ANGELI BIANCHI… ANGELI NERI muss man wohl als relativ ungewöhnlichen Mondo bezeichnen. Nicht etwa weil Regisseur Luigi Scattini hier mit einem innerhalb des Genres vor Innovationen nur so überschäumendem Konzept an die Thematik herangehen würde, sondern wegen dieser Thematik an sich. ANGELI BIANCHI… ANGELI NERI beschäftigt sich ausschließlich mit dem Okkultem, mit modernen Hexen, Teufelsbeschwörungen, Spukhäusern und Satanismus, und steht Anfang der 70er damit relativ einzigartig zwischen Sex-Mondos, die das Deckmäntelchen der Dokumentation nutzten, um dem begierigen Kinopublikum nacktes Fleisch zu präsentieren, und jenen Mondos, die sich exotische Länder vornahmen, um die dortigen Sitten und Gebräuche als verzerrte Nummernrevue von Abartigem und Lächerlichem darzustellen. Rein von der Machart her ist Scattinis Film nichtsdestotrotz ein Mondo wie aus dem Bilderbuch. Ständig erwähnt der Off-Sprecher, der diesmal immer wieder einen bedrohlichen Tonfall anschlägt, der schlicht lächerlich wirkt, die Authentizität der gezeigten Aufnahmen, betont wie spektakulär sie doch seien und verliert sich (selten) in pseudo-wissenschaftlichen Weisheiten. Wie die meisten Mondos wechseln auch hier Szenen aus aller Herren Länder, die mittels einer mehr oder weniger geglückten Montage miteinander verbunden wurden. So liefert ANGELI BIANCHI… ANGELI NERI erbauliche Hexenriten in einem Spukschloss Englands, eine greise Italienerin, die angeblich mit Toten kommunizieren kann, und dafür von ständig zu ihr strebenden Pilgern wie eine Heilige behandelt wird, eine junge Satanistin in den USA, die in einen Coven aufgenommen wird, eine Voodoo-Zeremonie auf Haiti sowie natürlich, damit auch die Gegenkultur noch schnell in ein schlechtes Licht gerückt wird, Hippies in der Wüste, die ekstatische und orgiastische Feste feiern.
Überrascht hat mich, dass die meisten Aufnahmen dann doch alles andere als spektakulär sind. Die Verantwortlichen haben es sich wirklich einfach gemacht. Schön wird das an einer Teufelsbeschwörung in einer alten ehemaligen Kirche deutlich. Die Kamera filmt das Geschehen aus weiter Ferne, wurde starr an einem Fleck befestigt. Dass innerhalb des Gotteshauses ein schummriges Dämmerlicht herrscht, trägt nur dazu bei, dass man nicht allzu viel von dem erkennt, was sich da vorne beim Altar abspielt, nur einige umherhuschende Gestalten und zwischendurch Personen mit Tiermasken sind zu differenzieren. Erklärt wird das damit, dass das Filmteam zwar die Erlaubnis der Oberhexe erhalten habe, diesen Ritus zu dokumentieren, dass sie aber die Kamera nicht näher als eine bestimmte Meterzahl an die Ereignisse heranholen durften, weshalb nun der Off-Sprecher nötig ist, um dem Zuschauer überhaupt erst zu erklären, was er denn da genau sieht, was für ihn ohne fremde Hilfe und einen zusätzlichen Kommentar nicht unbedingt möglich wäre. Auf diese Weise ist es natürlich leicht, einen Film aus völlig dilettantischen, uninteressanten Aufnahmen zusammenzuschustern, wenn man nur immer wieder auf die Brisanz hinweist, der man beim Filmen ausgesetzt war. Am buntesten treibt man es gar bei der eben erwähnten Hippie-Orgie, bei der man nun wirklich kaum etwas ausmachen kann als ein paar langhaarige Leute und ein Lagerfeuer irgendwo zwischen Sanddünen, von dem der Off-Sprecher jedoch zu berichten weiß, dass das Filmteam sich gar ins Lebensgefahr begab, indem es sich derart nahe an die Feierlichkeit heranwagte. Für mich jedenfalls besteht keinen Zweifel daran, dass es sich nur bei den allerwenigsten Szenen in ANGELI BIANCHI… ANGELI NERI nicht um Fakes handelt, die die Verantwortlichen bewusst inszenierten, um noch aus den verwackeltesten Bildern einige Lire herauszuholen.
Dass der Film auch sonst nicht mit irgendwelchen nennenswerten Informationen aufwartet, ist eigentlich kaum erwähnenswert. Selbst wenn zwischendurch auch mal Anton Szandor LaVey zu Wort kommen darf, findet hier freilich keine tiefschürfende Auseinandersetzung mit seiner Church of Satan statt (ich nehme mal an, dass den Guten wohl eher Publicity-Gründe dazu brachten, sich überhaupt vor die italienischen Kameras zu stellen, oder man verschwieg ihm, auf was der Film schlussendlich hinauslaufen sollte), und auch sonst ist das Werk fast vollkommen frei von irgendwelchen weiterführenden Erläuterungen zum Thema, mündet vielmehr in der unreflektierten Erkenntnis, dass Hexentum und Teufelsverehrung auch heute noch ein ernstes Problem seien, und schlägt dann noch den Bogen zu modernen Lebensformen (Stichwort Gegenkultur), die er zusammen mit okkultischen Riten, Drogenkonsum und Rockmusik in einen Topf wirft. ANGELI BINACHI… ANGELI NERI ist dabei weder sonderlich unfreiwillig komisch noch unterhaltsam, sodass ich mir nicht mal vorstellen kann, dass der gemeine Genrefreund etwas mit dem Filmchen anfangen könnte. Dass ich den Film dann doch nicht mit der Tiefstnote versehe, liegt schlicht daran, dass er im Gegensatz zu andern Genrevertretern wie dem unsäglichen LIBIDOMANIA mir zumindest in einigen wenigen Passagen so etwas Ähnliches wie ein müdes Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn auch aus anderen Gründen als den intendierten.