Der Buchhalter Hank (Bill Paxton), sein geistig leicht zurückgebliebener Bruder Jacob (Billy Bob Thornton) und dessen saufender Kumpel Lou (Brent Briscoe) machen eines Tages bei einer Tour durch die verschneite Einöde Minnesotas eine Entdeckung, die ihr Leben verändern wird: Ein Flugzeugwrack mit einem toten Piloten und einer Tasche mit vier Millionen Dollar an Bord. Das Geld lassen sie mitgehen, es soll später aufgeteilt werden. Ein vermeintlich einfacher Plan, der schon bald die ersten Leichen nach sich zieht...
Sam Raimis kaum beachtetes Thriller-Drama „A Simple Plan“ ist ein wunderbares Stück Film um die fatalistische Unausweichlichkeit, die hier alle Personen in Abgründe führt, was man bereits während des anmutig-bizarren Vorspanns erahnen kann, in dem die Kamera über schöne, ewig lang scheinende Schneelandschaften gleitet, immer wieder begleitet vom Gekrächze schwarzer Raben. Nach kurzer Einführung des zentralen Charakters Hank, einem nach unserem Verständnis völlig normalen Menschen, werden noch kurz die zwei Dumpfbacken Jacob und Lou vorgestellt, anschließend nimmt die Tragödie nach Finden des Geldes seinen Lauf.
Interessant, zu beobachten, wie der Herkunft des Geldes über weite Strecken keine Beachtung geschenkt wird, um genau diesen Punkt am Ende wieder aufzunehmen. Zunächst jedoch dreht sich die ganze Geschichte nur um diese drei Männer und wie sie sich durch Dummheiten bzw. mangelndes Durchsetzungsvermögen immer tiefer in die Scheiße reiten. Allesamt Figuren, die wie aus dem Leben gepickt zu sein scheinen, der Film wirkt wie ein kurzer, einschneidender Auszug aus dem Dasein dieser Personen, Hintergründe aus der Vergangenheit werden nach und nach aufgedeckt, was zwischendurch für die einzigen kleineren Längen sorgt.
Die Verteilung der Sympathien wechselt dabei minutiös. Hank und seine Frau sind am Anfang logischerweise die einzigen Bezugspersonen für den Zuschauer, aber beide legen zwischendurch immer wieder eine derart berechnende Kaltblütigkeit an den Tag, dass man sie nicht mehr wirklich mögen kann, obwohl man inständig hofft, dass es gut für sie ausgeht, auch aufgrund des Nachwuchses. Jacob kann einem nur Leid tun, denn trotz anfänglicher Verachtung für seine Blödheit macht vor allem der Dialog mit Hank im Auto gegen Ende klar, wie sehr dieser Mann vom Leben gestraft wurde. Gleiches trifft auf Lou zu, dessen Verhaltensweise zwar völlig asozial ist, der aber für Jacob der einzige verbliebene Grund ist, noch Lebensenergie zu schöpfen. Die schauspielerischen Leistungen bewegen sich übrigens auf enorm hohem Niveau.
So strebt das alles unaufhaltsam gen Schluss, vor dem bereits mehrere Personen das Zeitliche segnen mussten. Der komplette Showdown ist ein Musterbeispiel dafür, wie man durch perfekte Kameraarbeit und Brechen von gängigen Konventionen atemberaubende Spannung auslösen kann. Am Ende scheint zumindest einer mit dem Leben davon gekommen zu sein, worüber man sich jedoch nicht im Geringsten freuen kann, denn die Schlusseinstellung verdeutlicht, dass diese Person für Nichts nahezu alles verloren hat.
„Ein einfacher Plan“ ist kein einfacher Film für ein einfaches Publikum. Vor allem am Ende höchstspannend und mit rabenschwarzen Einlagen, ist das Ganze doch mehr Charakterstudie als Thriller und eine schwer verdauliche Parabel auf Schuld und Sühne und dem folgenden, unausweichlich fatalistischen Lauf der Dinge. Genial und gewaltig unterschätzt.