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Es geht um den Gegensatz von Vorstellung/Wunsch und Realität, um enttäuschte Erwartungen, um das trügerische Bild, das man sich von einem anderen Menschen im Kopf macht, um Gefühlschaos, um Sehnsucht, um Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Und über allem hängt ein exzessiver Off-Kommentar, der gleichzeitig die infantile Hibbeligkeit eines Dreikäsehochs und die Weisheit eines alten Mannes besitzt. Wie der Film auch sonst von tonalen Gegensätzen durchzogen ist, die aber prima miteinander harmonieren. Mehrmals wird die Stimmung schneller gekippt als man es mitbekommt. Was eben noch eine absurde Komödie war, ist nun ein schwermütiges, elegisches Drama. Und umgekehrt. Trotzdem wirkt der Film wie aus einem Guss, was schon fast wie ein kleines Kunststück wirkt.

Beachtlich ist, dass sich die Gefühle und Konfusionen der Figuren nicht nur in ihrem oft widersinnig groteskem Handeln und den clever subtilen Dialogen widerspiegeln, welche die wahren Absichten des Sprechers oft verbergen. Vor allem jedoch fungiert die Inszenierung als Spiegelbild der Psychologie der Figuren. Mit Kamerabewegungen, Ton- und Farbgestaltung werden ihre Befindlichkeiten präzise gezeichnet. Bei "Les Herbes Folles" spielen Form und Inhalt angenehm zusammen. Wie es bei Film halt sein sollte, aber nicht immer der Fall ist.

Ein mal albernes, mal trauriges Werk, das überaus ästhetisch ist und eine fast schon verträumte Atmosphäre, bei den nächtlichen Szenen vor dem Kino sogar eine große Magie entwickelt. Zu sehen und zu erleben gibt es einiges im toll gestalteten "Les Herbes Folles". Man sieht: hier waren Könner am Werk. Und sie haben einen sehr charmanten, warmherzigen Film hin bekommen, der sich trotz gewisser Traurigkeit und Ernsthaftigkeit seines Sujets eine gewisse Leichtigkeit und Magie bewahrt.

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