichen sich beide Höhlengänge letztendlich.

Daran werde ich mich erinnern: Der klaustrophobische Abstieg in die Miene.

Details
Ähnliche Filme