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„Elizabeth“ ist weniger eine aufschlussreiche Geschichtsstunde, als vielmehr ein vielschichtiges Portrait einer der bemerkenswertesten Frauen der Weltgeschichte. Die Regierungszeit Elizabeth I. wurde im Nachhinein als das „Goldene Zeitalter“ Englands bezeichnet, da unter ihr das marode Land zur neuen Weltmacht reifte.

Alleine ausstattungstechnisch ist „Elizabeth“ die reinste Wucht und lässt den Zuschauer am Hofleben des 16. Jahrhunderts teilhaben. In Sachen Kostümen und Innenräumen in den Palästen wurde kein Detail ausgespart, sodass sich ein höchst realitätsnahes Bild dieser Zeit ergibt, zumal das Adelsleben dabei nicht als elegant und vornehm, sondern vielmehr als intrigant und schmutzig (Affären, Orgien etc.) dargestellt wird, so wie es eben in echt gewesen ist. Elizabeth ist meistens die Zielscheibe aus einem Gestrüpp von Lügen und Intrigen, entgeht dem eigenen Tode oft nur knapp.

Regisseur Shekhar Kapur verlangt dem Zuschauer eine Menge ab, denn wo man einerseits gerne die herrlichen Sets bestaunen würde, bleibt bei all den Namen und Plotwendungen kaum Zeit zum Durchatmen. Obwohl wirklich unterhaltsam, hätte ich mir trotzdem noch ein wenig mehr Augenmerk auf die Hintergründe der damaligen Protestantenverfolgung gewünscht, wofür 30 Filmminuten mehr möglicherweise hilfreich gewesen wären.

Aber auch so ist „Elizabeth“ als Biographie dramaturgisch sehr gelungen und vielschichtiger als reine Unterhaltungsfilme der Marke „Braveheart“ oder „Gladiator“. Der Oscar-Segen blieb zwar aufgrund der „Private Ryan“-Übermacht und dem inhaltlich recht nahen „Shakespeare in Love“ aus (nur fürs Make-Up gab’s den Goldjungen, Cate Blanchett hätte sicherlich noch einen verdient gehabt), aber das muss uns ja nicht stören.
Für Geschichtsliebhaber oder solche, die es werden wollen, auf alle Fälle einen Blick wert.

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