Review

Bei dem großen Erfolg von Neil Marshalls Höhlenhorror war eine Fortsetzung im Grunde abzusehen, zumal das fast schon offene Ende förmlich dazu einlud, noch einmal in die Höhle des Bösen hinab zu steigen.
Diesmal übernahm der damalige Cutman Jon Harris Regie und offenbart mit seinem Spielfilmdebüt nicht nur ein feines Gespür für ein atmosphärisch gestaltetes Setting, sondern auch, wie man eine bereits erzählte Geschichte ein zweites Mal auftischen und in Sachen Spannung phasenweise noch eins drauf setzen kann.

Wir erinnern uns: Sarah gelangte als einzige der Damen aus der Höhle der blutrünstigen Crawlers. Sie wird von einem Redneck aufgegabelt und landet im Hospital. Mittlerweile suchen Cops die vermissten Frauen und steigen gemeinsam mit einem Expeditionsteam und der noch unter Amnesie leidenden Sarah in die Höhle hinab…

Figurentechnisch benötigt man in diesem Fall kaum eine Vorlaufzeit, nach einer Viertelstunde wird der Schauplatz der Geschichte bereits in die Höhle verlegt und dennoch sind mit Sarah und dem stacheligen Sheriff Vaines sogleich Sympathieträger und Antityp gefunden.
Im Gegensatz zum Original arbeitet Harris mit einer deutlich augenfreundlicheren Beleuchtung, wodurch die Aktionen der Kreaturen zwar nicht ganz so überraschend aus dem Nichts einsetzen, dafür aber sehr gut getimt sind. Bis diese in Erscheinung treten, dauert es gerade mal noch eine Viertelstunde.

Von da an wird aus dem Schauplatz nahezu alles herausgekitzelt, was so eine großflächige, recht verwinkelte Höhle so an Spannungsmomenten hergibt.
Kletterpartien, Tauchgänge, Abseilen und vor allem in Totenstarre verfallen, denn anders als die Figuren aus dem ersten Teil, spricht sich aufgrund Sarahs Vorwissen bald herum, dass die Crawlers ausschließlich nach Gehör jagen.
Aus dieser Tatsache ergeben sich, vor allem gegen Ende, überaus spannende Momente, denn Score und Sound sind perfekt aufeinander abgestimmt und während nur unauffällige Hüllkurven im Hintergrund wahrzunehmen sind, konzentriert man sich auf jedes kleine Geräusch der potentiellen Opfer, die sich durch einen Fehltritt zwischen undefinierbaren Gedöns sofort verraten und ihr Todesurteil fällen würden.

Die Kreaturen wurden hingegen einmal mehr effektiv gestaltet und in Szene gesetzt, dazu arbeitet die Kamera recht förderlich und der Schnitt sorgt für die entsprechenden Schockmomente, von denen einige ebenso zu verzeichnen sind, wie diverse Splattereffekte, bei denen aufgrund mehrerer Halsbisse und abgehacktem Arm so einige Liter Blut spritzen.

Was an der Story ferner gefällt, ist die Ausgewogenheit zwischen reinem Opfermaterial und Gegenwehr gegenüber den Kreaturen, wodurch sich einige wuchtige Kämpfe ergeben.
Mit dem ersten Erscheinen der Crawlers wird dem Zuschauer somit kaum eine Ruhepause gegönnt und mit knackigen One-Linern („Now I wish I was back in water“) wird sogar für kurzfristige Auflockerung gesorgt.
Besonders gut gefällt in diesem Kontext der Showdown, der mit einer kleinen perfiden Idee aufwartet. Eigentlich sogar zwei.

Somit sei der Streifen allen Zuschauern empfohlen, die „Descent“ spannend fanden und sich innerhalb dieses Sequels nicht daran stören werden, dass die Geschichte im Kern keine Originalität zutage fördert und sich vom Grundgerüst des Originals nur wenige Abweichungen erlaubt.
Spannend, blutig und effizient in Szene gesetzt, - mehr ist von einem Aufguss kaum zu erwarten.
Knapp
8 von 10

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