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In einem Naturschutzgebiet stoßen Hank, sein Bruder Jacob und ihr Freund Lou auf ein zugeschneites Flugzeugwrack, in dem sie eine Tasche mit vier Millionen Dollar entdecken. Um sich sicher sein zu können, dass niemand von dem Fund erfährt, schmieden die drei den titelgebenden einfachen Plan: Sie wollen das Geld bis zum Frühjahr verstecken und es dann – sofern es nicht vermisst wird – untereinander aufteilen.  

Der Traum vom Reichtum scheint für die drei Freunde Wirklichkeit zu werden. Allein ihre Sorge ist, aus diesem Traum mit leeren Händen aufzuwachen. So beginnen sie, falsche Fährten zu legen, die ländlichen Gesetzeshüter mit Fehlinformationen zu füttern und nicht zuletzt zu rauben und zu morden. Dementsprechend steigern sie sich immer weiter in ihren amerikanischen (Alp-)Traum. Das Geld katalysiert dabei die menschlichen Abgründe der Charaktere; es verwandelt sie in Lügner und Betrüger, lässt sie wechselseitig Intrigen spinnen, weckt ihre Gier und scheint sie sowieso dumm und blind zu machen, sodass ihr Plan letztlich in einer Katastrophe gipfelt.  

Der kluge Kniff, den Raimi gekonnt anwendet, ist der, den Zuschauer, auf unwahrscheinlich effektive Weise, zum "Mittäter" zu machen. Hank, um den der Plot konsequent herumkonstruiert wird, ist ein einfacher, mittelständischer Bürger, der zwar nicht arm ist, aber jeden Dollar gut gebrauchen kann – eine Ausgangslage, mit der sich jeder leicht identifizieren können sollte. Ebenfalls vom Geldfund überwältigt, habe ich mich laufend dabei ertappt, wie ich Hank um die prallgefüllte Tasche beneidete, sein Verhalten gar gut geheißen und gerechtfertigt habe. Diese Reaktion des Rezipienten wird freilich provoziert, um dann mit jeder Windung der Spirale den Glauben, dass Geld glücklicher macht, mehr und mehr in Schutt und Asche zu legen. Am Ende hat Hank weniger als er am Anfang hatte, alles ist schiefgelaufen, was nur schlief laufen konnte und nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Und als Zuseher, und „Mittäter“, muss man sich die Frage stellen, was er falschgemacht hat - und die resultierende Reflexion der Geschehnisse auch auf sich selbst anwenden.

Gelegen kommt dieser nachdenklichen Parabel die erlesene Figurenkonstellation, die sich als kaum geeigneter erweisen könnte. Die Brüderschaft bildet die Gegenpole, in deren Kontrast „Ein einfacher Plan“ die Problematik widerspiegelt: Auf der einen Seite steht Hank, der smarte, geschäftstüchtige, von Freunden und Nachbarn geachtete Ehemann; auf der anderen Seite sein Bruder Jacob, der Einzelgänger, der eine tiefe Freundschaft zu seinem Hund pflegt, mit dem er alleine lebt, und seine gescheiterten Wünsche und Erwartungen ans Leben bisweilen mit Alkohol betrinkt. Der mit dem kapitalistischen System bestens vertraute Hank bleibt bis zum Showdown – trotz des Blutes an seinen Händen – unbeirrbar, als wären die Dollarnoten Gegenstand eines höheren Ziels. Der arbeitslose Jacob indes macht eine desillusionierende, erschütternde Entwicklung durch; sein Weltbild kann die durch die Geldgier entflammte menschliche Kälte kaum standhalten, sodass seine Vorstellungen humaner Grundwerte peu à peu wie ein Kartenhaus ineinander fallen.  

Dass Struktur und Dramaturgie der Parabel nicht zwangsläufig im Widerspruch zu den hohen Ansprüchen eines guten Thrillers in Stringenz und Spannung stehen müssen, beweist Raimi eindrucksvoll. Während sich unterschwellig der Druck und die Gefahr für die Protagonisten stetig erhöht, treibt der Film auch durch clevere Zuspitzungen und den fruchtenden Einsatz des Zufalls den Nervenkitzel ständig in die Höhe. Zudem evoziert die an „Fargo“ angelehnte Inszenierung-Idee, den Plot in einer ländlichen, verschneiten Ortschaft spielen zu lassen, eine dichte, angespannte, aber auch groteske Atmosphäre, die kongenial von Danny Elfmans Musik untermalt wird.  

So ist ein „Ein einfacher Plan“ ein lohnenswerter Spagat, der tiefsinnig und fesselnd die filmischen Vorzüge beider Gattungen  zu vereinen versteht. Aus dem Off zitiert Hank einmal seinen Großvater, was ein Mann braucht, um glücklich zu sein: „Eine Frau, die er liebt, einen anständigen Job, Freunde und Nachbarn, die ihn mögen und respektieren.“ Diese Worte hätte er beherzigen sollen, materieller Wohlstand gehört nämlich nicht dazu.

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