Staffel 1-5
Eine Menage-a-trois zum Schmachten & (etwas weniger) Schlachten
Die Twilight-Filme haben in den letzten Jahren dem Vampirfilm mehr geschadet, als man ahnt. Und darunter müssen auch eigentlich ganz gute & süchtig machende Serien ala True Blood & eben Vampire Diaries leiden. Denn auch wenn die Geschichte um ein Mädchen zwischen zwei Vampirbrüdern blöd klingt, kann das Treiben in Mystic Falls mehr als man ahnt. Alles, was ansatzweise nach Twilight klingt zu verfluchen, ist so, als ob man auf Grund 50 Shades of Grey alles was mit Sex zu tun hat als Bullshit abtun würde. "Vampire Diaries" spricht das Publikum von 16-28 an - und macht seine Aufgabe hervorragend. Mittlerweile zwar auf dem besten Weg, von der eigenen Spin-Off-Serie (The Originals) qualitativ überholt zu werden & etwas über seinem Zenit, teilweise nervig, redundant & kitschig - aber ich hatte mit den über 100 Folgen mächtig Spaß. Kurzweile, Teenie-Herzschmerz & coole, ausnahmslose hübsche Charakter inklusive.
Ja, Elena nervt von Staffel zu Staffel mehr, ihr kommender Ausstieg könnte gut tun. Ja, das soapähnliche Jeder-mit-jedem ist auch eher zum Schmunzeln als zum Freuen. Ja, richtig ärgerlich ist, dass Tod hier so gut wie nie endgültigen Tod meint & alle irgendwie das Unmögliche möglich machen & wieder ins Leben kommen. Ja, das ewige Hin- & Her zwischen Stephan & Damon zehrt an den Nervenden. Ja, dass selbst die Oma vom Bürgermeister eine heiße GILF ist, ist einfach too much Hochglanz. Ja, die immer neuen, aber immer irgendwie ähnlichen, immer böseren Bösewichte sind irgendwann nur noch lächerliche Schablonen. Ja, es gibt schwächere Filler-Episoden, mehr als 20 Folgen pro Staffel ist einfach zu lang. Ja, düsterer, blutiger & erwachsener wird es nur sehr schleppend.
Aber nein, VD ist keine schlechte Serie!!! Wer auf Highschool- & College-Serien steht, die auch gerne etwas Fantastisches & Blutiges beinhalten dürfen, hat hier sogar sein Herzblatt gefunden. Die Stärken liegen in Charaktern, die einem an's Herz wachsen, einem coolen One-Liner-Damon, vielen überraschenden Wendungen, Eyecandy allerseits & guten Vampir-Effekten für eine Serie. Auch cool sind viele Anspielungen auf die Popkultur, selbst wenn allgemein die Dialoge nicht höchste Schreibkunst sind. Süchtig macht das Ganze sicher & der Erfolg gerade in den Staaten, war ein Selbstläufer & verdient. Nochmal: der Vergleich mit Twilight ist eine Beleidigung für die übernatürlichen Wesen von Mystic Falls! Vampir Diarrhoe ist das nicht!
Meine Favoriten-Folgen/-Staffeln/-Momente sind die vielen Rückblicke in vergangene Epochen, die Urvampire als Gegner oder auch die verschlagene Kathrine Pierce. Das Chaos mit den vielen Doppelgängern, die (zum Glück kürzere) Silas-Ära & Streitereien, die von vornherein unter Freunden, Liebenden oder Familie geführt & nie beendet werden, waren meine LowLights. Insgesamt hatte ich aber mehr Spaß als Frust & jede Staffel, hatte mehr Licht als Schatten, ließ sich zur Freude meiner Freundin flott durchgucken. 90210 meets True Blood - perfekt auf die aktuelle Generation zugeschnitten. Bitte aber früh genug stoppen, wenn man merkt, das wird nichts mehr!
Fazit: ebenso blutig wie kitschig, wird für mich zu unrecht auf ein Level mit Twilight gestellt! Schon allein wegen Damon sehenswert! Leider aktuell auf dem absteigenden Zahn & etwas bisslos... (7,5/10)