Der Sci-Fi-Horror in der Tradition von „Alien“ ist ein Genre, in dem sich vor allem amerikanische Filmemacher verdient gemacht haben, aber ausgerechnet mit starker deutscher Beteiligung fabrizierte man 2009 „Pandorum“ – sogar fürs Kino.
Wir schreiben das Jahr 2173 und in bester Dark Future Tradition ist Mutter Erde mal wieder ziemlich im Arsch, einer bunten Mischung aus Ressourcenknappheit und Überbevölkerung sei dank. Ein Planet mit erdähnlicher Atmosphäre soll All-Asyl und Rettung sein, weshalb das Schiff Elysium aufbricht, um dort für neuen Lebensraum zu sorgen. Nach dieser kurzen Einführung geht es direkt in medias res, als das Flugteam aus Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quaid) aus dem Kälteschlaf erwacht und das Schiff nicht unbedingt in bester Verfassung vorfindet. Die Fragezeichen blinken auch beim Zuschauer, also geht man gemeinsam mit den Figuren auf Entdeckungsreise.
Problem 1: Die Tür zur Brücke ist verschlossen. Also kraxelt Bower in die Lüftungsschächte, mit der Mission den Schiffsreaktor manuell wieder zu starten, während Payton zurückbleibt. Bis kurz vor Schluss bleiben beide Figuren und Handlungslinien getrennt, Funkt stellt jedoch Verbindung und Austausch her, sodass beide Handlungsstränge nicht völlig isoliert bleiben, sondern sich im Gegenteil mit wichtigen Infos versorgen.
Bower muss feststellen, dass sich so einiges an Bord getan hat: Kannibalistische Mutanten rasen durch die Gänge, einzelne Überlebende haben sich zu Fightern entwickelt. Der Gang zum Reaktor des Schiffes wird zur Suche nach Antworten…
Der Genrefan erkennt hier die bekannten Versatzstücke, angefangen beim Szenario Marke „Alien“ und „Event Horizon“ bis hin zu den Kannibalen in der Tradition jüngerer Werke Marke „I am Legend“ und „Doomsday“. Doch besser gut geklaut als schlecht selbst erfunden und Christian Alvarts Film verströmt B-Flair im besten Sinne. Alles hat den Charme eines mit Liebe gemachten Genrefilms, der auch auf Modell- und Maskentricks zurückgreift, anstatt alles aus dem Rechenknecht hervorzuzaubern. PC-Effekte gibt es natürlich auch und diese brauchen sich vor den großen Hollywoodbrüdern nicht zu verstecken, Schoten wie „I am Legend“ werden sogar in die Tasche gesteckt, nur die Animation der Endsequenz *SPOILER* also oberhalb der Wasseroberfläche *SPOILER ENDE* sieht etwas arg nach Videospiel aus.
Wenn man „Pandorum“ etwas vorwerfen will, dann das, dass er seine Ziele teilweise zu hoch steckt. Sci-Fi-Horror mit Mutanten und Martial Arts, dazu noch Verwirrspiele um Verräter in der Crew, Sinnestäuschungen und leicht philosophische Diskurse über das Raumfahrertum, das ist schon ein ganzer Batzen, denn der Film aber nicht so ganz bewältigen kann, da er sich um einige Erläuterungen drückt und manche Erklärung so schnell und nebensächlich abfrühstückt, dass man bei leichter Unaufmerksamkeit droht sie zu verpassen. Dabei hat der Film durchaus Ideen, gerade die Erleuchtung, wo die Elysium sich gerade befindet, ist ein wirklich gelungener Plottwist.
Doch die erzählerischen Mankos gleicht „Pandorum“ mit ordentlich Tempo aus, denn alle paar Minuten ist hier erneut was los, da bleibt die Zeit zum Hinterfragen erst beim Abspann. Inszenatorisch setzt Alvart in der Tradition der Klassiker auf Düsternis, übertreibt es in einigen extrem dunkel geratenen Szenen vielleicht etwas, aber Spannung und Atmosphäre kann man dem Treiben keinesfalls absprechen – so mag man den Sci-Fi-Horror gerne, wenngleich „Pandorum“ natürlich lauter und keinesfalls so subtil wie Genrereferenz „Alien“ ist.
Allerdings setzt „Pandorum“ weniger auf Suspense und mehr auf Schauwerte, doch wenn die Mutanten losgelassen werden, dann lässt „Pandorum“ die Sau raus: Da wird mit Kampfsporttechniken gegen die Biester gekämpft, die Effektjungs zaubern Nettes aus dem Hut und dank dynamischer Inszenierung treiben die Kampfszenen den Adrenalinpegel erfreulich hoch, in bester Tradition des aktionsreichen B-Films.
Dennis Quaid gewinnt keine Schauspielpreise, liefert aber eine brauchbare Leistung ab, ebenso Ben Foster, der aber in Nebenrollen noch mehr aufzugehen scheint, vor allem wenn er wie in „3:10 to Yuma“ den Psychopathen geben darf. Wenig Screentime hat Cam Gigandet, der sich aber immer mehr zum charismatischen Jungdarsteller mausert, während Antje Traue und Cung Le eher kämpferisch denn schauspielerisch gefragt sind.
Neu ist wenig an „Pandorum“ und ein wenig mehr Versorgung mit Hintergrundinfos wäre nett gewesen, doch für Genrefans liefert Alvarts Film definitiv gelungene Unterhaltung. Etwas krude in seinem Mix, aber stimmig gemacht, schick anzuschauen und mit reichlich Tempo.