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Victor Maynard (Bill Nighy) ist Mitte 50, alleinstehend, unscheinbar und eigentlich eine absolut graue Maus. Das einzig bemerkenswerte an ihm ist sein Beruf, dem er gewissenhaft, gründlich und überaus erfolgreich nachgeht. Einzig die Tatsache, dass er als Profi-Killer arbeitet ist daran etwas negativ.

Viel schlimmer ist für ihn die Tatsache, dass ihn seine Mutter (Eileen Atkins) permanent damit nervt, die Familientradition untergehen zu lassen, da er keine Kinder hat, die diese fortführen können. Die Maynards sind nämlich in der x-ten Generation Profi-Killer!

Als Victor den Auftrag erhält die Betrügerin Rose (Emily Blunt) zu töten zeigt er plötzlich Skrupel und ist auf ein Mal selbst das Zielobjekt von Auftraggeber Ferguson (Rupert Everett). Nachdem er von Andy (Rupert Grint) aus einer gefährlichen Situation gerettet wird befinden sich alle Drei auf der Flucht vor Fergusons Männern.

Das dadurch aufgezwungene Zusammenleben von Victor, Andy und Rose gestaltet sich nicht gerade einfach, doch es zeigt sich, dass genau hier Victors Chance besteht die Familientradition am Leben zu erhalten.

„Wild Target“ von Regisseur Jonathan Lynn ist eine kleine aber unterhaltsame Komödie, die es hierzulande mal wieder nicht auf die Kinoleinwand geschafft hat und stattdessen nur auf DVD ausgewertet wird. Eigentlich schade, denn schlechter als ungefähr 80% der bei uns im Kino laufenden Komödie ist der Streifen auch nicht.

Der Film wartet zwar weder mit großen Stars noch mit infantilem Holzhammer-Humor auf, kann aber mit einer Prise trockenem Humor und seinen gut aufgelegten Darstellern jederzeit mit einer Hollywood-Komödie mithalten.

Die Gag-Dichte ist dabei nicht sehr hoch, meistens herrscht einfach Aufregung und Trubel, den ich nun nicht gerade als sehr komisch empfinde. Speziell aber der Running-Gag mit dem Papagei sorgt für gute Laune und auch der eine oder andere One-Liner kann überzeugen. Hier merkt man schon, dass „Wild Target“ eher etwas Old-School ist und nicht mit einem Stakkato an unter die Gürtellinie zielender Gags aufwarten kann oder auch will. Dies ist zwar ganz angenehm, heutzutage aber etwas ungewohnt und sogar leicht angestaubt wirkend.

Das absolute Plus sind hier die Darsteller. Alle sind überzeugend, sogar der Harry-Potter-Kofferträger Rupert Grint. Richtig gut und mit ordentlich Spiellaune ausgestattet geht hier aber Emily Blunt zu Werke, die ich bisher noch nie so locker aufspielen sah. Sie alleine rechtfertigt schon das Anschauen. Zwar ist ihr Charakter genauso oberflächlich und klischeehaft wie alle anderen angelegt, hat aber den Vorteil das belebende Element des Films zu sein. Blunt weiß dies zu nutzen und sticht dabei alle sie umgebenden Darsteller locker aus.

Bill Nighy zeigt mit der Rolle des Victor (hieß so nicht schon sein Vampir-Charakter in Underworld?) erneut seine Wandlungsfähigkeit und bietet ebenfalls eine gute, wenn auch nicht spektakuläre Leistung. Dies liegt daran, dass sein Charakter zwar einige ganz witzige Szenen vom Script spendiert bekam, er aber einen insgesamt eher drögen und zurückhaltenden Menschen spielt, der gegen die umtriebige Emily Blunt einfach den kürzeren ziehen muß.

Neben den etwas eindimensionalen Charakteren bietet das Script hier eine von Anfang bis Ende vorhersehbare Handlung, die zwar nur knapp 90 Minuten Spielzeit ausfüllt, aber doch einige kleinere Längen aufweist

Hier kommt dann Regisseur Jonathan Lynn ins Spiel. Der Mann ist mit seinen 67 Jahren eigentlich ein Routinier im Business und seine Filmografie ist zwar durchaus lang, qualitativ aber eher durchwachsen. Da stehen sich einerseits Highlights wie seine Arbeit als Drehbuchautor der TV-Serie „Yes, Minister“ und als Regisseur von „Mein Vetter Vinnie“ solchen Rohrkrepierern wie dem lahmen Bruce-Willis-Vehikel „Keine halben Sachen“ oder dem Steve-Martin-Flop „Immer Ärger mit Sergeant Bilko“ gegenüber. Lynn liefert mit „Wild Target“ zwar eine solide handwerkliche Arbeit ab, die es aber nicht schafft Schwächen und einige Durchhänger des Drehbuchs zu kompensieren.

Fazit: „Wild Target“ ist in mancherlei Hinsicht etwas behäbig geraten aber insgesamt als unterhaltsam und humorvoll zu bewerten.

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