„Ein Klassiker des italienischen WIP-Genres" heißt es auf der Rückseite des DVD-Covers von NSM-Records. Man muss dazu sagen, dass es sich beim „WIP"-Genre um die „Women In Prison"-Filme, einer Spielart der besonders im italienischen Raum Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre populären Exploitation-Movies, handelt. „WIP" steht des Weiteren für Folterung und Misshandlung von Frauen ebenso wie unverblümte Lesben-Szenen. Na wenn das mal kein Gütesiegel für gut 90 Minuten erstklassige Trash-Unterhaltung darstellt - sollte man zumindest meinen.
Doch Laura - Eine Frau geht durch die Hölle aka Laura - Misshandelt im Frauenknast verspricht so Einiges, hält aber davon nur wenig. Denn Regisseur Bruno Mattei - ebenso wie seine italienischen Landsmänner Lucio Fulci und Joe D'Amato im Exploitation-Film jeglicher Art verwurzelt - liefert einzig die Zutaten ab, die jeder von einem solchen Film erwartet hätte. „Ein guter Film war auch kaum zu erwarten, wenn sich im Oeuvre eines Regisseurs Titel wie Alle Perversionen dieser Welt und Die Hölle der lebenden Toten finden lassen." wird der konservative Filmkritiker behaupten und damit - das sei rein subjektiv angemerkt - leider Recht behalten.
Zuvörderst fällt die simple Story um Jornalistin Emanuelle (Laura Gemser), welche sich unter dem Namen Laura mit gefälschten Papieren in einen sadistisch geführten Frauenknast begibt um Amnesty International auf die Missstände dort aufmerksam zu machen, negativ auf. Die Wendung, dass Laura nicht Laura, sondern Emanuelle heißt, ist dann auch die von vornherein absehbare Wendung, die jedoch erst nach knapp einer Stunde Laufzeit des Films offenbar wird. Bis dahin versinkt die „Story" in einem dramaturgischen Nichts, welches gefüllt wird mit einigen eher harmlosen lesbischen Fummeleien und Misshandlungen (Schläge und Folter) im Minutentakt. Der Einsatz von massig Kunstblut durfte dabei natürlich nicht fehlen, so dass die bisweilen unfreiwillig komische Szenerie aufgrund übertriebener Exploitation endgültig jegliche Glaubwürdigkeit verliert.
Bei jedem erdenklichen Anlass gibt es entblößte Brüste zu sehen oder es gibt völlig sinnlos-brutale Auseinandersetzungen zwischen den Gefangenen und/oder zwischen Gefangenen und den despotischen Wärterinnen, welche zudem zum Teil lesbisch sind oder eine sadistische Ader haben. Die Direktorin und Oberaufseherin sind natürlich besonders schlimm und böse - weiter reichende Charakterzeichnung ist ja sowieso zu viel verlangt. Warum indes der Männerknast (mit einem enorm tuntigen Homosexuellen, der sich über die groben Schufte beschwert, die mit ihm immer wieder lieblos zugange sind) gleich nebenan ist, bleibt ungeklärt. Und spätestens wenn Laura in Einzelhaft im dunklen Keller von Ratten angeknabbert wird, weil sie auf dem Boden rumkauert, ist es um die Logik geschehen, nach der man aber ohnehin in solchen Filmen niemals fragen sollte.
Laura Gemser, von 1975 bis Mitte der 80er Jahre immer wieder in notdürftig variierten Plots in ihrer Rolle als Black Emanuelle in zahlreichen Trash-Produktionen unterwegs, ist nicht wirklich zu beneiden. Nicht nur, weil sie in diesen, ihren Filmen immer wieder nackend durchs Bild laufen musste (sie ist immerhin eine sehr attraktive Frau), sondern weil ihr auch später eine große Filmkarriere abseits ihres zweifelhaften Ruhmes als Ikone des (S)Exploitation-Genres versagt blieb.
Allem Frühe-80er-Jahre-Flair zum Trotz geht dem Normalzuschauer die damals sehr populäre Synthesizer-Musikuntermalung irgendwann gehörig auf die Ketten. Das immer wiederkehrende Thema wird nur wenig variiert und gibt dem Film nur selten so etwas wie eine aufgeladene, dramatisch-aussichtlose Atmosphäre, die auch nur dann zu fesseln vermag, wenn sich Laura - Misshandelt im Frauenknast von seinen brutalen Folter-Szenerien und Soft-Erotikszenen löst.
Und eben dies ist das Problem: Jegliche Elemente eines Gefängnis-Dramas (die Intention einer Kritik an den katastrophalen Zuständen in den Frauengefängnissen in den 80er Jahren will ich mal nicht unterstellen) bleiben ebenso wie die moralische Anprangerung nur angedeutet, der Film funktioniert über weite Teile nur als ein plakativer Reißer, der erst gegen Ende etwas Spannung entwickelt und bis dahin in einer banalen Abfolge immergleicher Misshandlungen und Erotik-Einlagen besteht.
Ob nun Laura - Misshandelt im Frauenknast ein „Klassiker des italienischen WIP-Genres" darstellt oder nicht, soll jeder Filmfan für sich selbst entscheiden. Ich selbst kenne mich in selbigem Genre nicht so gut aus, als dass ich das beurteilen könnte. Jedoch kann ich für meinen Teil folgendes behaupten: Wenn dieses ziemlich schwache Machwerk schon ein Klassiker sein soll, will ich die restlichen Vertreter dieses Genres, welches ja durchaus Fans haben soll, gar nicht erst sehen. Apropos: Für die gibt es ja dann noch Laura II mit dem ebenfalls reißerischen deutschen Untertitel Revolte im Frauenzuchthaus. Trash-Unterhaltung will sich jedenfalls aufgrund auf Dauer erschöpfender Aneinanderreihungen von brutalen Szenen auch nicht wirklich einstellen (4/10).