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"Es geht hier um ne Vermisstenmeldung. Was erwarten sie dort unten zu finden?"

Von einer Höhlenexpedition in den amerikanischen Appalachen kommt nur Sarah (Shauna MacDonald) traumatisiert und blutüberströmt an die Oberfläche zurück. Ausgehend von einem Verbrechen zwingt der örtliche Sheriff Vaines (Gavan O‘Herlihy) sie direkt zu einem erneuten Abstieg um nach den anderen 5 vermissten Frauen zu suchen und die Vorfälle zu klären. Mit Deputy Rios (Krysten Cummings) sowie einem Höhlen-Erkundungsteam, bestehend aus Dan (Douglas Hodge), Greg (Joshua Dallas) und Cath (Anna Skellern), betreten sie das Höhlensystem um selbst zu erleiden, was mit den Anderen geschehen ist.

Als ein Überraschungserfolg im Horrorgenre funktionierte "The Descent" ganz hervorragend. Der Horrorfilm setzte auf ein unverbrauchtes Setting und konzentrierte sich auf präzise inszeniertes Grauen mit reichhaltigem psychologischem Subtext, das durch unkonventionelle Plot-Twists und Figuren angereichert wurde. Insbesondere in Anbetracht des bitterböse-nihilistischen, in sich ruhenden Schlusspunktes des Erstlings schien eine Fortsetzung als wenig praktikabel, gerade mit einer alten Besetzung. Jon Harris wagt allerdings diesen Schritt und hält sich erstaunlich eng an den Vorgänger.

"The Descent 2 - Die Jagd geht weiter" beginnt direkt im Anschluss an den ersten Teil und verfälscht ein wenig dessen Schluss. Dies soll nicht der einzige Zeitpunkt sein an dem der Film ein wenig erzwungen erscheint. Auch mit steigender Laufzeit gibt es hier und dort immer wieder Logiklöcher bezüglich der Figuren, der jeweiligen Umstände oder aus Anschlussgründen. Ein Fakt mit dem sich der Vorgänger nicht mit herum schlagen musste.
Der dramaturgische Aufbau ähnelt dem des Erstlings. Allerdings wird im zweiten Anlauf weniger Wert auf, für das Genre untypische, greifbare Charaktere gelegt, dafür geht es direkt hinab in die dunkle Tiefe.

Die Handlung des Films bleibt ähnlich überschaubar und diesmal vorhersehbarer, was sich auch auf die Schreckeffekte auswirkt. Während die sympathische Frauengruppe des ersten Teils eine willkommene Bereicherung war, mischt "The Descent 2" diese Gruppe nun durch und arbeitet mit konventionellen, klischeehaften Figuren.

Glücklicherweise rauben diese Umstände nur bedingt die erneut dichte Atmosphäre. Schon ein wenig dreist kopiert die Fortsetzung ganze Sequenzen von seinem Vorgänger, bereichert und variiert sie allerdings genug, um Spannung aufzubauen. So bleibt auch Teil 2 sehr klaustrophobisch, arbeitet mit eingeschränkter Sicht, vielen dunklen Bildern sowie einer dynamischen Ausleuchtung.
Während der psychologische Tiefgang diesmal geringer ausfällt fahren die blutigen Details hoch. Zertrümmerte Schädel und Amputationen mittels eines Pickel bilden die oberen Gewaltspitzen, die in ihren Exzessen geradezu barbarisch ausfallen. Von glaubwürdig bis zu unnatürlich ist die Qualität der Effekte diesmal schwankend ausgefallen.

Die darstellerischen Leistungen reichen von ordentlich bis zweckmäßig. Während die weibliche Besetzung recht natürlich schauspielert, fährt die männliche die Bereitschaft zur Interaktion weitestgehen runter. Ein Umstand der eigentlich nicht üblich ist.

"The Descent 2 ist weniger eine Fortführung des Themas aus dem ersten Film als vielmehr eine Variation mit sehr ähnlichem Inhalt. Änderungen im negativen Sinne finden sich in den Figuren einer erzwungenen Inszenierung und folglichen Logiklücken. Aber auch die Fortsetzung enthält, was den ersten Teil so ungemein wirkungsvoll erscheinen ließ: Eine enorm bedrückende Atmosphäre und eine minimalistische Ausleuchtung, die für starken Nervenkitzel sorgt. Selbst ein bitteres Ende hat es hinüber geschafft. Knappe ...

8 / 10

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