Von wegen "Auf der Alm, do gibts koa Sünd'" - 20 Jahre vor Michael Steiners Schweizer Skandalstreifen "Sennentuntschi" sind uns die Deutschen mal wieder zuvorgekommen und haben die Alpensage in einer abstrusen, aber nicht reizlosen Mischung aus Heimatfilm und (S)Exploitation (!) verfilmt, zu deren Faszination sicher beiträgt, dass hier keine Stümper (wie in den damaligen Italo-Reissern..) am Werk waren (von Regisseur Tressler stammt der 50er-Jahre-Klassiker "Die Halbstarken", die Darsteller sind vom Theaterfach sowie - Regie-Assistenz: Christoph Schlingensief!) Das hat, neben der Moral von der G'schicht, sogar dazu geführt, dass der Film das Prädikat "wertvoll" bekommen hat ..!
Die Geschichte ist bekannt: Ein paar notgeile Bauernlümmel auf einer abgeschiedenen Alp basteln sich im Rausch aus einem Wurzelstock und weiteren "natürlichen" Zutaten ein Gspusi und treibens gar wild, bis ihnen die lebendig gewordene Hex', ein wahrhaftiges Teufelsweib (Sukkubus = weiblicher Dämon), gehörig Feuer unterm versauten Hintern macht ...
Aber eins nach dem andern: Rund die erste Hälfte des Films widmet sich der unaufgeregten, detailgetreuen Darstellung der schönen Berglandschaft (Drehort: Kanton Uri) und des harten Sennenalltags, dessen kernige Idylle aber durch die zunehmende Geilheit seiner Protagonisten getrübt wird ... dabei gleitet das Ganze mitunter gar in "Lederhosen-Gaudi"-Gefilde ab, wenn etwa ein akut rolliger Hirte alleine durch den Anblick des Kopulationsversuchs zweier Rinder derart in Fahrt gerät, dass er sich ratzfatz die Lumpen vom Leib reisst und sich in die Büsche schlägt, bis ihn sein debiler Kumpel entdeckt und ihm durch seine dämliche Lache den Spass verdirbt ...
Wenn dann endlich der Weibsteufel (effektiv: das italienische Erotik-Starlet Pamela Prati, hierzulande bekannt aus Polts "Man spricht deutsh", nackt und stumm und mit marilynmansonmässig verfärbten Augen) auf den Plan tritt und die Deppen aufmischt, so kippt die vormals trotz Suff und Rauferei doch heimelige Atmosphäre nicht nur erfreulich ins Morbid-Groteske, sondern gibts auch die eine oder andere (angedeutete) Gore-Szene obendrauf! Und wenn etwa eine abgestürzte Kuh noch direkt vor Ort geschlachtet wird, so wird klar, dass hier trotz Bergpanoramas und Kühen eine nähere Verwandtschaft zu den Exploitation-Streifen jener Zeit (Stichwort: Tieraufnahmen..) besteht als zum alpenländischen Heimatfilm ...
Angesichts der aussergewöhnlichen Genre-Kombination und der deutschen Herkunft ist dieses Lumpenfilmli sicher eine Empfehlung für Fans einschlägiger Streifen. Da es bis zur recht spannenden Schlussphase mit der Belohnung einer öfters (halb)nackten Hex' aber auch einiges an Geduld braucht, hat wohl trotzdem nicht jeder uneingeschränkt seine Freude ...
Freunde des gepflegten Heimatfilms wiederum kommen zwar auch auf ihre Kosten, doch dürfte diesen angesichts diverser Schockbilder der Jubeljodler wiederholt im Halse stecken bleiben ...