Review
von Alex Kiensch
Basierend auf einer Figur aus der US-TV-Show "Saturday Night Live", erzählt „It's Pat" die Geschichte des androgynen Pat, eine nerdige Gestalt mit schwierigem Sozialverhalten und unbestimmtem Geschlecht. Pat schlägt sich von einem Job zum anderen durchs Leben, irritiert seine Mitmenschen nicht nur aufgrund seines Äußeren, sondern auch durch sein exzentrisches Verhalten, verliebt sich unsterblich in Chris (eine Frau mit deutlich maskulinen Zügen, was wohl daran liegt, dass sie von einem Mann gespielt wird) und stolpert unverhofft in so manches Abenteuer.
So viel zum Inhalt dieser eher episodenhaft inszenierten, schrillen Komödie, die von der ersten Szene an zwischen derbem Klamauk (Pats Geburt als Kamerafahrt aus dem Uterus heraus, inklusive Fallenlassen durch den Arzt) und hintersinnigen Gags rund um die Heterodiversität der modernen Gesellschaft schwankt. Die Ausgangssituation ist ein durchaus ehrbares Bemühen, solch selbst heute noch schwierigen Themen wie Gender und Androgynität in den Humor-Mainstream zu transportieren. So dürfte die ganze schrille Inszenierung vorrangig dazu dienen, dem Publikum ein Anfang der 90er noch weitgehend so unbekanntes Thema näher zu bringen, ohne es direkt zu verschrecken.
Das allerdings funktioniert nur bedingt. Die hehren Absichten dieses Werks stoßen auf allerlei selbst verschuldete Widerstände. Zum einen wird die Androgynität der Hauptfigur nur behauptet, Aussehen und Styling Pats lassen aber mehr als eindeutig auf einen zwar nerdigen, aber eben doch eindeutigen jungen Mann schließen. Dadurch verliert die Verwirrung aller Nebenfiguren, die sich so schwer tun, Pats Geschlecht zu erkennen, ihre subversive Kraft. (Dass Pat von einer Darstellerin gespielt wird, ändert an diesem schrägen, aber eben doch geschlechtlich eindeutigen Make-up gar nichts.)
Darüber hinaus wird Pat wie gesagt als hoffnungsloser Nerd inklusive schrecklicher Frisur und dicker Brille inszeniert, was ihn zusammen mit seinem exzentrischen Verhalten nicht nur zur gendermäßig schwierigen Figur, sondern eben auch zum seltsamen Vogel stilisiert. Und damit torpediert der Film sich direkt selbst: Anstatt für Toleranz und Offenheit zu plädieren, führt er androgyne Menschen als schrille Freaks vor, die permanent auffallen und sich nie in die gesellschaftlich vorgegebenen Rollen einfinden können. Pats anfangs naive, im weiteren Verlauf des Films immer arroganter werdende Selbstbezogenheit hilft da auch nicht gerade, sondern macht die Figur ganz im Gegenteil zur stets unsympathischer werdenden Knallcharge. Auch wenn hier heiße Eisen wie gleichgeschlechtliche Ehe oder Transvestiten mit entwaffnender Selbstverständlichkeit und Lockerheit gezeigt werden, weist „It's Pat" doch eher LGBQ-feindliche Tendenzen auf, indem er die Figuren dieser Szene, egal welcher Ausprägung, auf Objekte derben, schrillen und meist eben auch eher unsympathischen Humors reduziert.
Auch die formale Inszenierung hilft da wenig, nervt eher mit ihrem hohen Tempo, den hektischen Szenenwechseln und der episodenhaft unzusammenhängenden Erzählweise. Viele Gags kommen auch einfach zu platt daher, sodass nur der eine oder andere Running Gag und einige nette Situationskomik für ein wenig Spaß sorgen können. Insgesamt aber erweist sich „It's Pat" als so schrille wie klamaukige und leider auch heuchlerische Komödie, die sich über ihre immer noch als „Freaks" dargestellten Figuren gnadenlos amüsiert. Vielleicht als früher Versuch, die Gender-Problematik einem für solche Themen weniger aufgeschlossenen Publikum schmackhaft zu machen, historisch interessant, künstlerisch aber leider größtenteils voll daneben.