Geld regiert die Welt. Und das nicht zu knapp. Auch im thailändischen Ruang Talok 69 dreht sich alles um das liebe Geld.
Die rechtschaffende Sekretärin Tum (Lalita Panyopas) wird per Losverfahren gefeuert. Dabei hat sie Glück im Unglück—schon am nächsten Morgen liegt eine Schachtel vollgestopft mit Banknoten vor ihrer Wohnung. Woher kommt das Geld? Und soll sie es wirklich behalten? Noch während Tum mit sich hadert, kommt die Antwort ganz von allein. Zwei obskure Typen stehen plötzlich vor ihrer Tür und wollen das Geld zurück. Als sie schließlich die kleine Wohnung durchstöbern, steht Tums Entschluss fest—das Geld gehört ihr. Mehr aus Notwehr legt sie sich mit den beiden Gangstern an, bis diese plötzlich tot in ihrer Wohnung liegen. Während sich Tum über die Beseitigung der beiden Leichen den Kopf zerbricht, gerät sie unversehens immer tiefer in den Sumpf des Verbrechens und in ihrer kleinen Einzimmerwohnung geben sich bald schon diverse Bandenmitglieder, Polizisten und neugierige Nachbarn die Klinke in die Hand, nur um nie mehr lebend herauszukommen. Die Anzahl der Leichen wächst stetig an. Und schuld daran ist allein eine dumme Verwechslung dank Tums kaputtem Türschild Nr. 6, das sich ständig in eine 9 verkehrt.
Was recht makaber klingt, ist es eigentlich auch. Doch schafft es Ratanaruang, den Film nie brutal erscheinen zu lassen, selbst wenn mal ein Bein abgesägt werden muss, damit die steife Polizistenleiche endlich in ihren behelfsmäßigen Sarg passt. Auch wirken diese Szenen nie voyeuristisch oder verlieren sich in einem Blutrausch. Sie muten vielmehr grotesk an und dank des schwarzen Humors wird recht leichtfüßig erzählt, wie Tum die Leichen in ihrer Wohnung versteckt und ständig ihren Boden wischen muss, weil das Herumschleifen der Toten überall blutige Spuren hinterlässt. So weit würde man also für einen Haufen Geld gehen, der einem eigentlich überhaupt nicht zusteht. Und man hat sogar Mitleid mit Tum. Gerade hat sie ihre Arbeit verloren, hegt sogar noch Selbstmordgedanken und tötet dann—ganz aus Versehen—zwei andere Menschen. Das alles löst eine Verkettung von Ereignissen aus, in denen immer mehr Menschen ihr Leben lassen müssen—und das bevorzugt in Tums kleiner Wohnung, selbst wenn Tum für den Tod der anderen noch nicht einmal selbst Hand anlegen muss, weil Tums unschuldiger Eingriff in eine geplante Geldübergabe die Bosse zweier Banden gegeneinander aufwiegelt und deren Handlanger ihr übriges dazu beitragen, dass die Geschichte immer komplizierter wird.
Tum denkt schließlich an Flucht—und gibt eine Menge von ihrem unerwarteten Reichtum für diese aus, um einen gefälschten Pass und ein Flugticket zu bekommen. Intelligent konstruierte Zufälle—so ist der Bandenchef, der in erster Linie hinter dem Geld her ist, zufällig der beste Passfälscher in Bangkok—spaßige Situationskomik und eine groteske und humorvolle Erzählweise machen Ruang Talok 69 zu einem herrlichen Filmerlebnis. Was zunächst ganz ruhig und harmlos wie ein asiatisches Durchschnittsdrama anfängt, gewinnt trotz des eher ruhigen Erzählstils bald schon an Fahrt und Spannung. Als Zuschauer möchte man unbedingt wissen, wie die Geschichte, die für Tum so ausweglos erscheint, nur ausgehen mag. Und das Warten lohnt sich—denn das Ende ist absolut zufriedenstellend. Denn es zeigt, dass Ruang Talok 69 nicht nur mit blutbesudelten Zimmern und unfreiwilligen Toten unterhalten will, sondern gleichzeitig kritisieren will. Und zwar nicht nur das Spiel ums große Geld, sondern auch das thailändische Wirtschaftssystem und die Vorurteile, die man außerhalb Thailands gern gegen die Bewohner desselbigen hegt.
Ruang Talok 69 ist ein origineller thailändischer Film mit einer gehörigen Portion schwarzem Humor, der sich auf jeden Fall lohnt und Spaß macht. Auch wenn er keineswegs so pompös und teuer produziert wurde wie etwa eine Hollywood-Produktion, so kann Ruang Talok 69 locker mit genau diesen mithalten.