Deprimierendstes Männerkino
Paul Newman in seiner wohl bösesten, unheldenhaftesten und bittersten Rolle… Er spielt in diesem tristen und erbarmungslos desillusionierenden Western „Hud“, einen Draufgängercowboy und Onkel eines Jungen, dessen Vater (also seinen Bruder) er durch einen Autounfall auf dem Gewissen hat und der in einer Welt ohne Prinzipien, dafür mit viel Alkohol, Gewalt und Sex, charakterlich vollkommen verloren „seinen Mann steht“ und es sich auch schon längst mit seinem eigenen Vater verspielt hat…
Mir fällt kein weiterer Western ein, der mit „Hud“ vergleichbar ist. Das geht charakterlich, thematisch und sogar gesellschaftspolitisch so weit über sein Genre hinaus, ohne das auf die große Schippe zu legen, dass ich nur staunend genießen kann. Newman ist sensationell und weit, weit entfernt von einem Antiheld. Wirklich eine fiese, aber nicht unrealistische Figur. Doch auch seine filmischen Verwandten, Neffe und Vater, werden großartig dargestellt und sind ausgefeilt, glaubhaft geschrieben. Auch die Frauenfiguren. Jeder Satz sitzt. Jede Aussage zur entstehenden U.S.A. von heute ist bitter und krachend. Die Massenhinrichtung der Rinder werde ich sicher in diesem Leben nicht mehr vergessen. Ein Schocker! Die Bildsprache erinnert eher an Kurosawa oder Bergman als an den durchschnittlichen Spätwestern. Was ich nicht positiver meinen könnte. Unfassbar, wie elegant und kontrastreich das alles aussieht! Und insgesamt ist „Hud“ trotz seiner Bitterkeit und emotionalen Kälte ein einfach mächtiger und essenzieller Western. Empfehlung komplett ohne Einschränkung. Super gut.
Fazit: ein Spätwestern für die Ewigkeit! Über tiefsitzende Probleme, hartgekochte Männer und weichgetretene Gefühle. Hingerichtete Rinder und hoffnungslose Herren. Mit einer schwarzweißen Bildsprache die Ihresgleichen sucht. Fast schon „Kurosawa-like“. Beeindruckend. Vielschichtig. Fesselnd. Und emotional maximal schockierend. Mit weitreichenden Konsequenzen und Fazits zum „Land der unendlichen Möglichkeiten“… „Hud“ ist Schauspieler- und Charakterkino per excellence! Mehr als „nur“ ein Western.