Wald-Horrorfilme erfreuen sich weiter ungebrochener Beliebtheit - leider! Waren "Wrong Turn", "Eden Lake" und "Rovdyr" einst und jüngst durchaus gelungene Backwood-Streifen, so wächst leider auch die Flut an wirklich minderwertigem C-Rotz unaufhaltsam. Schnell eine sinnfreie weil ungerechtfertigte KJ-Einstufung aufs stimmig gestaltete Cover geknallt, und schon dürfen erste ahnungslose Kunden auf die Mogelpackung hereinfallen. Gut immerhin, wenn man bereits ein Näschen für solche Gurken hat und irgendwie auch bemerkenswert, dass man sich den Mist doch ein ums andere mal ansieht...
Bei Jesse James Millers Regiedebut "Seamstress" handelt es sich um eines dieser fimischen Irrlichter vom absoluten Boden des Horror-Genres. Die dünne Story ist einfallslos aus "Darkness Falls", "The Ring" und co. zusammengeklaut, die Charaktere sind unsympathisch wie sonst was und effektemäßig gibts nichts zu sehen, was die KJ-Einstufung in irgendeiner Weise rechtfertigen würde. Grusel und Atmosphäre? Ebenfalls Pustekuchen.
Am besten kommen immerhin noch die ersten 10 Minuten weg, die mit einer recht stimmigen, technisch versierten Inszenierung höherwertige Kost für den weiteren Handlungsverlauf vermuten lassen. Doch Ernüchterung macht sich wieder einmal nur allzu schnell breit. Je weiter die banale Wir-campen-auf-ner-Waldinsel-und-werden-gekillt-Handlung voranschreitet, desto absurder und peinlicher wird die nicht eine Minute spannende, im Gegenzug aber so ziemlich jedes Klischee bedienende Mördersuche.
Lachgarantie gibts immerhin bei den Auftritten des einsamen Wandlers, aber auch der grotesk-prüde "US-Sex" durch die geschlossene Hose bewirkt beim europäischen Publikum mindestens ein breites Grinsen.
In schauspielerischer Hinsicht kann "Seamstress" ebenfalls nicht nennenswert punkten. Lance Henriksen hat nur eine kleine Nebenrolle inne und die Camperclique um Schreihals Kailin See ("Die Ermordung des Jesse James") nervt mehr als dass man mit ihr sympathisieren könnte.
Fazit: Spart die Leihgebühr, denn hier gibts weder Spannung noch Gore. Einzig die Technik ist trotz fehlender Highlights ganz passabel geraten und rettet gerade noch 3 Gnadenpunkte. Ich "freu" mich jedenfalls schon auf den vor mir liegenden "Dead Wood"...