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Ein Kostümdrama der Extraklasse und gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit historischen Gegebenheiten ohne absoluten Anspruch auf Korrektheit, das ist "Elizabeth". Prachtvoll, doch recht genau inszeniert, dramatisch und unterhaltsam zugleich, entwirft der Inder Shekhar Kapur hier ein tiefgründiges und schillerndes Portrait einer der berühmtesten Königinnen von England.

In einer gelungenen Balance aus historischen Gegebenheiten, Schilderungen zeitgenössischen Lebens, Intrigen- und Machtkämpfen unter Adeligen und inneren Konflikten bietet "Elizabeth" beinahe perfekte Unterhaltung auf höchstem Niveau. Allerdings verschiebt sich das Gleichgewicht im Filmverlauf von einer Filmbiographie Elizabeths weg, hin zu einer Charakterisierung einer Frau, die sich, in steter Bedrängnis zu heiraten und einen Nachkommen zu zeugen, entscheidet, über sämtliche Konventionen und Richtlinien ihrer Zeit hinweg zu gehen.
Um zu diesem Ziel jedoch zu gelangen, entscheidet sie sich für die Aufgabe ihres Seins als Frau und verwandelt sich letztendlich in ein unnahbares und beinahe auch ungeschlechtliches Wesen, eine gottgleiche Person, die in ihrer Asexualität unangreifbar geworden ist.

Bis es soweit ist, schwelgt der Film jedoch in reichlich Hofintrigen aus verschiedenen Richtungen, die weitestgehend offenlassen, wer jetzt für und gegen wen arbeitet. Geradezu grotesk die Schilderung beiläufiger Alltäglichkeiten ( der Berater der Königin läßt ihr Bettzeug einziehen, um über die Regelmäßigkeit ihrer Tage informiert zu sein), spürt man hier tatsächlich den Hauch vergangener Zeiten, denn obwohl moderne Technik sicherlich ihren Teil getan hat, wirkt das Drama tatsächlich altzeitlich ausgeleuchtet und ausgestattet.

Cate Blanchett geriet hier endlich einmal eine für sie wie die Faust aufs Auge passende Rolle, die verdient oscarnominiert war, während ein üppiger Supportcast den Filmfan strahlen läßt. Neben einem launischen Joseph Fiennes, brilliert Geoffrey Rush als undurchschaubarer Walsingham mal ohne Grimassen, während Richard Attenborough ein wunderbar alteingesessenes Adelsportrait gibt.

Besonders bissig (und damit wohl naturgetreu) ist der Umgang des Films mit dem (teilweise sehr degenerierten) Adel, der neben Pflichthochzeiten locker den Orgien und der Homosexualität fröhnt, falls nicht gerade Attentäter es auf einen abgesehen haben.

"Elizabeth" verlangt schon ordentlich Aufmerksamkeit, damit man sich im Adelsgestrüpp nicht verliert und noch weiß, wer gegen wen arbeitet, lohnt den Aufwand jedoch ungemein. Kapur braucht keine dick aufgetragene Dramatik, seine Spannung ergibt sich wie von selbst aus den Handlungen der Personen. Deswegen wirkt der Film auch typisch europäisch, aber das kann aber bei der Schilderungen englischer Geschichte nur gut sein. Wer also auf "History" im Film steht, wird mit "Elizabeth" ein wahres Fest vorfinden, daß den Zuschauer unangenehm perfekt in das 16.Jahrhundert zurücktransportiert, ohne Schmalz und Gefühlduselei, ohne aufgetragene Gewalt oder erfundene Ereignisse. Prachtvolle (8,5/10)

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