Philosophie, Glaube, Verführung
Ein religiöser und alleinstehender Mann in seinen Dreissigern trifft einen alten Freund, mit dem er direkt mal über Gott und die Welt philosophiert. Die Absichten sind alles andere als deckungsgleich. Aber die zwei verstehen sich doch irgendwie. Aber als dieser ihm die schöne Atheistin Maud vorstellt, kommen die beiden sich in einer entscheidenden Nacht (nicht) näher und seine Weltanschauungen kommen ins Wanken…
Geheimnisse und Stillschweigen
Im Grunde passiert in diesem Eric Rohmer mal wieder sehr wenig. Zumindest oberflächlich. Es wird geredet und philosophiert. Man ist nicht immer einer Meinung. Es wird verführt, aber nicht miteinander geschlafen. Männer, Freunde, Frauen, Prinzipien. Dann gibt’s einen Zeitsprung, eine kleine Enthüllung, die man fast verpassen oder nicht checken kann, wenn man nicht sehr gut aufpasst und mitdenkt. Ein paar wunderschöne, winterlich-vorweihnachtliche Stadtbilder zwischendurch. Messe hier. Zweifel da. Lügen eingestreut. Gedehnte Wahrheiten. That's it. That's it?! Nicht ansatzweise. Was hier angestoßen wird über Werte und Moral, über Glaube und Weltanschauung, über Liebe, Standhaftigkeit, Leidenschaft und den Geheimnissen des Lebens vor der „großen“ Liebe - das ist schlicht und ergreifend Erwachsenenkino, wie es kaum besser und anregender und konsequenter geht. Da denkt man noch lange drüber nach. Das reift noch. Das pocht noch. Da erkennt jeder viel wieder. Das kann sehr theoretisch und verquasselt wirken, etwas trocken. Wenn es jedoch gepackt hat und in den Gedanken, auf der Seele getrocknet ist, dann gibt’s kaum persönlich Nachhallenderes. Reichhaltig, reif, Rohmer.
Die Werteverfeindschaft
Fazit: ein noch immer potenter und intelligenter und fordernder Cocktail über einen einsamen Junggesellen, die (Verführungs-)Künste und seine Grenzen. Ganz fein.