Review

Man möge mir verzeihen, wenn ich mit meinem Einleitungssatz das eigentliche Review schon vorweg nehme, aber ich kann nicht anders: Es hätte mich nicht überrascht wenn in den Credits "Directed by Uwe Boll" gestanden hätte... 


The Descent war für mich einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre, verstand er es doch geschickt eine bedrohliche Atmosphäre zu schaffen, die dann in einem derben Finale gipfelte. So sollen Horrorfilme sein. Der zweite Teil ist allerdings ein filmisches Desaster. Aber der Reihe nach:

Es fängt schon mal mit der unglaubwürdigen Ausgangssituation an: Da wird die letzte Überlebende von einem Auto aufgesammelt, kommt ins Krankenhaus und muss SOFORT wieder mit der Rettungsmannschaft mit in das Höhlensystem kriechen. Klar, warum sollte man ein psychisches Wrack, das gerade Höllenqualen erlitten hat und sich auf jeden Fall den Weg durch die labyrinthartigen Höhlen gemerkt hat (Achtung, Sarkasmus!) nicht gleich wieder mitnehmen?

Dann ermahnt der Teamleiter der Klettergruppe den alternden Polizeichef (darf eigentlich jeder auf so eine Höhlenwanderung mit??), dass eine Pistole wie Dynamit da unten wirkt. Natürlich nimmt der Chef die Knarre trotzdem mit (toller Teamleiter!) und der gewiefte Zuschauer weiß natürlich um die Konsequenzen.

Sobald die Gruppe dann im Höhlensystem ist, gab der Regisseur wohl ganz klare Anweisungen (sorry wenn ich jetzt ein wenig ins lächerliche abdrifte): 

"Ich habe keinerlei Gespür für gute Schockmomente und kann auch sonst keine Splatterszene gekonnt inszenieren. Deshalb gilt folgendes:

- Schockmomente werden dadurch inszeniert, das der Zuschauer lediglich einen stillen, schwarzen Bildschirm sieht, aus dem dann ganz überraschend eines der Vieher auf den Zuschauer zuhält, untermalt von einem lauten "Bitte erschrecken!" Sound. Dies muss so oft wie möglich eingebaut werden!

- Da ich keine gruselige Atmosphäre erschaffen kann, muss ich eben mehr mit Splattereffekten arbeiten. Es muss also extrem viel Blut fließen bzw. spritzen, wenn möglich in die Gesichter der Akteure. Das finden die Zuschauer bestimmt ganz, ganz ekelig. Es muss auch, anders wie beim ersten Teil, alles sehr gut ausgeleuchtet sein, damit auch jeder mitkriegt, wie hart dieser Film ist! Platz für die Vorstellungskraft des Zuschauers gibt es in meinem Film nicht!"

Ja, so oder so ähnlich könnte es gewesen sein. Und das es - vorsicht Spoiler! - NOCH eine Frau aus dem ersten Teil geschafft hat, in der Höhle zu überleben (wenn man sie so anschaut wahrscheinlich wegen ihres grimmigen Gesichtsausdrucks, der geradezu herausschreit: Schaut mich an! Ich bin richtig mies gelaunt und eine knallharte Bitch!), setzt dem ganzen Film dann die Unglaubwürdigkeitskrone auf. 

Das Ende ist ebenso nichtssagend wie dämlich, aber wenigstens hat der Film ein Ende. Das ist nämlich das Beste an diesem Machwerk.

Fazit: Vielleicht liegt es einfach daran, das ich einen Film in der gleichen Machart wie "The Descent" erwartet habe: Düster, atmosphärisch mit einigen extrem gruseligen Szenen, in denen man selbst ein wenig beklommen wird. Bekommen habe ich eine Schlachtplatte allererster Kajüte, in der nur Platz für Blut (in den Gesichtern der Schauspieler!), grimmige Gesichter, Logiklöcher der Größe des Bodensees und plakative Gewalt ist. Wer auf billigen Trash-Horror steht, bitte sehr! Ich finds einfach nur Schade! 1/10 Punkten.

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